Belastungssituation von Fischen aus bayerischen Seen mit Dioxin und PCB sowie bromierten Verbindungen – Untersuchungsergebnisse 2015

Hintergrund

Eine gesundheitliche Beeinträchtigung durch chlororganische Kontaminanten wie Dioxine und PCB ist nicht zu erwarten, wenn die in Europa geltenden Höchstgehalte eingehalten werden.
Mit den Dioxinen vergleichbar verhalten sich auch bromhaltige organische Substanzen wie bromierte Flammschutzmittel, beispielsweise die polybromierten Diphenylether (PBDE), und deren thermische Abbauprodukte, die polybromierten Dioxine (PBDD/F).

Bromierte Flammschutzmittel werden gewöhnlich Verbrauchsgütern, zum Beispiel elektronischen Geräten, zugesetzt, um die Entflammung brennbarer Materialien zu erschweren. Da Verbrauchsgüter am Ende ihrer Nutzungsdauer entsorgt werden, konnten diese Mittel im Laufe der Zeit in die Umwelt und die Lebensmittelkette gelangen.
Aufgrund ihrer dioxinähnlichen Eigenschaften empfiehlt die EU-Kommission den Mitgliedstaaten, Lebensmittel auch auf das Vorkommen bromierter Flammschutzmittel hin zu überwachen. Darüber hinaus legt die WHO nahe, auch PBDD/F in die Überwachung der Lebensmittel mit einzubeziehen.

Planung und Durchführung der Untersuchungen

Gegenüber der letzten LGL-Untersuchungsreihe, veröffentlicht im Jahresbericht 2011, hat das LGL bei der aktuellen Untersuchung von Fischen aus bayerischen Seen auf Belastung mit PCDD/F und dioxinähnlichen PCB (dl-PCB) den Analysenumfang auf nicht dioxinähnliche PCB (ndl-PCB) sowie PBDE und PBDD/F ausgeweitet.
Das LGL entwickelte hierfür eine Methode zum sicheren Nachweis vor allem der höher bromierten Diphenylether. Die beprobten bayerischen Seen waren dieselben wie bei der letzten Untersuchungsreihe. Zur besseren Übersicht wurden die untersuchten Fischarten nach ihrer Familienzugehörigkeit zusammengefasst und ausgewertet: Karpfenfische wie Brachsen, Güster, Karpfen und Plötzen; Lachsfische wie Forellen, Renken und Saiblinge; Barschfische wie Flussbarsch und Zander. Weiterhin waren Aal, Hecht und Wels vertreten (als weitere Fische).

Untersuchungsergebnisse

Sämtliche Gehalte an Dioxinen (PCDD/F-TEQ) bzw. Dioxinen und dl-PCB (PCDD/F-PCB-TEQ) der 43 Proben lagen zumeist weit unter den zulässigen Höchstgehalten (siehe Abbildung 1). Dabei wies eine ausgewachsene Brachse die höchste Belastung auf, der Höchstgehalt war jedoch unterschritten. Brachsen haben ihren bevorzugten Lebensraum am schlammigen Grund. Damit steigt naturgemäß auch die Aufnahme von fettlöslichen Kontaminanten, weil diese im Wasser nur partikelgebunden vorkommen. Die Belastung der untersuchten Brachse war vor allem auf den großen Anteil an dl-PCB zurückzuführen, da diese Stoffe über Jahre auch in Deutschland produziert und angewendet wurden und somit leichter in die Umwelt gelangen konnten.
Abbildung 1
zeigt auch die TEQ-Gehalte der bromierten Dioxine und Furane (PBDD/F). In den untersuchten Fischen lag die Belastung mit diesen Stoffen überwiegend unterhalb derjenigen, die durch ihre gleichartigen chlorierten Verbindungen verursacht wird. Höchstgehalte sind für die PBDD/F noch nicht festgelegt. Bei der WHO besteht jedoch die dringende Annahme, dass die mit PBDD/F verursachte tägliche Hintergrundbelastung beim Menschen dem Gesamt-TEQ zuzurechnen sein sollte, da PBDD/F die gleichen charakteristischen Eigenschaften wie PCDD/F aufweisen.
Die mittleren Gehalte an nicht dioxinähnlichen PCB (ndl-PCB) in den untersuchten Fischen sind in der Abbildung 2 dargestellt. Sie sind in ng/g Muskelfleisch angegeben und liegen auch bei sämtlichen Einzelwerten weit unter dem zulässigen Höchstgehalt von 125 ng/g Muskelfleisch. Der höchste bei dieser Untersuchung gemessene Wert war wieder der bereits genannten Brachse zuzuordnen.
Ergänzend sind die Summen der Einzelgehalte der bromierten Flammschutzmittel PBDE, ebenfalls in ng/g Muskelfleisch, aufgeführt. Die PBDE weisen nur einen Bruchteil der Belastung mit ndl-PCB auf. Dies liegt unter anderem daran, dass sie im Gegensatz zum angloamerikanischen Raum in Europa nicht so umfangreich angewendet wurden.

Fazit

Die Belastung der untersuchten Fische aus bayerischen Seen mit PCDD/F, dl- und ndl-PCB sowie mit PBDE und PBDD/F hat sich im Allgemeinen als eher gering herausgestellt. Im Vergleich zur letzten Untersuchungsreihe aus dem Jahr 2011 haben sich die Gehalte von PCDD/F und dl-PCB bei den Karpfen- und Lachsfischen mehr als halbiert. Auch die Summengehalte der ndl-PCB liegen weit unter dem zulässigen Höchstgehalt. Die bromierten Verbindungen PBDE und PBDD/F tragen zudem nicht entscheidend zur Belastung der Verbraucher bei.


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Abbildung 1: Mittlere Gehalte an PCDD/F, dl-PCB, Summe aus PCDD/F + dl-PCB sowie PBDD/F in 43 Fisch-Proben aus 2015

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Abbildung 2: Mittlere Gehalte an Summen aus ndl-PCB sowie aus PBDE in 43 Fisch-Proben aus 2015


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