Gesundheitliche Relevanz der Freizeitlärmexposition bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Bayern im Rahmen einer Kohortenstudie
Kurzbeschreibung
Seitdem in den 1990er Jahren unter Rekruten eine hohe Prävalenz von Hörschäden beobachtet wurde, besteht große Sorge, dass der zunehmende sogenannte „Freizeitlärm“ bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen Hörschäden hervorruft. Der Begriff „Freizeitlärm“ wird in Abgrenzung zum Arbeitslärm und Umweltlärm verwendet und umfasst z.B. die erheblichen Schallpegel, die in Diskotheken gemessen oder mit MP3-Playern/ Smartphones erreicht werden können. Hörschäden können bei den Betroffenen zu einer Einschränkung der Lebensqualität, der Kommunikation, der sozialen Teilnahme und des beruflichen Erfolges führen. Ziel dieser Studie ist es daher, aktuelle Erkenntnisse über die Häufigkeit von Hörverlusten bei Jugendlichen und über das mit einer Lärmexposition verbundene Freizeitverhalten zu gewinnen sowie Veränderungen im Zeitverlauf aufzuzeigen. Die längsschnittliche Betrachtung beinhaltet die Beobachtung der Zielgruppe ab dem 15. Lebensjahr.
Zusammen mit der Universitätsklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie der Universität Regensburg wird seit 2009 die Kohortenstudie Ohrkan durchgeführt. Das Projekt wird vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege gefördert.
Projektziele:
- Aufrechterhaltung der Teilnahmebereitschaft eines jungen und gesunden Kollektivs über die Zeit
- Feststellung des Zusammenhangs zwischen einer riskanten Freizeitlärmexposition und lärmbedingten Hörschwellen
- Zeitliche Veränderungen der Exposition gegenüber Freizeitlärm
- Identifikation von besonders exponierten Personengruppen und Konsequenzen für mögliche Präventionsmaßnahmen
Für die Kohortenstudie ist ein mindestens 10-jähriger Zeitraum mit Ablauf in verschiedenen Phasen geplant, wobei auf eine Basiserhebung weitere Nacherhebungen folgen sollen. Die Bezeichnung der einzelnen Erhebungen basiert auf einer einfachen Durchnummerierung.
Ohrkan I – Basiserhebung (2009 bis 2011)
- Rekrutierung einer Kohorte von 2.148 Jugendlichen der Jahrgangsstufe 9 aus Regensburg
- Fragebogenangaben der Eltern zu dem demographischen und medizinischen Hintergrund der Jugendlichen
- Erstmalige Erfassung der selbstberichteten Exposition gegenüber Freizeitlärm bei den Jugendlichen
- Erstmalige Erfassung des Gehörstatus mit Hilfe von Eigenangaben der Jugendlichen
- Erstmalige klinische Untersuchung des Gehörs der Jugendlichen zur Bestimmung der Hörschwellen aus der Tonaudiometrie
Ohrkan II - Erste Nacherhebung (2012 bis 2014)
- Erneute Erfassung der selbstberichteten Exposition gegenüber Freizeitlärm 2,5 Jahre nach der Basiserhebung
- Erstmalige Erfassung möglicher Arbeitslärmexposition
- Vertiefende Erfassung der Exposition und Expositionsvalidierung
- Erfassung des Gehörstatus mit Hilfe von Eigenangaben zur Identifikation von Änderungen
Ohrkan III - Zweite Nacherhebung (2015-2016)
- Erneute klinische Untersuchung des Gehörs zur Bestimmung der Hörschwellen 5 Jahre nach der Basiserhebung
- Erneute Erfassung der Exposition gegenüber Freizeitlärm
- Erneute Erfassung möglicher Arbeitslärmexposition
- Erfassung des Gehörstatus mit Hilfe von Eigenangaben zur Identifikation von Änderungen
Ohrkan IV - Dritte Nacherhebung (2017-2018)
- Erneute Erfassung der selbstberichteten Exposition gegenüber Freizeitlärm 7,5 Jahre nach der Basiserhebung
- Erneute Erfassung möglicher Arbeitslärmexposition
- Erstmalige Erfassung selbstberichteter extraauraler Lärmwirkungen (kardiovaskuläre Parameter)
- Erfassung des Gehörstatus mit Hilfe von Eigenangaben zur Identifikation von Änderungen
- Identifikation von Risikogruppen und die Entwicklung von Präventionsansätzen für Kinder und Jugendliche mit erhöhtem Expositionsrisiko gegenüber Freizeitlärm
Ohrkan V - Vierte Nacherhebung in der Kohortenstudie Ohrkan (2020-2022)
- Erfassung der selbstberichteten Exposition gegenüber Freizeitlärm 10 Jahre nach der Ersterfassung, Erfassung möglicher hinzugekommener Arbeitslärmexposition
- Erneute klinische Untersuchung des Gehörs zur Bestimmung der Hörschwellen im konventionellen Bereich von 125 Hz bis 8kHz
- Erfassung extraauraler Lärmwirkungen durch Eigenangaben und erstmalig Blutdruckmessung (Datenerhebung zur Prävalenz von Bluthochdruck in der Kohorte)
- Erfassung des Gehörstatus mit Hilfe von Eigenangaben zur Identifikation von Änderungen
- Erneute audiologische Untersuchung im erweiterten Hochtonbereich von 9 bis 16kHz
Gesamtlaufzeit der Ohrkan-Kohortenstudie: mindestens 10 Jahre