Leptospirose-Ausbruch in Zusammenhang mit der Haltung von Farbratten

Signet Jahresbericht 2023

Abstract

Fälle von Leptospirose treten meist sporadisch und selten im Rahmen von Ausbruchsgeschehen auf. Im Jahr 2023 wurde ein Ausbruch im Zusammenhang mit der Haltung von Farbratten bekannt. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) initiierte in Zusammenarbeit mit weiteren Behörden eine Ausbruchsuntersuchung, um das Ausmaß des Ausbruchs zu bestimmen und weitere Fälle zu verhindern.

Hintergrund

Leptospirose ist eine Infektionskrankheit, die durch Bakterien (Leptospiren) verursacht wird. Die Symptome einer Leptospirose reichen von Grippesymptomatik bis zu schweren Erkrankungen, z. B. Hirnhautentzündung, Leber- und Nierenversagen. Nagetiere sind das bedeutendste natürliche Reservoir für Leptospiren. Infizierte Reservoir-Tiere erkranken in der Regel nicht, scheiden den Erreger aber über den Urin aus. Die Übertragung auf Menschen erfolgt durch die Ausscheidungen infizierter Tiere (direkt und indirekt) sowie durch kontaminiertes Wasser, wobei die Leptospiren über Hautverletzungen oder die Schleimhäute in den Organismus gelangen. In Bayern wurden im Zeitraum 2019 - 2023 zwischen 25 und 58 Fälle jährlich gemeldet. Ausbrüche sind sehr selten und wurden in Deutschland bisher in Zusammenhang mit Outdoor-Sportveranstaltungen oder Erntearbeiten beobachtet.

Ergebnisse

Im Sommer 2023 wurde dem LGL ein Bundesland-übergreifender Ausbruch von Leptospirose bekannt: zwischen Juni 2022 und Juli 2023 erkrankten 4 Halterinnen und Halter von Farbratten aus Bayern und Hessen an Leptospirose. Alle Farbratten stammten aus der gleichen Zucht. Bereits im Juni 2022 erkrankte die züchtende Person aus dem Raum Würzburg, zwischen Februar und Juli 2023 wurden 3 weitere Fälle bekannt. Unabhängig von der Erkrankung der züchtenden Person, hatte das örtliche Veterinäramt im Juli 2022 Mängel bei der Haltung festgestellt und über 100 Tiere beschlagnahmt. Sie wurden im Tierheim Würzburg untergebracht und von dort an Personen in Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen, Hessen und das Tierheim München vermittelt. Die züchtende Person verkaufte zudem Ratten über die Verkaufsplattform „Kleinanzeigen“.

Maßnahmen

Nachdem bekannt wurde, dass die Erkrankungsfälle in Zusammenhang mit der Rattenzucht standen, initiierte das LGL eine aktive Fallsuche unter den neuen Tierhaltenden und Tierheimmitarbeitenden. Ziel war es, das Ausmaß des Ausbruchs zu ermitteln und weitere Fälle zu verhindern. Zunächst kontaktierte das LGL alle bekannten neuen Farbrattenbesitzerinnen und –besitzer telefonisch, um sie über das potentielle Infektionsrisiko, die Notwendigkeit zur Testung der Tiere und Schutzmaßnahmen zu informieren. In Zusammenarbeit mit dem Robert Koch-Institut, dem Friedrich-Loeffler-Institut, weiteren beteiligten Landesstellen und dem Konsiliarlabor für Leptospiren am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), erstellte das LGL einen Fragebogen und ein Informationsschreiben, welche an alle betroffenen Tierhaltenden versendet wurden. Am BfR wurden kostenfreie Urinuntersuchungen durchgeführt, um akute Leptospiren-Infektionen bei den Tieren nachzuweisen. Halterinnen und Haltern, deren Haushaltsmitgliedern und dem Tierheimpersonal wurde eine Blutuntersuchung angeboten, um zurückliegende Infektionen nachzuweisen. Zeitgleich führten die Gesundheitsämter in Bayern und Hessen bei Leptospirose-Fällen aus den Jahren 2022 und 2023 Nachermittlungen zu Rattenkontakt durch.

Fazit

In Zusammenarbeit mit den zuständigen Veterinär- und Gesundheitsbehörden konnten zeitnah 42 neue Besitzerinnen und Besitzer kontaktiert sowie 29 Personen und 46 Ratten auf Infektionen getestet werden. Es wurden bei 8 Personen Leptospiren-Antikörper detektiert und 9 Farbratten positiv getestet. Durch Therapie oder Entnahme infizierter Tiere konnte das Infektionsrisiko für die Tierhaltenden ausgeräumt werden. Es traten keine weiteren Fälle auf. Um zukünftig Infektionen zu verhindern, sollten über das Infektionspotential von Nagern sensibilisiert werden und vor Aufnahme in einen Haushalt eine Testung der Tiere erwogen werden, insbesondere auch bei privaten Käufen.