Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen

Prof. Dr. Günther E. Braun, Forschungszentrum für Management im Gesundheitswesen im Institut für Management öffentlicher Aufgaben an der Fakultät für Wirtschafts- und Organisationswissenschaften, Universität der Bundeswehr München:

Die Qualität zu steigern, ist eine Daueraufgabe im Gesundheitswesen und schon seit vielen Jahren in den verschiedenen Einrichtungen des Gesundheitswesens auch als solches erkannt. Gesetzliche Regelungen haben dazu beigetragen eine externe und interne Ausprägung des Qualitätsmanagements in verschiedenen Einrichtungen des Gesundheitswesens mit einem durchaus hohen Reifegrad zu etablieren. Ärztekammern, Kassenärztliche Vereinigungen und besondere Einrichtungen wie z.B. das Institut für Qualität und Patientensicherheit (BQS) betreiben externe Qualitätssicherung anhand von Routinedaten der Gesetzlichen Krankenversicherung oder besonders erhobener, für die externe Qualitätssicherung geeigneter Daten. Das interne Qualitätsmanagement z.B. in Kliniken der Akutversorgung, Rehabilitationseinrichtungen und Arztpraxen betont den Managementaspekt der Qualitätssicherung und trägt zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Einrichtung bei.

In Anlehnung an Donabedian wird klassischerweise in Strukturqualität, Prozess- und Ergebnisqualität unterschieden. Strukturen beziehen sich auf die verhältnismäßig dauerhaften Merkmale einer Institution wie z.B. Ressourcen unterschiedlichster Art. Damit wird das Qualitätspotential bestimmt, das sich in Prozessen aktiviert und zu Ergebnissen führt. Strukturen, Prozesse und Ergebnisse können sich auf medizinische und nicht-medizinische Tatbestände, z.B. ökonomische und soziale, erstrecken. Medizinische Merkmale eines Qualitätsmanagements können z.B. die Qualität der Ausbildung der eingesetzten Mitarbeiter, die stringente Verwendung indikationsorientierter Leitlinien und kurzfristige Komplikationsraten nach Eingriffen sowie langfristige Auswirkungen auf den Gesundheitszustand sein. Ökonomische Qualitätsmerkmale greifen z.B. die Qualität eines Kostenrechnungssystems in einer Klinik, die organisatorischen Prozessabläufe im OP und Produktivitätsmaße wie Verweildauer, aber auch die Sicherung einer nachhaltigen Investitionsstruktur einer Klinik, auf.

Interessanterweise ist Donabedians Ansatz mit dem methodischen Vorgehen der Versorgungsforschung im Gesundheitswesen verwandt. Das zeigt sich am Input-Throughput-Output-Outcome-Schema der Versorgungsforschung, das zumindest seit Pfaffs Ausführungen hierzu eine hohe Bedeutung besitzt. Die von Donabedian vorgeschlagene Differenzierung lässt sich zwanglos als eine besondere Operationalisierung des Schemas verstehen. Auf diese Weise kann ein Erkenntnisimport aus der Versorgungsforschung in Theorie und Praxis des Qualitätsmanagements erfolgen.

Unter ökonomischem Gesichtspunkt ist hervorzuheben, dass Qualitätsmanagement geeignet erscheint, die Wettbewerbsfähigkeit einer Einrichtung des Gesundheitswesens zu erhöhen. Insofern stellt Qualitätsmanagement ein modernes Management- und Marketinginstrument dieser Einrichtung dar und vermag die anderen Marketinginstrumente der Leistungs-, Preis- und Kommunikationspolitik zu ergänzen. Medizinische Qualität von Diagnose und Therapie zu erfassen und zu kommunizieren, gewinnt auf diese Weise eine besondere Management- und Marketingrelevanz. Dies zeigt sich auch aktuell in der Diskussion um Anreizwirkungen der DRG-Vergütung. Hier ist eine Weiterentwicklung der Vergütungssystematik in Richtung von Qualitätsmessung, -kommunikation und -vergütung dringend gefordert.

Eine Management- und Marketingrelevanz des Qualitätsthemas zeigt sich bei Patienten-, Einweiser-/Zuweiser- und Mitarbeiterbefragungen in Kliniken, Rehaeinrichtungen und Arztpraxen. Analyse und Bewertung der Einweiserbefragungen von Kliniken z.B. sind deshalb für eine Versorgungsforschung interessant, da mit ihrer Hilfe auch die Vernetzung unterschiedlicher Sektoren erkennbar und gestaltbar wird. Ihre Ergebnisse erlauben dem Klinikmanagement, die Kooperation mit dem ambulanten Bereich zu verstärken.

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