Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Kohlarten - Untersuchungsergebnisse 2013
Kohl ist ein typisches einheimisches Herbst- und Wintergemüse. Wer sich saisonal ernährt, wird zu diesen Jahreszeiten häufiger Kohl verzehren. Zu den Kohlarten zählen Blattgemüse wie Chinakohl, Rosenkohl, Weißkohl, Spitzkohl oder Wirsingkohl, Sprossgemüse wie Blumenkohl, Brokkoli, oder Romanesco oder Knollengemüse wie der Kohlrabi.
Vorherige Untersuchungen im Rahmen des Lebensmittel-Monitorings haben gezeigt, dass einige Kohlarten (z. B. Grünkohl in Niedersachsen) häufig mit Rückständen belastet sein können.
Zur intensiven Betrachtung der Rückstandssituation untersuchte das LGL 2013 insgesamt 153 Proben Kohlarten aus dem Groß- und Einzelhandel aber auch von Erzeugern. 148 Proben wurden konventionell erzeugt, fünf Proben stammten aus dem ökologischen Anbau. Die eingesandten Proben stammten überwiegend aus Deutschland, weitere kamen aus Italien, Spanien, den Niederlanden, Frankreich und Österreich. Insgesamt 12 % der Proben wurden ohne Angabe der Herkunft vorgelegt.
Allgemein zählen die in dem vorliegenden Zeitraum untersuchten konventionellen Kohlarten zu den eher geringer belasteten Gemüsesorten. Mehr als die Hälfte der vorgelegten konventionellen Proben enthielten erfreulicherweise keine Rückstände (Tabelle 1). Mit nur drei Höchstgehaltsüberschreitungen (2 %) liegen die Kohlarten unter dem allgemeinen Durchschnitt von 5 % Überschreitungen bei konventionellem Gemüse im Jahr 2013.
Anhand des durchschnittlichen Gehaltes an Rückständen aller untersuchter Proben von nur 0,03 mg/kg und der durchschnittlichen Anzahl an Rückständen von nur 1,1 pro Probe wird ebenfalls deutlich, dass in der Regel bei Kohlgemüse verhältnismäßig geringe Belastungen vorliegen.
Der Vergleich an Herkunftsländern hinsichtlich der Rückstandssituation zeigt eine relativ gleichmäßige Verteilung zwischen den einzelnen Ländern. Negativ fällt auf, dass zwei von 14 Proben aus Italien Höchstgehaltsüberschreitungen aufwiesen. Jedoch ist eine statistische Aussage auf Grund der hohen Probenanzahl aus Deutschland im Vergleich zu den niedrigeren Probenzahlen der anderen Herkunftsländer nicht möglich.
Herkunftsland | Gesamt-zahl | ohne R | mit R kleiner als RHG | mit R größer als RHG | ver-schiedene Stoffe | Anzahl R pro Probe 1) | Gehalt R pro Probe 1) (mg/kg) |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Deutschland | 89 | 54 | 34 | 1 | 18 | 0,9 | 0,04 |
Frankreich | 6 | 6 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Italien | 14 | 6 | 6 | 2 | 14 | 1,3 | 0,05 |
Niederlande | 9 | 0 | 9 | 0 | 11 | 3,4 | 0,05 |
Österreich | 1 | 0 | 1 | 0 | 1 | 1 | 0,01 |
Spanien | 11 | 4 | 7 | 0 | 4 | 0,7 | 0,01 |
Ungeklärt | 18 | 10 | 8 | 0 | 12 | 1,1 | 0,03 |
Gesamt | 148 | 80 | 65 | 3 | 33 | 1,1 | 0,03 |
54% | 44% | 2% |
R = Rückstand; RHG = Rückstandshöchstgehalt; 1) Durchschnitt
In Tabelle 2 sind die Ergebnisse nach den einzelnen Kohlarten aufgeschlüsselt. Beim positiven Spitzenreiter Blumenkohl wurden in allen untersuchten Proben keine Rückstände an Pflanzenschutzmitteln nachgewiesen. Auf der anderen Seite enthielten alle Rosenkohl-Proben Rückstände und mit Abstand die meiste Anzahl an verschiedenen Rückständen pro Probe (3,5). Höchstgehaltsüberschreitungen wurden je einmal bei Brokkoli, Kohlrabi und Wirsingkohl festgestellt. Eine Brokkoli-Probe aus Italien wies einen überhöhten Gehalt des Herbizid-Wirkstoffs 2,4-D (2,4-Dichlorphenoxyessigsäure) auf, eine Kohlrabi-Probe aus Italien enthielt eine zu große Menge des Fungizids Fluopicolide. Die dritte Überschreitung lag bei einem Wirsingkohl eines bayerischen Erzeugers vor. Diese eine Probe mit einem Gehalt des Herbizids Fluazifop von 0,73 mg/kg (zulässiger Höchstgehalt 0,3 mg/kg) bedingte neben der Grenzwertüberschreitung zusätzlich den vergleichsweise hohen durchschnittliche Gehalt an Rückständen von 0,15 mg/kg bei den Wirsingproben.
Kohlart | Gesamt-zahl | ohne R | mit R kleiner als RHG | mit R größer als RHG | ver-schiedene Stoffe | Anzahl R pro Probe 1) | Gehalt R pro Probe 1) (mg/kg) |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Blumenkohl | 13 | 13 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
100% | 0% | 0% | |||||
Brokkoli | 44 | 19 | 24 | 1 | 17 | 1 | 0,03 |
43% | 55% | 2% | |||||
Chinakohl | 14 | 7 | 7 | 0 | 4 | 0,8 | 0,01 |
50% | 50% | 0% | |||||
Kohlrabi | 19 | 12 | 6 | 1 | 12 | 0,8 | 0,02 |
63% | 32% | 5% | |||||
Romanesco | 2 | 1 | 1 | 0 | 1 | 0,5 | 0,01 |
50% | 50% | 0% | |||||
Rosenkohl | 12 | 0 | 12 | 0 | 13 | 3,5 | 0,05 |
0% | 100% | 0% | |||||
Weißkohl, Spitzkohl | 28 | 20 | 8 | 0 | 9 | 0,5 | 0 |
71% | 29% | 0% | |||||
Wirsingkohl | 16 | 8 | 7 | 1 | 15 | 1,9 | 0,15 |
50% | 44% | 6% | |||||
Gesamt | 148 | 80 | 65 | 3 | 33 | 1,1 | 0,03 |
54% | 44% | 2% |
R = Rückstand; RHG = Rückstandshöchstgehalt; 1) Durchschnitt
Bei einer Probe Wirsing aus dem ökologischen Landbau wurden das Fungizid Azoxystrobin und das Insektizid Indoxacarb in geringen Spuren, die deutlich unterhalb des jeweiligen Höchstgehalts lagen, nachgewiesen. Da jedoch die niedrigen Gehalte noch nicht zwingend auf eine Anwendung der Wirkstoffe hindeuten, sondern vielmehr durch z. B. Abdrift auf den Wirsing gelangt sein könnten, wurde die Auslobung der Probe als Bio-Produkt noch nicht beanstandet. Alle weitern untersuchten Bio-Proben entsprachen den Anforderungen an den ökologischen Landbau (Tabelle 3).
Kohlart | Gesamt-zahl | ohne R | mit R kleiner als RHG | mit R größer als RHG | ver-schiedene Stoffe | Anzahl R pro Probe 1) | Gehalt R pro Probe 1) (mg/kg) |
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Kohlarten | 3 | 4 | 1 | 0 | 2 | 0,4 | 0,01 |
80% | 20% | 0% |
R = Rückstand; RHG = Rückstandshöchstgehalt; 1) Durchschnitt
Zusammenfassend ist zu sagen, dass konventionell erzeugte Kohlarten eher gering mit Pflanzenschutzmitteln belastet sind. Jedoch zeigten sich Unterschiede hinsichtlich der einzelnen Kohlarten. Die Kontrollen sollen auch in folgenden Probenplänen durch Stichpunktkontrollen von Lebensmittelproben aus dem Handel fortgeführt werden.