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Metastasierungsprozess und Progressionsformen
Prof. Dr. Jutta Engel, Tumorregister München (TRM) im Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie (IBE), Klinikum Großhadern:
Je nach Klassifikation können heute bis zu 200 verschiedene Krebserkrankungen unterschieden werden. Allein in PubMed sind 2012 mehr als 123.000 Publikationen mit dem medical subject heading (MeSH) „neoplasm“ erschienen. Die höchste Form der Wissensverdichtung ist eine Modellbildung. Ein Modell, das falsifizierbar sein muss, ist umso besser, je weniger Annahmen es benötigt und je mehr Antworten und Hypothesen abzuleiten sind. Zum Metastasierungsprozess hat das TRM aus klinischen Daten und der Literatur eine sehr einfache Hypothese abgeleitet:
Abbildung: Hypothesen zur Metastasierung (MET) bei soliden Tumoren [1-3]
Aus der einfachen Hypothese, dass nur der Primärtumor Sekundärherde initiieren kann, folgen die Hypothesen zu den lokalen, regionären und organspezifischen Infiltrationen. Charakteristika dieses Prozesses sind die Gültigkeit für alle soliden Primärtumoren, die jeweils sehr heterogen sein können. Die Initiierung von Sekundärherden erfolgt, wenn überhaupt, sequentiell, sowohl bei einem Patienten als auch in einer Kohorte. Diese Sekundärherde werden schnell initiiert, ohne lange Zirkulation oder Wachstumspausen. Genetisch gleich ausgestattete Zellen initiieren Herde, die sehr homogen wachsen. Dieses Modell wird auch zunehmend durch die Gesamtgenom-sequenzierung gestützt. Der Nutzen der Metastasenchirurgie und deren Indikationen, Früherkennungsmaßnahmen, Wirkungsweise adjuvanter Therapien, deren Dauer und damit wahrscheinliche Übertherapien lassen sich aus dieser einfachen Hypothese ableiten und die jeweiligen Beobachtungen damit erklären. Die Bedeutung für die Forschungsplanung und Versorgungsforschung ist selbsterklärend. Mit abstrahierendem logischem Denken lassen sich im Sinne der translationalen Medizin direkt Folgerungen für das ärztliche Handeln ableiten und einschlägige Forschungsrichtungen bezüglich des Erfolgs beurteilen.
Referenzen:
1 Hölzel D, Eckel R, Emeny RT, Engel J. Distant metastases do not metastasize.Cancer. Metastasis Rev 2010;29:737
2 Hölzel D, Emeny RT, Engel J. True local recurrences do not metastasize.Cancer Metastasis Rev 2011;30:161
3 Engel J, Emeny RT, Hölzel D. Positive lymph nodes do not metastasize.Cancer Metastasis Rev 2012;31:23
Projekt
Positive lymph nodes do not metastasize
Mehr zu diesem Thema
Allgemeine Informationen
- Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), Tumorregister München (TRM) am Tumorzentrum im Klinikum Großhadern
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