Tuberkulose-Situation in Bayern 2018

Im Jahr 2018 wurden nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) insgesamt 829 Tuberkulosefälle an das LGL übermittelt (Datenquelle SurvNet, Datenstand 01.03.2019). Diese Fallzahl entspricht einer Inzidenz von 6,38 Fällen pro 100.000 Einwohner.

Zeitlicher Verlauf

Die Meldezahlen waren seit dem Jahr 2002 mit über 1100 Neuerkrankungen bis zum Jahr 2007 fast kontinuierlich zurückgegangen. In den Jahren 2007 bis 2014 bewegte sich die jährliche Fallzahl mit geringen Schwankungen auf einem Plateau zwischen ca. 600-700 Meldungen. Für das Jahr 2015 war aufgrund der Migrationsbewegungen mit 1043 Fällen gegenüber 690 Fällen im Vorjahr erstmals wieder eine deutliche Zunahme der Meldungen auf ein ähnlich hohes Niveau wie zuletzt im Jahr 2003 zu beobachten. Während im Jahr 2016 mit 1032 Fällen noch eine ähnlich hohe Anzahl zu verzeichnen war, ergab sich ab dem Jahr 2017 ein Rückgang auf 854 Fälle, im Jahr 2018 auf 829 Fälle (Abb.1).


In einem Säulendiagramm sind die gemeldeten Tuberkulose-Neuerkrankungen in Bayern für die Jahre 2001 bis 2018 dargestellt. Bild vergrössern

Abb. 1: Anzahl übermittelter Fälle von Tuberkulose in Bayern für die Meldejahre 2001-2018 (Datenquelle: SurvNet; Datenstand: 01.03.2019)


Geographische Verteilung

Die höchste Tuberkulose-Inzidenz in Bayern wurde im Jahr 2018 im Regierungsbezirk Oberfranken verzeichnet mit 8,9 Fällen pro 100.000 Einwohner. Die niedrigste Inzidenz mit 4,35 Fällen pro 100.000 Einwohner wies die Oberpfalz auf. Die Inzidenz für Bayern betrug 6,38 Fälle pro 100.000 Einwohner (s. Tabelle 1).

Tab. 1: Anzahl und Inzidenz (Fälle/100.000 Einwohner) übermittelter Fälle von Tuberkulose in Bayern 2018 aufgeschlüsselt nach Regierungsbezirken (Datenquelle: SurvNet; Datenstand: 01.03.2019)

Regierungsbezirk 2018
Anzahl (n) Inzidenz
 Mittelfranken 138 7,84
 Niederbayern 67 5,45
 Oberbayern 275 5,91
 Oberfranken 95 8,9
 Oberpfalz 48 4,35
 Schwaben 127 6,78
 Unterfranken 79 6,02
Bayern gesamt 829 6,38

Demographische Verteilung

Insgesamt 21 Fälle (2,4% aller gemeldeten Fälle) wurden bei Kindern unter 15 Jahren verzeichnet. Wie in den Vorjahren traten auch 2018 Tuberkulose-Erkrankungen deutlich häufiger bei Männern als bei Frauen auf (567 gegenüber 256 Erkrankungsfällen). Die Inzidenz war für Tuberkulose-Fälle männlichen Geschlechts mit 8,82 Fällen/100.000 Einwohner mehr als doppelt so hoch wie für weibliche Fälle (3,9 /100.000). Inzidenzgipfel zeigten sich bei beiden Geschlechtern in der Altersgruppe 20-25 Jahre, gefolgt von 15-19jährigen Männern, der Altersgruppe der 25-29jährigen beiderlei Geschlechts sowie einem deutlich schwächeren Gipfel bei Männern in der Altersgruppe ab 80 Jahren (s. Abbildung 2).

In einem Säulendiagramm sind die Tuberkulose-Inzidenzen in Bayern (d.h. Fälle pro 100.000 Einwohner) für das Meldejahr 2018 aufgeschlüsselt nach Altersgruppen und Geschlecht  dargestellt. Bild vergrössern

Abb. 2: Inzidenz (Fälle/100.000 Einwohner) übermittelter Fälle von Tuberkulose in Bayern 2018 aufgeschlüsselt nach Altersgruppen und Geschlecht (Datenquelle: SurvNet; Datenstand: 01.03.2019)


Angaben zum Geburtsland der Erkrankten lagen bei 806 von 829 Fällen (97 %) vor. Dabei betrafen 176 Fälle (21%) in Deutschland gebürtige Personen, 630 Fälle Patienten mit ausländischem Geburtsland. Während bei im Ausland geborenen Erkrankten der Altersgipfel zwischen 20 bis 25 Jahren lag, waren in Deutschland geborene Erkrankte am häufigsten über 70 Jahre alt (s. Abbildung 3).

:  In einem Säulendiagramm sind die gemeldeten Tuberkulose-Fälle in Bayern für das Meldejahr 2018  aufgeschlüsselt nach Altersgruppen und Geburt im In- oder Ausland dargestellt. Für im Ausland Geborene zeigt sich eine deutliche Häufung in der Altersspanne von 15 bis 49 Jahren mit Gipfeln bei den 20-25jährigen sowie den 30-39jährigen gegenüber  niedrigen Fallzahlen bei in Deutschland Gebürtigen in diesem Altersbereich. Ab einem Alter von 70 Jahren überwiegen in Deutschland Geborene.     
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Abb. 3: Anzahl übermittelter Fälle von Tuberkulose in Bayern 2018 aufgeschlüsselt nach Altersgruppe und Geburtsland (Deutschland/Ausland) (Datenquelle: SurvNet; Datenstand: 01.03.2019)


Klinische Aspekte


Bei 596 (72%) der 825 Tuberkulose-Erkrankungen, für die Informationen zum betroffenen Organ übermittelt wurden (ohne Angabe: 4 Fälle), wurde die Lunge als das hauptsächlich betroffene Organ angegeben. Davon wiesen 114 Fälle (19%) die geschlossene Form auf. Bei den offenen Tuberkulosen handelte es sich in 273 Fällen (45,8 %) um die besonders infektiöse Form mit positiver Mikroskopie (mikroskopischer Nachweis von säurefesten Stäbchen in Untersuchungsmaterial aus den Atemwegen). Bei den 229 (27,7%) nicht-infektiösen, ausschließlich extra-pulmonalen Erkrankungen waren die Lymphknoten - extrathorakal 76 Fälle (9,1%), intrathorakal 43 Fälle ( 5,1% ) - und die Pleura mit 46 Fällen (5,6%) die am häufigsten befallenen Organe .

Insgesamt 15 Patienten (10 männlich, 5 weiblich) verstarben an ihrer Tuberkulose. Dies entspricht einer Letalität von 1,8%. Betroffen waren 2018 wie in den Vorjahren fast ausschließlich ältere Personen ab 70 Jahren (Altersmedian: 78 Jahre). Keine Todesfälle wurden bei Kindern oder Erwachsenen unter 20 Jahren übermittelt. Hauptsächlich betroffenes Organ bei den Verstorbenen war in 13 Fällen die Lunge, sowie je einmal das ZNS bzw. intra-/extrathorakale Lymphknoten.

Nachgewiesene Erreger

Angaben zum Erreger lagen bei insgesamt 688 von 829 (83%) Tuberkulose-Fällen vor. Mit 575 Fällen (83,6%) war M.tuberculosis die häufigste nachgewiesene Spezies, gefolgt von M. africanum (11; 1,6%), M. bovis (5; 0,7%) sowie M. bovis caprae (3; 0,4%). 94 Fälle (13,7%) wurden als M. tuberculosis-Komplex ohne weitere Differenzierung übermittelt.

Resistenz

Eine multiresistente Tuberkulose (MDR-TB; gleichzeitige Resistenz gegenüber den beiden wichtigsten Tuberkulose-Medikamenten Isoniazid und Rifampicin) wurde für 20 Fälle berichtet, eine extensiv resistente Tuberkulose (XDR-TB, gleichzeitige Resistenz gegenüber Isoniazid und Rifampicin und wichtigen Reserve-Medikamente) lag nur in einem Fall vor.

Fazit

Nach einem deutlichen Anstieg der Tuberkulose-Fallzahlen in den migrationsintensiven Jahren 2015 und 2016 sind die Meldezahlen seit 2017 wieder rückläufig. Wie auch in den Vorjahren waren Männer häufiger von Tuberkulose betroffen. Ein Großteil der gemeldeten Fälle war nicht in Deutschland geboren. Der beständig hohe Anteil an übermittelten infektiösen Erkrankungen in Bayern zeigt, dass die Tuberkulose nach wie vor eine relevante Public Health-Herausforderung darstellt. Eine zeitnahe Diagnose der Tuberkuloseerkrankung sowie eine stringente Umsetzung der Empfehlungen zu Umgebungsuntersuchungen, zur Prävention und zur Therapie der Tuberkulose sind essentiell, um weitere Fortschritte in der Tuberkulosekontrolle zu erzielen.

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