Pressemitteilung

02.08.2024
Nr. 25/2024

Tiergesundheit

Weidetiere im Hitzestress: Was (Hobby-) Tierhalter wissen sollten

Große Hitze macht auch Nutztieren wie Rindern, Schafen und Ziegen, Lamas und Alpakas zu schaffen. Das LGL erklärt, auf welche Anzeichen Berufs- und Hobby-Tierhalter achten sollten und wie man bei Weidetieren gegen Hitzestress gegensteuert.

Tiere auf der Weide sind in Bayern ein gewohntes Bild. Doch auch Schafe, Ziegen, Rinder oder sogenannte Neuweltkameliden wie Lamas und Alpakas leiden unter zu großer Hitze. Zwar wissen Tiere instinktiv, was sie tun müssen, um Hitzeschäden zu vermeiden, ihre Möglichkeiten zum Selbstschutz sind jedoch abhängig von den Haltungsbedingungen. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) rät daher allen Tierhalterinnen und Tierhaltern, die hohen sommerlichen Temperaturen immer im Blick zu behalten und insbesondere für ausreichend Schatten und Wasser zu sorgen.

Wie erkenne ich Hitzestress bei Weidetieren?
Abgesehen von den Temperaturen als naheliegendstem Anhaltspunkt ist hier für Tierhalter gute Beobachtungsgabe gefragt. Heimischen Weidetieren ist gemeinsam, dass sie bei Hitze tendenziell weniger fressen und mehr trinken, Schattenplätze und Orte mit Luftzug suchen. Darüber hinaus zeigen verschiedene Tierarten sehr spezielle Verhaltensweisen. So legen sich Rinder gemeinhin nicht mehr hin, um so mehr Strahlungswärme abzugeben und einem möglichen Luftzug eine größere Hautfläche zu bieten. 
Schafe neigen dazu, sich stehend in den Schatten von Bäumen und Sträuchern zu drängen. Fehlen diese, stecken sie stehend ihre Köpfe zum Schutz gegenseitig unter den Bauch. Haben sie die Wahl, verlegen sie das Grasen auf kühlere Tages- und Nachtzeiten, während sie in den heißen Mittagsstunden ruhen. Ist der Hitzestress sehr ausgeprägt, werden Kopf und Hals gestreckt und die Tiere fangen an zu hecheln. 
Auch bei Ziegen kann es bei Hitzestress zu starkem Hecheln mit offenen Maul und heraushängender Zunge kommen. Manchmal ist auch ein verstärkter Speichelfluss zu beobachten. Liegende Ziegen versuchen die Wärmebelastung zu reduzieren, indem sie ihren Nacken langmachen und die Beine vom Körper weg strecken.
Bei Neuweltkameliden erkennt man Hitzestress ebenfalls an einer erhöhten Atemfrequenz und Maulatmung. Zur Regulierung der Wärmeabgabe variieren sie ihre Körperstellung und -haltung, zum Beispiel stellen sie die Hinter- oder die Vorderbeine im Liegen so auf, dass Unterbauch oder Brust zur besseren Luftzirkulation nicht auf dem Boden aufliegen. 

Wie beuge ich als Tierhalter Hitzestress vor?
Eine wichtige Voraussetzung ist ausreichend Beschattung, das heißt alle Tiere müssen zu allen Tageszeiten gleichzeitig einen Schattenplatz aufsuchen und sich hinlegen können. Ist zu wenig Schatten vorhanden, kann es zu Kämpfen um die verfügbaren Plätze kommen. Ist kein natürlicher Witterungsschutz in Form von Bäumen oder Sträuchern vorhanden, muss ein künstlicher Unterstand zur Verfügung gestellt werden. Außerdem muss jederzeit sauberes Wasser angeboten werden, so dass mehrere Tiere gleichzeitig trinken können. Schafe und Neuweltkameliden müssen regelmäßig geschoren werden, der Schurtermin sollte allerdings so gewählt werden, dass die Tiere keinen Sonnenbrand erleiden, aber auch nicht aufgrund einer zu frühen Schur frieren. Bei langanhaltenden Hitzeperioden ist unter Umständen eine Aufstallung in den Mittagsstunden zu empfehlen. Aufregungen durch Umtreiben, Transport oder Behandlung sollten auf kühlere Morgenstunden verschoben werden.

Hintergrundwissen: Warum und ab wann empfinden Tiere Hitzestress?
Ab wann Tiere Hitzestress empfinden, hängt von zahlreichen Faktoren ab, wie der Tierart und Rasse, der Umgebungstemperatur, dem Wind, der Sonneneinstrahlung wie auch der Luftfeuchtigkeit. Aber auch das Alter sowie der individuelle Gesundheits- und Allgemeinzustand sind maßgeblich. So ist die Hitzetoleranz bei erkrankten Tieren und bei Tieren mit gestörtem Allgemeinbefinden niedriger. 
Wiederkäuer (Rinder, Schafe, Ziegen) produzieren viel Eigenwärme. Vor allem bei Milch gebenden Tieren ist die Stoffwechselaktivität und damit die Körperwärmeproduktion sehr hoch. Wiederkäuer haben bereits ab einer Umgebungstemperatur von ca. 25 °C bei einer relativ hohen Luftfeuchtigkeit Hitzestress. Sie können zwar schwitzen, aber sich dadurch nicht genügend abkühlen. 
Ein weiterer Faktor ist das Fell bzw. die Wolle. Wollschafe müssen einmal im Jahr geschoren werden. Auch Lamas und besonders Alpakas haben keinen ausreichenden natürlichen Haarwechsel und müssen je nach rassebedingtem Fellwuchs alle ein bis zwei Jahre geschoren werden. Neuweltkameliden haben zudem kaum Schweißdrüsen, so dass es besonders bei überlangem oder verfilztem Vlies zuem Hitzestau kommen kann.
Auch wichtig zu wissen: Bei intensiver Sonnenbestrahlung können auch bei Weidetieren Sonnenbrände auftreten. Betroffen sind vor allem Ohren, unbehaarte Euter und frisch geschorene Stellen sowie bei Rindern das sogenannte Flotzmaul und bei Schafen und Ziegen jene Tiere mit geringer Pigmentierung. 

Weitere Informationen zum Thema Hitzestress bei Tieren:


Über das LGL
Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) ist die zentrale Fachbehörde des Freistaats Bayern für Lebensmittelsicherheit, Gesundheit, Veterinärwesen und Arbeitsschutz/Produktsicherheit. Als interdisziplinäre, wissenschaftliche Fachbehörde verfolgt das LGL in seinem Handeln stets den „One-Health-Ansatz“ – denn nur gesunde Tiere liefern gesunde Lebensmittel, und nur eine gesunde Umwelt ermöglicht körperliches, geistiges und soziales Wohlergehen.
Daher sind am LGL verschiedene Fachgebiete bewusst unter einem Dach vereint. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommen z. B. aus der Human- und Veterinärmedizin, der Lebensmittelchemie, aus den verschiedenen Ingenieurswissenschaften, der Physik, der Psychologie, der Ernährungswissenschaft, der Chemie oder Biologie. Sie arbeiten über Fachgrenzen hinweg zusammen und betrachten Sachverhalte aus verschiedenen Blickwinkeln.
Auf dem Gebiet der Tiergesundheit umfassen die Aufgaben des LGL die Diagnostik von Tierkrankheiten, deren Prävention und Bekämpfung, den Tierschutz sowie die Überwachung des Verkehrs mit Futter- und Tierarzneimitteln.