Pasteurellosen (enzootische Bronchopneumonie der Wiederkäuer, enzootische Pneumonie des Schweines, ansteckender Kaninchenschnupfen, Geflügelcholera)

Erreger

Pasteurellosen werden durch Bakterien aus der Familie Pasteurellaceae hervorgerufen, insbesondere durch Pasteurella multocida, Mannheimia haemolytica und Bibersteinia trehalosi. Die diversen Krankheitsbilder werden durch sogenannte opportunistische Bakterien verursacht, die natürlicherweise auf den Schleimhäuten des oberen Respirations- und Digestionstrakts vorkommen. Pasteurellaceae sind anspruchsvolle Keime, die blut- oder serumhaltige Nährmedien zum Wachstum benötigen. Eine erhöhte CO2-Spannung kann den kulturellen Nachweis begünstigen. Während Pasteurella multocida ein breites Wirtsspektrum einschließlich Vögel aufweist, spielen Mannheimia haemolytica und Bibersteinia trehalosi als Krankheitserreger ausschließlich bei Wiederkäuern eine Rolle.

Vorkommen und Übertragungswege

Pasteurellaceae gehören bei Säugetieren und Vögeln zur Normalflora der Schleimhäute von Nase, Maulhöhle und Rachen, zum Teil auch des Darmes und Urogenitaltrakts. Die Übertragung erfolgt aerogen als Tröpfcheninfektion.

Krankheitsbild

Erkrankungen beim Wiederkäuer:

Im Rindergrippekomplex, der sogenannten enzootischen Bronchopneumonie sind Pasteurella multocida und Mannheimia haemolytica die bakteriellen Haupterreger. Dabei ist zu beachten, dass neben bakteriellen initial auch virale Erreger, wie bovine Parainfluenzaviren, bovines respiratorisches Synzytialvirus, bovine Herpesviren, bovines virales Diarrhoe Virus und das bovine Coronavirus beteiligt sind. Zusätzlich spielen für den Ausbruch dieser Faktorenerkrankung auch abiotische Faktoren eine Rolle, darunter die Haltungshygiene, das Stallklima oder Überbelegung. Von der Rindergrippe betroffen sind vor allem Kälber und Jungrinder in den Herbst- und Wintermonaten. Neben Rhinitis, Tracheitis und katarrhalischer Bronchopneumonie finden sich besonders bei Beteiligung von Mannheimia haemolytica auch fibrinöse und eitrige Bronchopneumonien. Es handelt sich um ein hochfieberhaftes Krankheitsbild, bei dem die Tiere bei mittelgradig bis stark gestörtem Allgemeinbefinden unter Nasenausfluss, Husten und mehr oder minder stark ausgeprägten Atembeschwerden leiden.

Neben der Bronchopneumonie durch Pasteurella multocida und Mannheimia haemolytica sind bei Schaf und Ziege Mannheimia haemolytica als Erreger schwerer Mastitiden sowie Mannheimia haemolytica und Bibersteinia trehalosi als Verursacher von Septikämien bekannt.

Die hämorrhagische Septikämie, wurde in den letzten Jahren nur vereinzelt in Bayern nachgewiesen. P. multocida des Kapseltyps B oder E und einem Virulenzfaktor, der über die HS-Gensequenz exprimiert wird, ist der Verursacher dieser Erkrankung.

Erkrankungen beim Schwein:

Die enzootische Pneumonie der Schweine ist wie der Rindergrippekomplex als infektiöse Faktorenkrankheit mit ähnlich klinischer Symptomatik zu bewerten. Hauptsächlich sind hier Ferkel betroffen. Ursächlich verantwortlich sind zellwandlose Bakterien, hier Mesomycoplasma hyopneumoniae. Pasteurella multocida, aber auch Glaesserella parasuis oder Bordetella bronchiseptica können als Sekundärerreger den klinischen Verlauf und das Krankheitsbild erschweren.

Die progressive Rhinitis atrophicans (Schnüffelkrankheit) wird von Pasteurella multocida-Stämmen verursacht, die ein dermonekrotisierendes Toxin bilden. Häufig handelt es sich um eine Mischinfektion mit Bordetella bronchiseptica. Die Besiedlung der Nasenhöhle mit den toxinbildenden Pasteurella- und Bordetella-Stämmen erfolgt häufig schon beim Saugferkel. Die Krankheit manifestiert sich meist erst beim Absatzferkel oder Mastschwein. Durch toxinvermittelten Abbau des Knochens der Nase kommt es schließlich zur Deformation und Atrophie der Nasenmuscheln und der Nasenscheidewand. Klinische Symptome sind vor allem Niesen und Schniefen sowie seröser, eitriger oder blutiger Nasenausfluss.

Erkrankungen des Kaninchens:

Neben septikämischen Verlaufsformen spielt Pasteurella multocida, häufig zusammen mit Bordetella bronchiseptica, beim ansteckenden Kaninchenschnupfen eine maßgebliche Rolle. Die Erkrankung verläuft chronisch. Neben serösem bis eitrigem Nasenausfluss und Atembeschwerden werden auch Mittelohrentzündung und Nebenhöhlenvereiterung klinisch festgestellt.

Erkrankungen des Geflügels:

Infektionen mit Pasteurella multocida verlaufen beim Geflügel als Geflügelcholera im Regelfall in Form einer Septikämie. Die höchste Empfänglichkeit besitzen Puten, Enten, Gänse und Hühner. Neben der aerogenen Tröpfcheninfektion können auch Wildvögel oder Kleinnager als Überträger eine Rolle spielen.

Erkrankte Tiere zeigen im akuten Verlauf stark gestörtes Allgemeinbefinden, Mattigkeit und Futterverweigerung. Schleimiger bis blutiger Ausfluss aus Nasen- und Schnabelhöhle, Atembeschwerden, blau angelaufene Kopfanhänge und Durchfälle führen schließlich zum Tod. Die Mortalität im Bestand kann in kurzer Zeit bis zu 50 % betragen.

Diagnostik

Die Diagnostik erfolgt durch kulturellen Nachweis des Erregers aus Nasen- oder Rachentupfer, Bronchoalveolarlavage oder verändertem Lungengewebe. Tupferproben sollten in bakteriologischem Transportmedium ins Labor gesandt werden. Je kürzer die Transportdauer, desto höher ist der Isolierungserfolg. Die höchste Nachweiswahrscheinlichkeit besteht bei Anzucht der Untersuchungsmaterialien noch am Tag der Probennahme.

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