Public Health Mikrobiologie
Public Health Mikrobiologie (PHM) ist eine noch sehr junge Fachrichtung aus dem Bereich der Medizinischen Mikrobiologie. Nach Definition des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) umfasst sie als Querschnittsdisziplin im Sinne des One health-Ansatzes die Felder Medizinische Mikrobiologie im Humanbereich, Veterinär-, Lebensmittel-, Wasser- und Umweltmikrobiologe und verzahnt mikrobiologische Labormethoden, Infektionsepidemiologie und klinische Medizin. Im Gegensatz zur Klinischen Mikrobiologie hat sie nicht den Einzelpatienten, sondern menschliche Populationen auf lokaler, nationaler oder globaler Ebene im Blick. Hierzu benötigt sie spezifische Labormethoden, insbesondere im Bereich der molekularen Feintypisierung von Krankheitserregern. Die Entwicklung verschiedener Typisierungsmethoden wie Multi Locus Sequence Typing (MLST) oder Next Generation Sequencing (NGS) ermöglicht die wechselseitige Unterstützung von Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie vor allem in der Infektionssurveillance und bei der Aufklärung von Krankheitsausbrüchen, die durch Infektionserreger verursacht werden. Zur Erfüllung der Anforderungen, die im Rahmen der menschlichen und tierischen Gesundheit, der Lebensmittelsicherheit und der Umweltmedizin an PHM gestellt werden, ist ein funktionierendes und stabiles Netzwerk entsprechender PHM- und Referenzlaboratorien notwendig. Aufgrund der Neuartigkeit der angewandten Methoden und des breiten Spektrums an Infektionserregern besteht ungeheurer Forschungsbedarf in diesem sich sehr rasch entwickelnden Feld.
Die PHM-Laboratorien im Bereich der Humanmedizin am LGL sind Gründungsmitglied in der seit 2017 bestehenden European Study Group on Public Health Microbiology (ESGPHM) der European Society of Clinical Microbiology and Infectious Diseases (ESCMID) und anerkannte Ausbildungsstätte im European Public Health-Microbiology (EUPHEM)-Programm des ECDC. Der Leiter der humanmedizinischen PHM-Laboratorien am LGL ist derzeit Vorsitzender des EUPHEM Training Site Forum, dem Gremium aller im EUPHEM-Programm vertretenen Ausbildungszentren. Das LGL war europaweit das erste Public Health Institut, in dem die beiden komplementären Disziplinen PHM und Infektionsepidemiologie in einer Organisationseinheit zusammengefasst wurden.
Mit der erfolgreichen Einführung von NGS in den beiden am LGL befindlichen Referenzlaboratorien für Borrelien (Nationales Referenzzentrum) bzw. Diphtherie (Konsiliarlabor) und den PHM-Laboratorien wie auch der Einbindung in die entsprechenden Labornetzwerke auf nationaler (RKI-Netzwerk) und internationaler (ESCMID, ECDC) Ebene gehört das LGL zu den führenden PHM-Laboratorien in Europa.