Trends bei Darmkrebserkrankungen
Abstract
Das LGL untersuchte 2022 in einer Studie den zeitlichen Verlauf der Neuerkrankungen an Darmkrebs in den Jahren 2005 bis 2019. Insgesamt zeigte sich ein deutlicher Rückgang sowohl der Darmkrebsneuerkrankungen als auch der Mortalität, der vermutlich auf Maßnahmen der Darmkrebsfrüherkennung zurückzuführen ist.
Hintergrund
Darmkrebserkrankungen in Bayern
In Bayern erkrankten im Jahr 2019 3.539 Frauen und 4.561 Männer an Darmkrebs (Datenstand 27.05.2021). Das entspricht durchschnittlich 53,6 Fällen auf 100.000 Einwohnerinnen bei Frauen bzw. 70,2 Fällen pro 100.000 Einwohnern bei Männern. Betrachtet man die Sterbefälle, starben im Jahr 2019 1.542 Frauen und 1.893 Männer an einer Darmkrebserkrankung (Datenstand 27.05.2021). Darmkrebs ist damit die zweithäufigste Krebserkrankung und die dritthäufigste Todesursache bei Krebserkrankungen in Bayern.
Das Risiko an Darmkrebs zu erkranken ist erfreulicherweise seit Anfang der 2000er-Jahre rückläufig. Seit 2002 haben Krankenversicherte im Alter von 50-54 Jahren Anspruch auf einen jährlichen Test auf nicht sichtbare Blutspuren im Stuhl und ab 55 Jahren Anspruch auf eine Vorsorge-Darmspiegelung (Koloskopie). Seit 2018 wird die Vorsorge-Darmspiegelung für Männer bereits ab 50 Jahren angeboten. Alternativ besteht für beide Geschlechter ab 55 Jahren die Möglichkeit, alle zwei Jahre einen Test auf nicht sichtbare Blutspuren im Stuhl durchführen zu lassen.
Darmkrebserkrankungen in anderen wohlhabenden Ländern
In Ländern wie den USA, Kanada, Australien und Großbritannien steigen die Darmkrebserkrankungen bei jüngeren Erwachsenen kontinuierlich an. Der Anstieg zeigte sich am deutlichsten in der Altersgruppe der 20–29-Jährigen, gefolgt von den 30–39-Jährigen. Darmkrebserkrankungen sind bei jüngeren Erwachsenen in der Regel sehr selten und belaufen sich für die 20–29-jährigen Erwachsenen auf weniger als zehn Fälle pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner im Jahr. Außerdem zeigte sich der Anstieg stärker für sogenannte neuroendokrine Neoplasien, eine seltene Art von Tumoren, als für sogenannte Adenokarzinome (Voigtländer et al., 2022a; Voigtländer et al., 2022b). Während neuroendokrine Neoplasien eine seltene Art von Tumoren sind, handelt es sich bei Adenokarzinomen um die häufigste Form von Darmkrebs.
Ergebnisse
Das Bayerische Krebsregister im LGL hat untersucht, ob sich die in den anderen Ländern beobachteten Trends auch in Bayern zeigen und dafür den Zeitraum der Jahre 2005 bis 2019 ausgewertet (Voigtländer et al., 2022b). In allen Altersgruppen nahm die Zahl neuroendokriner Neoplasien signifikant zu, insbesondere bei jüngeren Erwachsenen im Alter von 30–39 Jahren. In dieser Gruppe verdreifachte sich die Zahl der gemeldeten neuroendokrinen Neoplasien von jährlich durchschnittlich 0,47 Fällen auf 1,53 Fälle je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Die Zahl der Adenokarzinome, der häufigsten Form von Darmkrebs, nahm nicht signifikant zu. Ab einem Alter von 50 Jahren reduzierte sich das Auftreten um 20% von jährlich 133 Fällen auf 106 Fälle je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Die Auswertung der Sterbefälle ergab keinen signifikanten Anstieg zwischen 2005 und 2019 für die Altersgruppen unter 50 Jahren, während die Sterbefälle in der Altersgruppe 50 Jahre und älter signifikant zurückgingen.
Abbildung 1: Zeittrends der Inzidenz von Darmkrebs (Hinweis: Skalen unterscheiden sich für Altersgruppen) Quelle: basierend auf Voigtländer et al. (2022b).
Abbildung 2: Zeittrends der Mortalität von Darmkrebs Quelle: basierend auf Voigtländer et al. (2022b).