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Hämorrhagische Septikämie bei Wildtieren und Rindern in Nordbayern
Abbildung 1: Milz, Damwild, pulpöse Schwellung
Hämorrhagische Septikämie (HS), auch als Wild- und Rinderseuche bezeichnet, ist eine akut bis perakut verlaufende bakterielle Infektion. Ursache sind die Stämme des Kapseltyps B oder E von Pasteurella multocida. Neben Rindern und Büffeln sind vor allem Wildwiederkäuer empfänglich; Schafe, Ziegen sowie Haus- und Wildschweine können ebenfalls betroffen sein, erkranken aber seltener. Die Erkrankung tritt endemisch in Regionen Südostasiens, des Nahen und Mittleren Ostens sowie Afrikas auf. In Europa wurde in den vergangenen Jahren nur sehr vereinzelt über Hämorrhagische Septikämie bei Haus- und Wildtieren berichtet, u.a. auch in Nord- und Ostdeutschland (Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg). Die Anzeigepflicht wurde 1969 aufgehoben, da die Erkrankung in Ländern mit hohem seuchenhygienischem Standard als gut beherrschbar gilt. Es besteht eine Meldepflicht beim Internationalen Tierseuchenamt (OIE).
In zwei Wildgehegen in Nordbayern verendeten zwischen Ende Juni und Anfang September 2017 mehrere Wildschweine und zum Teil auch Wildwiederkäuer (Damwild, Rotwild) innerhalb eines bzw. weniger Tage. Die Wildschweine zeigten überwiegend eine fibrinöse Entzündung der Lunge und des Brustfells sowie anderer seröser Häute. In einem Teil der Fälle lag eine Rachenphlegmone vor. Bei den Wildwiederkäuern dominierte eine pulpöse Milzschwellung (Abbildung 1). Die bakteriologische Untersuchung der Organe erbrachte ein starkes Wachstum von Pasteurella multocida (Abbildung 2) in sämtlichen untersuchten Organen. Eine weitere molekularbiologische Differenzierung der Bakterienisolate am Friedrich-Löffler-Institut für Tiergesundheit (FLI) und am Landeslabor Berlin-Brandenburg (LLBB) ergab Pasteurella multocida Kapseltyp B mit HS-typischen Gensequenzen.
Abbildung 2: Kultur von Pasteurella multocida auf Blutagar
Kurze Zeit nach dem ersten Ausbruch trat die Erkrankung in einem benachbarten Rinderbestand auf. Vier Jungrinder waren an Atemwegssymptomen erkrankt und zeigten eine hochgradige Schwellung im Kopfbereich in der Umgebung der Ohrspeicheldrüse. Zwei der Tiere sind inzwischen verendet, zwei nach antibiotischer Therapie wieder genesen. Die Sektion eines der verendeten Tiere ergab eine diffuse eitrige Entzündung im Rachenbereich mit Blutungen und hochgradiger Schwellung der umgebenden Kopf- und Halslymphknoten sowie eine pulpöse Milzschwellung. Auch in diesem Fall konnten Pasteurellen (Kapseltyp B mit HS-spezifischer Gensequenz) kulturell aus dem phlegmonösen Bereich isoliert werden.
Die Erkrankung tritt typischerweise in den Sommermonaten bei hoher Temperatur und hoher Luftfeuchtigkeit auf. Der Erreger kann in feuchtem Erdreich und Wasser mehrere Tage überleben. Ausgangspunkte der Infektion sind vermutlich latent infizierte Tiere, die den Erreger in den Tonsillen beherbergen und in Stresssituationen ausscheiden. Eine Erregerausbreitung ist dann (u.a.) durch direkten Kontakt der Tiere untereinander bzw. indirekt über Wasserstellen möglich. Die Behandlung erkrankter Tiere kommt meist zu spät. Der Ausbreitung der Erkrankung kann durch metaphylaktische Anwendung geeigneter Antibiotika (nach Resistenzbestimmung) und stallspezifische Impfstoffe entgegengewirkt werden.