Technische Universität München (TUM), Institut für Allgemeinmedizin

Über uns

Der Lehrstuhl für Allgemeinmedizin wurde als Stiftungslehrstuhl der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns und der AOK Bayern an der Medizinischen Fakultät der TU München, Klinikum rechts der Isar, zum 1.7.2009 mit Prof. Dr. med. Antonius Schneider besetzt. Seit dieser Zeit wird der Bereich Versorgungsforschung kontinuierlich weiterentwickelt. Die zentralen Aspekte liegen naturgemäß auf dem hausärztlichen Versorgungsbereich. Schwerpunkte bilden zum einen diagnostische Studien, da die Erstellung einer korrekten Diagnose eine der zentralen Herausforderungen in der hausärztlichen Medizin darstellt (Diagnostische Unschärfe). Zum einen können sich hinter einem Symptom zahlreiche Erkrankungen verbergen, zum anderen müssen neben den organmedizinischen Erkrankungen auch die psychischen Aspekte berücksichtigt werden, wenn Hausärzte den Patienten im Sinne eines ganzheitlichen bio-psycho-sozialen Ansatzes gerecht werden wollen. Darüber hinaus weisen Patienten mit einer erhöhten psychischen Komorbidität eine erhöhte Inanspruchnahme von Leistungen im Gesundheitswesen auf, wie vor allem aus internationalen Studien bekannt ist. Diese sogenannte Utilisierung ist sowohl im Hinblick auf den Ressourcenverbrauch problematisch, als auch potentiell gefährlich für die Patienten, da durch wiederholte diagnostische Untersuchungen (z.B. Biopsien, radiologische Untersuchungen) die Patienten geschädigt werden können. Die Bedeutung der psychischen Komorbidität für den hausärztlichen Kontext in Deutschland war bisher im Wesentlichen unklar. Eine Beschreibung der deutschen Verhältnisse ist jedoch von hoher Bedeutung, da die hausärztliche Versorgung einige Besonderheiten im Vergleich zu anderen internationalen Gesundheitssystemen aufweist. Beispielsweise ist die hausärztliche Kontaktrate in Deutschland außerordentlich hoch, sie liegt bei durchschnittlich 250 Arzt-Patient-Kontakten wöchentlich – in anderen Länder wie Australien, England oder Kanada ist die Kontaktrate nur halb so hoch. Ursächlich hierfür ist vermutlich das quartalsbasierte Abrechnungssystem, das letztlich auch eine erhöhte Inanspruchnahme begünstigen könnte. Am Institut für Allgemeinmedizin werden Untersuchungen durchgeführt, um die Bedeutung der psychischen Komorbidität für den hausärztlichen Behandlungskontext und für die Versorgungssteuerung besser zu verstehen und damit den Umgang mit diesen Patienten optimieren zu können.
Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt liegt im Bereich Routinedatenanalyse, die eine Beschreibung des breiten Versorgungsgeschehens ermöglicht. Besondere Herausforderungen ergeben sich dadurch, dass die zu analysierenden Daten nicht zu Forschungszwecken dokumentiert werden, sondern im Rahmen von Routinetätigkeiten, also vor allem bei Abrechnungs- und Qualitätsmanagementprozessen anfallen. Dadurch sind die Daten nicht einfach abrufbar wie bei einer Forschungsdatenbank sondern müssen entsprechend aufbereitet werden, um sie einer strukturierten Analyse zuführen zu können. Darüber hinaus variiert auch die Dokumentationsqualität, so dass Analysen sehr vorsichtig durchgeführt werden müssen, um Bias zu vermeiden. Auch die resultierenden Ergebnisse müssen mit Umsicht interpretiert werden. Die Auswertung der Disease Management Programme (DMP) ist hierbei noch verhältnismäßig einfach, da die Dokumentation strukturiert erfolgt. Derzeit werden in Kooperation mit der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns die DMPs Asthma, COPD, KHK und Diabetes Typ 2 am Institut für Allgemeinmedizin ausgewertet. Ein weiteres Projekt wird derzeit vom Zentralinstitut der Kassenärztlichen Vereinigungen (ZI) gefördert. Im Rahmen dieses Projekts werden die Auswirkungen der Steuerungsfunktionen durch den Hausarzt anhand der Routinedaten der gesetzlich versicherten Menschen in Bayern analysiert. Letztlich soll hierbei ermittelt werden, wie sich die Inanspruchnahme von ärztlichen Leistungen bei Patienten aus dem städtischen und ländlichen Raum unterscheidet. Darüber hinaus sollen Charakteristika von sogenannten „Doctor-Hopper“ / „Doctor-Shopper“ herausgearbeitet werden.
Abschließend wird auf Arbeiten zum Thema „hausärztlicher Nachwuchs“ verwiesen. Am Institut werden die Motivationslagen und Haltungen des ärztlichen Nachwuchses zum Beruf des Allgemeinarztes untersucht. Ziel ist es, die Wünsche und Bedürfnisse der nachwachsenden Medizinergeneration beschreiben zu können, um entsprechend Anregungen zur Optimierung der hausärztlichen Berufsausübung geben zu können.

Stand der Versorgungsforschung

Schwerpunkte der Versorgungsforschung

Herausforderungen für die Versorgungsforschung

Veröffentlichungen

Mehr zu diesem Thema

Allgemeine Informationen zum Thema