Hand-Fuß-Mund-Krankheit (HFMK) – Bayerische Studie am LGL 2013
Hand-Fuß-Mund-Krankheit (HFMK) – Bayerische Studie am LGL 2013
In den Sommer- und Herbstmonaten 2013 wurde am LGL eine Studie zur HFMK durchgeführt. Ziel war es, neue Erkenntnisse zum Vorkommen und zur Symptomatik der Erkrankung in Bayern sowie zu den verursachenden Enteroviren zu gewinnen.
Vom 1.6.2013 bis 7.11.2013 schickten bayerische Gesundheitsämter und niedergelassene Ärzte Proben von 93 Patienten mit klinischem Verdacht auf HFMK ans LGL.
Patientenkollektiv
Wie in Abb. 1 zu erkennen, wiesen v.a. Kleinkinder (0-2 Jahre) die typische HFMK-Symptomatik auf (61/93; 66%). Weitere 26% der Patienten waren 3-8 Jahre alt. Auch im Erwachsenenalter traten vereinzelte Fälle auf.
Abb. 1 Altersverteilung der 93 Patienten mit HFMK-Symptomatik
Labor-Diagnostik
Die eingesandten Proben wurden mittels verschiedener PCR-Verfahren mit gegebenenfalls anschließender Sequenzierung und mittels Virusanzucht in Zellen mit nachfolgender Virusisolierung und -typisierung untersucht. Bei 66/93 (71%) Patienten konnte ein Virus nachgewiesen werden. 27/93 (29%) der Proben waren negativ mit unseren Analysemethoden.
Nach erfolgreicher Virusanzucht in Vero- bzw. Rhabdomyosarkom (RD)-Zellen und nachfolgender Virusisolierung wurden in einem Standard-Neutralisationstest mit enterovirusspezifischen, kombinierten gepoolten Antiseren, 28 Proben untersucht. In 3 Proben (11%) wurden Adenoviren nachgewiesen. Weiter wurden folgende Enteroviren detektiert: 4mal (14%) Coxsackievirus A16, 4mal (14%) Echovirus 30, 1mal (4%) Echovirus 27 und 1mal (4%) Echovirus 6. 15 (54%) Isolate konnten nicht typisiert werden. Dahinter könnten sich Enterovirus 71 (EV71), Coxsackievirus A4, Coxsackievirus A6 oder Coxsackievirus A 10 verbergen, die nicht im angewandten Neutralisationstest nachgewiesen werden können (Abb. 2).
Abb. 2 Mittels Neutralisationstest wurden 28 Proben typisiert.
Parallel zu diesen Untersuchungen wurden alle Proben, die in der nested PCR der 5’NTR-Region positiv waren, sequenziert. 57/61 (93%) dieser Proben ergaben auswertbare Sequenzen. 36 davon konnten eindeutig einzelnen Viren zugeordnet werden. Unter diesen 57 Proben ergab sich folgende Verteilung: 13 (23%) Enterovirus 71, 11 (19%) Coxsackievirus A16, 6 (11%) Coxsackievirus A6, 3 (5%) Coxsackievirus A10 und jeweils 1 (2%) Coxsackievirus A2, Echovirus 18, Echovirus 30 (Abb. 3).
Abb. 3 Ergebnisse der Sequenzanalysen des 5‘NTR-Bereichs von 57 eingesandten Proben nach positiver nested PCR
Ein Zusammenhang zwischen Alter und Virustyp konnte nicht festgestellt werden (nicht dargestellt). Interessant erscheint, dass ein 57-jähriger Patient mit Enterovirus 71 infiziert war.
Symptomatik der HFMK
Im Falle positiv befundeter Proben wurde ein Fragebogen an die Ärzte verschickt mit der Bitte, klinische und epidemiologische Angaben zu den jeweiligen Patienten zu machen. Die Rücklaufquote der Fragebögen betrug 83% (55/66).
Die Auswertung der Fragebögen ergab, dass 26 von 55 Patienten (47%) innerhalb von 8 Tagen gesund wurden, 12 (22%) nach 9-14 Tagen und jeweils 1 (2%) nach 18 bzw. 28 Tagen. 15 Personen machten dazu keine Angabe.
51 (93%) Patienten wurden symptomatisch behandelt, 4 (7%) wurden nicht behandelt.
18 (33%) der Patienten machten Angaben zum Infektionsweg, darunter Kindergarten (8/18; 44%), Kindergrippe (7/18; 39%) und Kontakt zu verwandten Personen (4/18; 22%) (Mehrfachnennung möglich).
73% aller Patienten entwickelten Exantheme an Hand oder Fuß, 67% in der Mundhöhle und 45% in der Anogenitalregion, an Knie oder Ellenbogen. An geringem Appetit litten 73% der Patienten; 67% war unwohl und 58% hatten Fieber (Abb. 4).
Abb.4 Symptomatik von 55 Patienten, die an HFMK erkrankten. AKE: Anogenitalregion, Knie und/oder Ellenbogen; FZ: Fuß- und/oder Fingernägel
Einer der neun eindeutig mit EV 71 infizierten Patienten hatte eine aseptische Meningitis (11%). Patienten mit einer EV 71 Infektion hatten seltener Fieber, wurden jedoch häufiger ins Krankenhaus eingewiesen.
Coxsackievirus A16 schien vermehrt Mundexantheme zu verursachen.
Über Halsschmerzen und geringen Appetit klagten gehäuft Coxsackievirus A4 infizierte Patienten. All diese Patienten entwickelten Exantheme an Händen und/oder Füßen.
Zusammenfassung
HFMK wurde durch verschiedene Typen von Enteroviren verursacht. In Bayern waren im Sommer/Herbst 2013 hauptsächlich EV 71, Coxsackievirus A16, Coxsackievirus A6, Coxsackievirus A10 ursächlich für die Erkrankung.
Besonders Kleinkinder (0-2 Jahre) erkrankten an HFMK. Bisherige Daten zeigten, dass v.a. Vorschul- und Schulkinder von HFMK betroffen sind. Unsere Ergebnisse zeigen eine Verschiebung zu jüngeren Kindern auf. Dies könnte eventuell durch einen früheren Betreuungsbeginn in Kindereinrichtungen erklärt werden. Weniger häufig infizierten sich Kinder bis zu einem Alter von ca. 8 Jahren. In seltenen Fällen steckten sich auch Erwachsene an. Die Erkrankung heilte meist innerhalb von 8-14 Tagen aus. Eine Behandlung erfolgte, wenn überhaupt, symptomatisch.
Im Gegensatz zu den asiatischen Ländern verlief in Bayern die Erkrankung recht mild, mit Ausbildung von Exanthemen im Hand-, Fuß-, Mundbereich, aber auch im Anogenitalbereich, an Knien und Ellenbogen. Neben geringem Appetit und Unwohlsein trat Fieber auf. In seltenen Fällen war ein Klinikaufenthalt notwendig. Komplikationen z. B. in Form von einer Meningitis traten sehr selten auf.
Präventiv kann durch gute Händehygiene das Infektionsrisiko gesenkt werden. Entscheidend ist ein ausreichend langes und sorgfältiges Händewaschen mit Seife nach dem Toilettengang und nach dem Windelwechseln. Enger Kontakt zu Erkrankten sollte soweit wie möglich reduziert werden.
Verschmutzte Gegenstände und Oberflächen sollten gründlich nach Maßgabe des Hygieneplans für öffentliche Einrichtungen gereinigt werden.
Dr. Susanne Heinzinger
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
GE2.1 - Humanvirologie/Serologie
Veterinärstraße 2
85764 Oberschleißheim
Tel.: 09131/6808-5380
Fax: 09131/6808-5183
E-Mail: Susanne.Heinzinger@lgl.bayern.de