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Ein Platz an der Sonne - warum er für Reptilien lebenswichtig ist
Die Terraristik erlebt derzeit in Deutschland einen ungeahnten Aufschwung. Fast jedes Wochenende findet irgendwo eine Reptilienbörse statt und jedes bessere Zoogeschäft hat mittlerweile eine Terraristikabteilung. Leopardgecko, Bartagame, Kornnatter und Co. sind auf dem besten Weg, den Goldhamster im Kinderzimmer abzulösen.
Reptilien - wechselwarme Tiere
Ein großer Teil der Faszination, die Reptilien auslösen, liegt in ihrer Fremdartigkeit begründet. Die Reptilien sind eine uralte Tierklasse, deren Vorfahren, die Dinosaurier, im Erdmittelalter 170 Millionen Jahre lang die Erde beherrschten. Die heute noch lebenden Reptilienarten haben sich seither kaum verändert. Reptilien gelten allgemein als kaltblütige Tiere – im Gegensatz zu den warmblütigen Säugetieren und Vögeln. Dies ist nicht ganz richtig – besser ist die Bezeichnung „wechselwarm“, die ausdrückt, dass die Körpertemperatur von Reptilien in starkem Maße von der Umgebungstemperatur abhängig ist und nur von einigen Arten in einem engen Bereich aktiv beeinflusst werden kann. Reptilien sind also dazu gezwungen, Zonen mit entsprechenden Umgebungstemperaturen aufzusuchen, wenn sie ihre Körpertemperatur verändern müssen, um bestimmte Lebensprozesse zu ermöglichen. Diese Tatsache muss bei der Haltung von Reptilien unbedingt an vorderster Stelle berücksichtigt werden.
Sonnenplätze für eine optimale Verdauung
Bei der Kontrolle von Reptilienhaltungen bei Privatpersonen oder Händlern zeigt sich in diesem Zusammenhang immer wieder ein Problem: die Tiere haben keinen Ihren Ansprüchen genügenden Sonnenplatz, auch wenn ansonsten die Grundtemperatur des Terrariums und seine Einrichtung den Ansprüchen genügt. Wenn man beispielsweise den natürlichen Lebensraum der sehr beliebten häufig gehaltenen Bartagamen (siehe Foto oben), die Trockengebiete Zentralaustraliens, betrachtet, wird das Gemeinte schnell klar. Während hier die Temperaturen nachts stark abfallen, werden tagsüber in der Sonne auf einem Felsen regelmäßig 50 °C und mehr erreicht. An diese Umgebung haben sich die Bartagamen über Jahrtausende hinweg angepasst. Im Darmtrakt dieser Tiere müssen entsprechende Temperaturen erreicht werden, damit die Verdauungsenzyme optimal arbeiten und die Tiere ihr Futter verdauen können. Dazu benötigen die Tiere heiße „Sonnenplätze“, an denen mindestens 45 °C erreicht werden, und die sie aufsuchen können, um sich im wahrsten Sinne des Wortes „aufzuheizen“. Solche Sonnenplätze sind in den Terrarien jedoch leider selten vorhanden. Das Problem liegt auch darin, dass sich kleine Behälter beim Anbieten eines solchen Sonnenplatzes so stark erwärmen, dass die Grundtemperatur für die Tiere insgesamt zu hoch wird. Fehlen solche Sonnenplätze jedoch, laufen der gesamte Stoffwechsel und vor allem die Verdauung auf Sparflamme. Die Tiere sind wenig aktiv und vital, sie zeigen ihre Farben nicht und fressen nicht richtig, weil die entsprechenden Enzyme bei 26 °C (so warm uns das vorkommt!) eben nicht richtig aktiviert sind. Solche Tiere sterben oft aus „ungeklärter“ Ursache irgendwann, nachdem sie über längere Zeiträume immer schwächer wurden.
UV-Licht stärkt die Knochen von Reptilien
Die Sonne in freier Natur hat aber neben der Wärme noch eine andere Funktion: sie liefert UV-Licht. Was beim Menschen für die Bräune sorgt, ist für viele Reptilien aus einem anderen Grund überlebenswichtig: UV-Licht ermöglicht durch Aktivierung des Vitamin D erst einen normalen Knochenstoffwechsel. Fehlt UV-Licht, besteht bei den Tieren ein hohes Risiko für Knochenerkrankungen wie Rachitis oder Osteodystrophie (Knochenerweichung). Bei den betroffenen Tieren werden die Knochen weich und schwellen an; ist der Unterkiefer betroffen, kann er eine gummiartige Konsistenz annehmen, so dass die Tiere nicht mehr fressen können.
Nützliches Zubehör für die Reptilienhaltung
Die Zubehörindustrie hat schon reagiert - mittlerweile gibt es sehr gute Lampen, die sowohl UV-Licht als auch sichtbares Licht und Wärme abstrahlen. Im Sommer sollten Reptilienhalter jede Möglichkeit nutzen, ihren Tieren ein Sonnenbad und den Aufenthalt im Freien zu ermöglichen, da die Kraft der Sonne jedes technische Gerät buchstäblich „in den Schatten“ stellt. Ein Gerät gehört aber auf jeden Fall in die Hand eines jeden Reptilienhalters: ein Thermometer, das es erlaubt, die Temperatur an verschiedenen Stellen im Terrarium problemlos zu messen (Beispielgerät siehe Bild rechts). Waren solche Geräte noch vor wenigen Jahren unbezahlbar, sind sie heute für wenig Geld in jedem Elektronikmarkt oder Versandhandel verfügbar. Nur damit ist es möglich, Einrichtung und Beleuchtung eines Terrariums so zu gestalten, dass die Bedürfnisse der Tiere erfüllt werden und ihre Haltung im Einklang mit den Bestimmungen des Tierschutzgesetzes steht. Gar nicht davon zu reden, dass gesunde und vitale Tiere Freude machen!