Studien zur Wirksamkeit von präventiven und gesundheitsfördernden Maßnahmen
Selbstständige und Mitarbeitende in Klein(st)unternehmen
Bisher gibt es keine umfassende Übersicht über Studien zur Wirksamkeit von präventiven und gesundheitsfördernden Maßnahmen für Selbständige und Beschäftigte in Klein(st)unternehmen. Daher wurde am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) eine systematische Übersichtsarbeit durchgeführt, für die insgesamt sechs randomisierte Studien von fast 8.000 gescreenten Publikationen eingeschlossen wurden. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass angeleitete Programme zur Gesundheitsförderung mit Lebensstilinterventionen, wie Schulungen und Telefonberatungen zum Umgang mit Stress, oder Yoga das Potenzial haben, das Stresslevel von Beschäftigten in Klein(st)unternehmen zu reduzieren und deren körperliche Aktivität zu steigern. Es bestehen jedoch weiterhin viele Unklarheiten und daher großer Forschungsbedarf, um für diese heterogene Zielgruppe in Deutschland und insbesondere in Bayern präventive und gesundheitsfördernde Effekte von Interventionen besser beurteilen zu können.
Pflegende Angehörige
Für pflegende Angehörige in Deutschland existierte bisher keine zusammenfassende Darstellung hiesiger Interventionsstudien zur Gesundheitsförderung und Prävention psychischer und körperlicher Krankheiten. Am LGL wurde eine systematische Übersichtsarbeit durchgeführt, für die insgesamt 10 Studien von über 4.000 gescreenten Publikationen eingeschlossen und bewertet werden konnten. Die Ergebnisse der Meta-Analysen (d. h. gemeinsame statistische Analysen mehrerer Einzelstudien) geben Hinweise darauf, dass Mehrkomponenten-Interventionen (Maßnahme, die aus verschiedenen inhaltlichen Komponenten besteht, wie z. B. Wissens- und Informationsvermittlung oder Bewegungs- und Unterstützungsangebote) die psychische Lebensqualität der pflegenden Angehörigen auch über den Interventionszeitraum hinaus verbessern können – sie hatten jedoch keinen Einfluss auf depressive Symptome. Dagegen scheinen verhaltenstherapeutische Interventionen für pflegende Angehörige depressive Symptome zu reduzieren, wenn auch nur in geringem Ausmaß und nicht langfristig. Für Deutschland und insbesondere Bayern werden dringend längere, größere und qualitativ hochwertige randomisierte Interventionsstudien zur Evaluation präventiver und gesundheitsfördernder Ansätze benötigt, um deren Nutzen für die weiter zunehmende Gruppe der pflegenden Angehörigen besser beurteilen zu können.
Ausblick
Auf Basis der systematischen Übersichtsarbeiten zu Interventionen wird das Institut für Evidenzbasierte Kurortmedizin und Gesundheitsförderung (IKOM) am LGL ab 2024 mit Universitäten, Kurorten, Kostenträgern und den Interessensvertretern der beiden Zielgruppen zusammenarbeiten, Befragungen erstellen und selbst neue Langzeitinterventionsstudien erarbeiten und durchführen.
Literatur
Willeke, K., Janson, P., Kirchner, A., Tischer, C., D’Souza, A., Heuschmann, P., Zapf, A., Wildner, Manfred., Stupp, C., Keil, T. (2024). Effects of occupational health promotion interventions on health-related outcomes among employees of small businesses and self-employed individuals: A systematic review. Work Preprint: 1-17. DOI: 10.3233/WOR-230441
Janson, P., Hung C., Willeke K., Frisch, D., Berghöfer, A., Heuschmann, P., Zapf, A., Wildner, M., Stupp, C. & Keil, T. (2024). Wie wirksam sind nicht-pharmakologische Interventionen für pflegende Angehörige? Ein systematisches Review mit Metaanalysen. Das Gesundheitswesen. DOI: 10.1055/a-2340-1560
Mehr zu diesem Thema
Allgemeine Informationen zum Thema
- Gesundheitsberichterstattung (GBE)
- Institut für Evidenzbasierte Kurortmedizin und Gesundheitsförderung (IKOM)
- Jahresbericht 2021/22: Gesundheitliche Belastungen von Selbstständigen und Mitarbeitenden in Klein(st)unternehmen