Präventionsstrategien im Bereich Freizeitlärm

Hintergrund

Neben Arbeits- und Verkehrslärm kann auch Freizeitlärm zu einer Beeinträchtigung des Hörvermögens beitragen. Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene setzen sich lärmintensiven Aktivitäten aus, indem sie beispielsweise Konzerte und Clubs besuchen und Musik über tragbare Abspielgeräte hören. Das LGL führt seit dem Jahr 2009 die Kohortenstudie Ohrkan durch mit dem Ziel, aktuelle Erkenntnisse über das mit einer Lärmexposition verbundene Freizeitverhalten zu gewinnen und die Häufigkeit von Hörschäden bei Jugendlichen aufzuzeigen. Bislang wurden drei Erhebungen erfolgreich abgeschlossen. In der Analyse zeigte sich bislang kein Zusammenhang zwischen einer riskanten Freizeitlärmexposition über 85dB(A) und Hochtonsenken bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Allerdings war die Wahrscheinlichkeit für eine riskante Exposition gegenüber Freizeitlärm bei männlichen Teilnehmern, Personen mit einer abgeschlossenen neunjährigen Schulausbildung oder Jugendlichen von alleinerziehenden Eltern signifikant erhöht. Daher ist es von großer Bedeutung, diese Zielgruppe für die schädliche Wirkung von zu lauten Freizeitaktivitäten zu sensibilisieren. Das LGL führte daher eine systematischeLiteraturrecherche durch, um erfolgreiche Präventionsprogramme zu identifizieren und miteinander zu vergleichen. Die Ergebnisse sollen dem LGL dazu dienen, Empfehlungen für Präventionsmaßnahmen in Bezug auf Freizeitlärm in Bayern auszusprechen.

Wissenschaftlich untersuchte Präventionsstrategien

In verschiedenen Studien wurden insgesamt vier Präventionsstrategien (PrevC, Dangerous Decibels, Sound Sense, Cheers for Ears) untersucht. Wesentliche Elemente dieser Präventionsprogramme waren Inhalte zu den mit Lärm verbundenen Risiken für das Gehör, der richtigen Anwendung von Gehörschutz, der Anatomie und Hygiene des Ohrs sowie den physikalischen Grundlagen der Akustik.
Zudem wurden die Teilnehmer vor und nach der Wissensvermittlung zu Nutzungsgewohnheiten von tragbaren Abspielgeräten, Nutzung von Gehörschutz, Einstellung gegenüber Lärm bzw. Gehörschutz sowie Wissen hinsichtlich Hören und Hörschutz befragt.

Anmerkung

Um diese Inhalte Schülern zu vermitteln, wurden verschiedene Ansätze gewählt und teilweise miteinander verglichen:

  • Schulung durch einen Experten
  • Vermittlung von Wissen durch Gleichaltrige (Peer-Ansatz)
  • Werbekampagne
  • Virtuelles Lernen mithilfe eines Online-Tools
  • Besuch einer Museumsausstellung

Wirksamkeit der Strategien

Es zeigte sich, dass vor allem die Vermittlung der Inhalte durch Experten sowie der Peer-Ansatz zu den größten Erfolgen führte. Deren Teilnehmer zeichneten sich aus durch einen verantwortungsvolleren Umgang mit tragbaren Abspielgeräten, eine Zunahme der Nutzung von Gehörschutz, eine kritischere Einstellung gegenüber Lärm sowie eine Zunahme des Wissens hinsichtlich der Prävention von Hörschäden und dem Schutz des Gehörs.

Empfehlungen zu Präventionsmöglichkeiten in Bayern

Die Untersuchungen zeigen, dass Präventionsmaßnahmen zum Schutz des Gehörs bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen möglich sind. Die Autoren berichten von einer vermehrten Wahrnehmung des Risikos für das Hörvermögen durch hohe Lärmpegel sowie einen vermehrten Einsatz von Gehörschutz. Sogar eine Änderung im Nutzungsverhalten von tragbaren Musikabspielgeräten (Abnahme von Dauer und Lautstärke) konnte beobachtet werden. Vor allem die Vermittlung von Wissen durch Experten und Gleichaltrige erzielte gute Erfolge. Eine mögliche Umsetzung dieser Präventionsstrategie in Bayern wäre, dass Experten Jugendliche bezüglich der Risiken von Freizeitlärm und den Präventionsmöglichkeiten von Hörschäden schulen. Diese Jugendlichen könnten dann zum Beispiel im Rahmen des „Tages gegen den Lärm“ an ihren jeweiligen Schulen als Multiplikatoren fungieren und Gleichaltrige zu einem verantwortungsvollen Umgang mit tragbaren Abspielgeräten und der Nutzung von Gehörschutz animieren.