Monitoring von sehr flüchtigen organischen Verbindungen in der Innenraumluft von Wohnräumen

Signet Jahresbericht 2021/22

Hintergrund und Ziel

Heutzutage verbringen die Menschen in Mitteleuropa bis zu 90 Prozent ihres Lebens in Innenräumen. Hier spielen nicht nur die raumklimatischen Parameter wie Temperatur oder relative Luftfeuchte eine wichtige Rolle für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen, sondern auch die Exposition gegenüber Fremdstoffen. Im Rahmen eines Länderuntersuchungsprogramms (LUPE 10) wurde 2019 die Exposition gegenüber sogenannten sehr flüchtigen organischen Verbindungen (very volatile organic compounds, VVOC) in Wohnzimmern von 35 Wohnungen in Bayern und Schleswig-Holstein ermittelt. Das LGL hat 25 Wohnungen in Bayern beprobt.

Methodik

Die VVOC stellen eine Gruppe von Innenraumfremdstoffen dar, die bislang noch unzureichend untersucht sind. Daher existiert bislang auch keine einheitliche wissenschaftliche Definition für die VVOC. Im Rahmen des LUPE LUPE-10-Programmes wurden beispielsweise folgende Stoffe betrachtet: Organische Verbindungen wie zum Bespiel Ethanol, Isopropanol oder Acrolein sowie Ameisen- und Essigsäure. Es wurden insgesamt 33 verschiedene VVOC analysiert. Die Probenahme fand in jeder Wohnung einmalig über 30 Minuten (VVOC) und 70 Minuten (organische Säuren) statt. Alle Messungen wurden unter Ausgleichsbedingungen durchgeführt, das bedeutet, dass die letzte Lüftung der Wohnräume mehr als acht Stunden vor der Probenahme stattfand. Werden die Messungen unter Nutzungsbedingungen durchgeführt, was in der Regel einer regelmäßigen Lüftung entspricht, sind niedrigere VVOC-Konzentrationen zu erwarten.

Die Wohnungen in Bayern wurden durch einen LGL-internen Aufruf zur Studienteilnahme ausgewählt. Raucherwohnungen, frisch renovierte Wohneinheiten, Wohnungen mit Lüftungsanlagen wurden beispielsweise auf Grund einer möglichen Belastung durch verschiedene organische Verbindungen oder hoher Luftwechselraten vom Messprogramm ausgeschlossen.

Ergebnisse

In allen Wohnungen leistete der Ethanolgehalt der Raumluft einen wesentlichen Beitrag zur VVOC-Konzentration. Das Vorhandensein von Ethanol in der Innenraumluft kann auf verschiedene Innenraumquellen zurückgeführt werden, wie z. B. die Verwendung von Reinigungs- oder Desinfektionsmitteln. In 34 von 35 Wohnungen wurden Ameisen- und Essigsäure in der Raumluft nachgewiesen. In allen 25 Wohnungen in Bayern konnte das LGL die beiden Säuren in der Innenraumluft nachweisen. Eintragsquellen für Ameisen- und Essigsäure in die Raumluft sind beispielsweise Emissionen aus Möbeln oder Bauelementen aus Holz. Auch eine Verwendung von essigsäurehaltigen Reinigungsmitteln am Tag vor den Messungen kann zu hohen Essigsäurewerten in der Raumluft beitragen.

Für vier im Rahmen des Untersuchungsprogramms LUPE 10 gemessenen Stoffe (Isopropanol, Dichlormethan, 2 –Chlorpropan und Ethylacetat) wurden vom Ausschuss für Innenraumrichtwerte (AIR) für die gesundheitliche Beurteilung Vorsorge- und Gefahrenrichtwerte abgeleitet. Die ermittelten Konzentrationen der Stoffe lagen unter den ermittelten Vorsorgerichtwerten, bei deren Einhaltung auch bei lebenslanger ⁠Exposition keine gesundheitliche Beeinträchtigung zu erwarten ist (Ausschuss für Innenraumrichtwerte, Umweltbundesamt).

Fazit

Im Rahmen von LUPE 10 wurden 35 Wohnungen auf ein breites Spektrum an VVOC in der Raumluft untersucht. Die Konzentrationen der in der Raumluft nachgewiesenen VVOC lagen unter den – soweit vorhandenen - entsprechenden Richtwerten. Für eine große Anzahl an VVOC existieren allerdings keine Richtwerte, sodass hier weitere wissenschaftliche Daten gesammelt werden müssen, um mögliche gesundheitliche Auswirkungen besser einschätzen zu können. Ziel des LGL ist es deshalb, die Datenbasis für die Stoffgruppe der VVOC im Rahmen zukünftiger Untersuchungen weiter zu vergrößern.

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