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Rückstande von Pflanzenschutzmitteln in bayerischem Hopfen 2007
Hintergrund der Untersuchungen
Hopfen (Humulus lupulus L.) ist durch seine Verwendung beim Bierbrauen bekannt. Er gehört zur Familie der Hanfgewächse (Cannabaceae).
Die beim Bierbrauen verwendeten Ähren heißen in der Hopfenwirtschaft Dolden, wobei ausschließlich die Dolden der weiblichen Pflanzen genutzt werden. Auf Grund des hohen Gehaltes an Gerb- und Bitterstoffen im Hopfen erhält das Bier sein charakteristisches Aroma und die gewünschte Bitterkeit. Des Weiteren wirken die Hopfeninhaltsstoffe konservierend und schaumstabilisierend.
Man unterscheidet grundsätzlich zwischen den Bitter- und den Aromahopfensorten. Erstere zeichnen sich durch einen höheren Anteil an Bitterstoffen aus, während letztere deutlich höhere Konzentrationen an aromatisch hoch wirksamen Inhaltsstoffen aufweisen.
Hopfen wird seit rund 1200 Jahren in Deutschland landwirtschaftlich angebaut. Das wichtigste Anbaugebiet in Deutschland ist die Hallertau. Daneben wird er in Bayern auch in den Regionen Spalt und Hersbruck erzeugt.
Hopfen wird von den verschiedensten Schadorganismen oder Krankheiten bedroht, wie vom Rüsselkäfer, der Hopfenblattlaus, der Spinnmilbe, Peronospora und Echtem Mehltau. Um die Pflanze vor diesen zu schützen, ist oft der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln notwendig, so dass entsprechende Rückstände zu erwarten sind.
Hopfen weist im Vergleich zu anderen pflanzlichen Lebensmitteln relativ hohe Höchstmengen auf. Dies ist auch darin begründet, dass Hopfen zur Haltbarmachung von ca. 80-85 % Wassergehalt auf rund 11 % getrocknet wird. Der daraus resultierende Einfluss auf die Rückstandsgehalte wurde bei der Festsetzung der Höchstmengen, die sich auf das getrocknete Produkt beziehen, berücksichtigt.
Um die Belastungssituation bei Hopfen zu beleuchten, wurden in der Saison 2007 Hopfenproben aus den bayerischen Anbaugebieten untersucht. Des Weiteren wurden zehn Proben Bier analysiert, um zu klären, ob Rückstände in nennenswerten Mengen übergehen. Der vorliegende Beitrag berichtet über die entsprechenden Ergebnisse.
Zusammenfassung
Hopfen
Im Jahr 2007 wurden 45 Proben Hopfen aus Bayern untersucht. Aus dem ökologischen Anbau wurde eine Probe zur Analyse vorgelegt.
Die Proben stammten vor allem aus Hallertau (37), aber auch aus den Regionen Spalt (fünf) und Hersbruck (drei). Den Hauptteil der Proben machten die folgenden Aromasorten aus. 18 Proben konnten der Sorte "Hallertauer Tradition" zugeordnet werden. Jeweils acht Hopfenproben waren von der Sorte "Hallertauer Mittelfrüh" und "Perle". "Spalter Select" war mit vier Proben vertreten. Von den beiden Bittersorten "Hallertauer Magnum" und "Hallertauer Taurus" lagen jeweils zwei Proben vor. Bei den verbleibenden drei Proben gab es keine Sortenangabe.
Das LGL stellte bei zwei Hopfenproben Höchstmengenüberschreitungen fest. Die gleiche Anzahl an Proben war rückstandsfrei. Die übrigen Proben wiesen alle Rückstände in den unterschiedlichsten Konzentrationen unterhalb der zulässigen Höchstmengen auf (siehe Abbildung 1).
Abbildung 1: Anteil rückstandshaltiger Hopfenproben im Jahr 2007
Bier
Zur Beleuchtung der Rückstandssituation bei Bier wurden zehn Proben verschiedener Sorten analysiert. Trotz der hohen Nachweisempfindlichkeit wurden keine Rückstände gefunden.
Ergebnisse im Detail
Hopfen
Einen Überblick über die Rückstandssituation gibt Tabelle 1. Zwei der Proben waren rückstandsfrei, wobei eine der beiden Proben die einzige untersuchte Bio-Probe war. 92 % (41 Proben) wiesen Rückstände unterhalb der zulässigen Höchstmengen auf und bei zwei Proben wurden die Höchstmengen überschritten.
Gesamtzahl | ohne R | mit R kleiner HM | mit R größer HM | verschiedene Stoffe | Anzahl R pro Probe 1) | Gehalt R pro Probe 1) (mg/kg) |
---|---|---|---|---|---|---|
45 | 2 | 41 | 2 | 12 | 4,2 | 10,0 |
4,4 % | 91,2 % | 4,4 % |
R = Rückstand; HM = Höchstmenge; 1) Durchschnitt
Insgesamt wurden zwölf verschiedene Stoffe 191mal nachgewiesen. Im Gesamtdurchschnitt wurden 4,2 Rückstände pro Probe gefunden, der mittlere Rückstandsgehalt lag bei 10,0 mg/kg. Der höchste Einzelrückstand betrug 92,4 mg/kg. Die zulässige Höchstmenge von 150 mg/kg für den betreffenden Stoff Folpet wurde dadurch nicht überschritten. In 63 Fällen (33 %) lagen die Gehalte der einzelnen Rückstände über 1 mg/kg.
Die Gesamtgehalte der Rückstände pro Probe wiesen einen Median von 3,5 mg/kg beziehungsweise einen Mittelwert von 10,0 mg/kg auf. Einige sehr hohe Einzelgehalte wirkten sich demnach sehr deutlich auf den Mittelwert aus. Das 90. Perzentil lag bei 25,5 mg/kg, das Maximum bei 105 mg/kg. Besonders hohe Einzelrückstände (> 10 mg/kg) wurden durch Folpet (sechsmal) und Dimethomorph (zweimal) verursacht.
Bei zwei Proben wurden Höchstmengenüberschreitungen festgestellt. In beiden Fällen handelte es sich um die Sorte "Hallertauer Tradition". Einmal war der fungizide Wirkstoff Myclobutanil mit einem Gehalt von 5,0 mg/kg (Höchstmenge 2 mg/kg) betroffen. Bei dem anderen Fall handelte es sich um die insektizide Verbindung Imidacloprid, bei der der Grenzwert von 2 mg/kg durch den gefundenen Gehalt (2,5 mg/kg) nur knapp überschritten wurde. Beide Stoffe sind zur Anwendung bei Hopfen in Deutschland zugelassen, Myclobutanil gegen Echten Mehltau und Imidacloprid zur Bekämpfung von Blattläusen.
Von den insgesamt zwölf verschiedenen, in Hopfen nachgewiesenen Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffen sind die häufigsten Stoffe (mehr als fünfmal nachgewiesen) in der Abbildung 2 aufgelistet. Am häufigsten wurden Rückstände von Imidacloprid (38-mal, 84 % aller Proben) gefunden. Fast eben so oft wurde Azoxystrobin (36-mal) als Fungizid gegen Falschen Mehltau detektiert. In jeweils 23 Proben wurden Trifloxystrobin (Fungizid gegen Echten Mehltau), Pymetrozin (Insektizid gegen Blattläuse) und Dimethomorph (Fungizid gegen Falschen Mehltau) nachgewiesen.
Rückstände von für die Kultur "Hopfen" nicht zugelassenen Pflanzenschutzmitteln wurden nicht gefunden.
Abbildung 2: Häufig nachgewiesene Stoffe in Hopfen 2007
AFD = Antifeedant (Fraßschutzmittel), F = Fungizid, I = Insektizid
Vierzehn Proben (31 %) enthielten fünf Rückstände (siehe Abbildung 3), gefolgt von jeweils sieben Proben, in denen vier oder sechs Wirkstoffe nachweisbar waren. Maximal wurden neun Rückstände in einer Probe gefunden. Diese enthielt auch den überhöhten Gehalt von Imidacloprid. Insgesamt enthielten 93 % der Proben mindestens zwei Rückstände.
Abbildung 3: Mehrfachrückstände in Hopfen 2007
Bier
Trotz der hohen Nachweisempfindlichkeit wurden in den zehn Proben verschiedener Biersorten keine Rückstände gefunden. Auf Grund des vergleichsweise geringen Mengenanteils des Hopfens am Endprodukt Bier und den verschiedenen Schritten im Brauprozess sind nachweisbare Rückstände im Bier nicht unbedingt zu erwarten.
Fazit
Während in Hopfen deutliche Rückstandsmengen gefunden wurden und auch zwei Höchstmengenüberschreitungen auftraten, wurden in Bier keine Rückstände nachgewiesen.
Mit einem durchschnittlichen Gesamtrückstandgehalt von 10,0 mg/kg und 4,2 Rückständen pro Probe ist Hopfen als stark mit Rückständen belastet zu bewerten. Erfreulich ist dagegen, dass die untersuchten Bierproben rückstandsfrei waren und sich demnach die deutliche Rückstandsbelastung des Hopfens nicht ungünstig auf die Bierqualität auswirkt.