Forschungsprojekt: EHEC-Surveillance
Kurzbeschreibung:
Im April 1996 wurde eine Surveillance für Infektionen mit enterohämorrhagischen Escherichia coli (EHEC) und Erkrankungen an hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS) in Bayern eingeführt. Ab diesem Zeitpunkt meldeten die Gesundheitsämter EHEC-Infektionen per Fragebogen an das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), die Daten wurden in einer Datenbank erfasst.
Laufzeit: Bis Herbst 2003
Methoden: Die Falldefinition einer EHEC-Infektion oder HUS-Erkrankung für die bayerische Surveillance war erfüllt bei Vorliegen eines positiven ELISA-Tests und/oder positiven PCR-Ergebnisses, oder bei Vorliegen mindestens eines der drei HUS-Symptome (Thrombozytopenie, hämolytische Anämie, Nierenversagen). Bei erfüllter Falldefinition wurde vom zuständigen Gesundheitsamt ein standardisierter Fragebogen mit Angaben zu Demographie, Art und Schweregrad der Erkrankung, Laborbefunden und Risikofaktoren ausgefüllt.
Ergebnisse: Im 7-Jahreszeitraum von April 1996 bis März 2003 wurden in Bayern über diese Surveillance insgesamt 2439 EHEC-Infektionen erfasst. Dies entspricht einer jährlichen kumulativen Inzidenz (IC) in der bayerischen Bevölkerung von 2,86 Infizierten pro 100.000 Einwohner (EW). Klinische Symptome lagen in 68% der Fälle vor (n=1656, Altersmedian 2 Jahre), die entsprechende IC lag bei 1,94 EHEC-Erkrankten pro 100.000 EW. HUS (incl inkomplettes HUS) wurde für 8,6% aller symptomatischen EHEC-Infektionen gemeldet (n=143, davon HUS: n=107, inkomplettes HUS: n=36, Altersmedian 2 Jahre). In diesem Zeitraum wurden zusätzlich zu den Erkrankungen 783 asymptomatische EHEC-Infektionen übermittelt (Altersmedian 24 Jahre). Es fanden sich deutliche regionale Unterschiede: So lag die höchste IC aller gemeldeten EHEC-Infektionen mit 4,06 pro 100.000 EW im Regierungsbezirk Oberbayern, in Oberfranken wurde die geringste IC von 1,27 ermittelt. Im Vergleich dazu lagen die IC für symptomatische Infektionen auf Regierungsbezirkebene zwischen 0,77 in Oberfranken und 2,83 in Oberbayern. Eine Serotypisierung der EHEC-Erreger konnte in 57% der asymptomatischen Infektionen und in 64% der Erkrankungen durchgeführt werden. Bei HUS-Erkrankungen konnte bei 73% der Serotyp O157 nachgewiesen werden, sofern ein Serotypisierungsergebnis vorlag. Im Vergleich dazu wurde bei den übrigen symptomatischen EHEC-Erkrankungen der Serotyp O157 in 25% und bei den asymptomatischen EHEC-Infektionen in 18% nachgewiesen. Weitere häufig gefundene Serotypen waren O26, O103 oder O111.
Dieses Forschungsprojekt wurde Ende 2003 in die EHEC-Surveillance nach dem neuen Infektionsschutzgesetz (IfSG) sowie eine in Bayern neu eingeführte intensivierte HUS-Surveillance überführt.