Bienenkrankheiten

Krankheitsbild und Labordiagnose von Bienenkrankheiten, deren Bekämpfung durch das EU-Tiergesundheitsrecht vorgesehen ist

Amerikanische Faulbrut (Bösartige Faulbrut), Tierseuche der Kategorien D + E

Die Bösartige Faulbrut ist eine hochkontagiöse, bakterielle Infektionskrankheit, insbesondere der jüngsten Larvenstadien. Der Erreger, Paenibacillus larvae larvae, wird durch seine Dauerform, die Faulbrutsporen, mit dem Futter auf die Larven übertragen. Die infizierten Larven werden durch das Bakterienwachstum abgetötet und verwandeln sich in eine braune fadenziehende Masse (Abbildung 2), die durch Eintrocknen allmählich dunkler wird und sich in der unteren Zellrinne als fester Schorf ansammelt. Bei diesem Prozess werden Millionen neuer Bakteriensporen gebildet und freigesetzt.

Wabe bei Vorliegen amerikanischer Faulbrut: fadenziehender Inhalt der Zellen.

Abbildung 2: Brutwabe bei Vorliegen der amerikanischen Faulbrut: fadenziehender Inhalt der Zellen in der „Streichholzprobe“.

Mikroskopische Aufnahme eines Geißelzopfes bei Vorliegen amerikanischer Faulbrut (1000x, Ölimersion).

Abbildung 3: Mikroskopische Aufnahme eines Geißelzopfes bei Vorliegen amerikanischer Faulbrut (1000x, Ölimersion).

Untersuchungsmaterial zum Nachweis des Faulbruterregers:

  • Futterkranzproben, die in unmittelbarer Nähe zum Brutnest entnommen wurden (mindestens 10 g in fester, auslaufsicherer Verpackung)
  • Verdächtige Brutwaben (ganze Waben - gedeckelt) mit lückenhaftem Zellbild. Die Zelldeckel der stehengebliebenen Brutzellen sind dunkel verfärbt, pergamentartig und eingesenkt. Bei der Streichholzprobe an verdeckelten Zellen zieht sich ein mehrere Zentimeter langer Faden.

Labordiagnose:

  • Mikrobiologischer Nachweis des Faulbruterregers und mikroskopischer Nachweis der Geißelzöpfe.

Befall mit dem Kleinen Beutenkäfer (Aethina tumida), Tierseuche der Kategorien D + E

Der ursprünglich in Afrika vorkommende Kleine Beutenkäfer wurde über Importe von Obst, Bienen oder Gerätschaften mittlerweile auch nach Europa eingeschleppt. Der etwa 5 mm große Glanzkäfer legt seine Eier in Ritzen der Bienenbeute ab. Die nach 2-6 Tagen schlüpfenden Larven fressen sich regelrecht durch die Waben und zerstören diese erheblich. Nach 10-29 Tagen lassen sich die nun etwa 10-12 mm großen Wanderlarven aus der Beute auf den Boden fallen und verpuppen sich dort. Je nach Witterung schlüpfen die fertigen Käfer nach 2-8 Wochen und befallen neue Beuten. Der erwachsene Käfer kann bis zu 15 km weit fliegen.

In Deutschland wurde er bis jetzt noch nicht nachgewiesen.

Untersuchungsmaterial:

  • Adulte Käfer
  • Larven
  • Beutenboden (Bodeneinlagen)

Die Käfer und Larven können über Fallen aus Wellpappe, Doppelstegplatten oder Vlies eingefangen und zur Untersuchung eingesendet werden.

Labordiagnose:

  • Bestimmung der Käfer und Larven

Varroose (Milbenkrankheit), Tierseuche der Kategorien C + D + E

Varroa destructor, eine Milbenart, die ursprünglich aus Asien stammt und nunmehr fast flächendeckend in Europa verbreitet ist, parasitiert temporär an erwachsenen Honigbienen und der Bienenbrut in gedeckelten Zellen, in denen sie sich vermehrt (vgl. Tropilaelaps, s.u.). Durch ihren Saugakt kommt es zu einem permanenten Entzug von Haemolymphe und Fettkörper. Verkümmerte und verkrüppelte Jungbienen, die auch schon in der Brutzelle absterben können, sind die Folge. Erwachsene Bienen werden durch den Energieentzug und Schädigung des Immunsystems geschwächt. Beim Saugakt können eine Vielzahl von bienenpathogenen Viren übertragen und verbreitet werden. Ein hoher Befall mit Varroamilben kann zum Zusammenbruch von Völkern beitragen Es besteht eine gesetzliche Behandlungspflicht.

Untersuchungsmaterial zum Nachweis der Varroamilbe:

  • Gemüllproben, Gewinnung über Varroagitter.
  • Brutwaben mit gedeckelter Brut, speziell Drohnenbrut.

Befall mit der Tropilaelaps-Milbe (Tropilaelaps spp.), Tierseuche der Kategorien D + E

Die adulte Milbe hält sich nur kurz auf erwachsenen Bienen auf und parasitiert diese – im Gegensatz zu Varroa destructor – nicht. Kurz vor der Verdeckelung der Streckmaden suchen die Milbenweibchen Brutzellen auf und legen ihre Eier darin ab. Die Milbenentwicklung dauert etwa eine Woche, währenddessen sie die Larven durch Entzug von Haemolymphe und die Übertragung von viralen Infektionserregern schädigen können. Die ausgewachsenen Milben verlassen zusammen mit der schlüpfenden Biene die Brutzelle um anschließend neue Brutzellen zur Eiablage zu befallen. Klinisch zeigen die als Larve befallenen Jungbienen häufig Missbildungen an den Flügeln oder Gliedmaßen und verkürzte Abdomen.

TropIilaelaps-Milben sind bisher noch nicht in Deutschland aufgetreten. In Völkern ohne Bienenbrut (brutfreie Zeit) kann sie nur kurze Zeit überleben.

Untersuchungsmaterial:

  • Gemüll (Bodeneinlage nicht länger als zwei Tage liegen lassen, ggf. mit Vaseline oder Melkfett bestreichen)
  • Brutwaben mit gedeckelter Bienenbrut, speziell Drohnenbrut

Krankheitsbild und Labordiagnose von weiteren Bienenkrankheiten (nicht im EU-Tiergesundheitsrecht berücksichtigt)

Nosemose (Nosemaseuche)

In fast jedem Bienenvolk sind Erreger der Nosemose, Nosema apis, Nosema ceranae, latent vorhanden. Längere Schlechtwetterperioden begünstigen den Ausbruch der Nosemose. Die Symptome, wässriger Kot, aufgetriebener Hinterleib und Flugunfähigkeit treten besonders bei schwachen Völkern auf, die daraufhin völlig zusammenbrechen können.

Untersuchungsmaterial zur Feststellung der Nosemose:

  • ca. 10 Bienen pro Volk.

Labordiagnose:

  • Mikroskopischer Nachweis der Nosemasporen, Differenzierung mittels PCR und DNA-barcoding.

Ascosphaerose (Kalkbrut)

Die Kalkbrut ist eine Brutkrankheit, hervorgerufen durch den Pilz Ascosphaera apis. Die Infektion erfolgt bei den Rundmaden über Pilzsporen im Futter. Die Larven sterben meist als Streckmaden ab, nachdem die Zelle verdeckelt worden ist. Es bilden sich Fruchtkörper, die Kalkbrutsporen enthalten. Die Krankheit wird durch kühle, feuchte Witterung begünstigt und tritt vorwiegend bei schwachen Völkern auf.

Untersuchungsmaterial zur Feststellung der Kalkbrut:

  • Brutwaben mit gedeckelten Zellen, die beim Schütteln klappern (Kalkbrutmumien).

Labordiagnose:

  • Differenzierung der Pilze aus den Mumien mittels Pilzkultur Nachweis und Differenzierung mittels PCR..

Virosen der Honigbienen

Derzeit sind ca. 30 bienenpathogene Viren bei Honigbienen bekannt, die zum Teil latent in Bienenstöcken vorkommen können ohne dass immer eine klinisch sichtbare Erkrankung die Folge ist. Die meisten dieser Viren gehören der Gruppe der „Picorna-like-viruses“ an und sind Viren mit einem Ribonukleinsäuregenom. Im Rahmen des sog. „Bienensterbens der Honigbiene“ sind sie an einem komplexen, multifaktoriellen Krankheitsgeschehen beteiligt, das Teil intensiver, internationaler Forschung ist.

Untersuchungsmaterial:

  • Verdächtige Brutwaben
  • Totfunde von Bienen nach Massensterben

Labordiagnose:

  • Virusspezies-spezifische RT-PCR und Sequenzierung