2 Jahre Corona-Reihenuntersuchungen – BayCoRei
Welche Daten typischerweise bei einem Infektionsgeschehen zu erfassen sind, ist in Fachkreisen bekannt. In einem komplexen Geschehen wie einer Pandemie sind häufig weitere Kennzahlen zur Steuerung in der vorherrschenden Lage zentral. In den Anfängen der SARS-CoV-2-Pandemie wurden verschiedene Daten gesammelt und ein besonderes Augenmerk auf Testungen gelegt. Die Bayerische Staatsregierung hatte am 30. Juni 2020 beschlossen, ihre Teststrategie systematisch zu differenzieren und auszuweiten.
Hintergrund
Die Vielzahl der Reihen- und auch Bürgertestergebnisse manuell in einzelnen Listen zu erfassen, wäre nicht zu bewerkstelligen gewesen. Daher entwickelte das LGL gemeinsam mit dem IT-Dienstleistungszentrum des Freistaats Bayern (IT-DLZ) im Juli 2020 eine Onlineplattform zur landesweit einheitlichen, strukturierten und zeitnahen Datenerfassung: Das Bayerische Meldeportal für Corona-Reihenuntersuchungen (BayCoRei). Weitere Informationen zur Entwicklung und zum Einsatz von BayCoRei sind in einer eigenen Publikation im Bundesgesundheitsblatt veröffentlicht (Flöter et al. 2023).
Ergebnisse
Mittels der seit Beginn des Meldeportals durchgeführten anonymisierten, systematischen Erfassung von Daten aus Reihenuntersuchungen (d.h. Testungen bei primär Gesunden zur Früherkennung) lassen sich Häufigkeiten, regionale Muster und zeitliche Verläufe von Infektionen bei symptomlosen Personen darstellen. Bei der Dateninterpretation ist zwar höchste Vorsicht geboten, weil sich die Datenqualität und -vollständigkeit nur schwer abschätzen lassen, dennoch konnte BayCoRei mittels regelmäßiger Berichte und Auswertungen ein weiteres Informationsmerkmal und eine Orientierungshilfe für politische Entscheidungsträger sein (Flöter et al. 2023) (Beispiel-Abbildung).
Abbildung: Anzahl der gemeldeten Tests nach Regierungsbezirk und deren Positivquoten für PCR- (rot) bzw. Antigen-Tests (orange) für alle Bezirke zusammen.
Die Ergebnisse von 1 Million eingetragenen Tests aus Krankenhäusern und Langzeitpflegeeinrichtungen wurde in einer Publikation im International Journal of Environmental Research and Public Health evaluiert und im ersten Halbjahr 2021 veröffentlicht (Tischer et al. 2021). Die ausgewerteten Ergebnisse deuten darauf hin, dass in Langzeitpflegeeinrichtungen und Krankenhäusern mit extrem gefährdeten Patienten und Bewohnern eine Infektionsüberwachung symptomloser Personen auf der Grundlage von RT-PCR-Tests und Antigentests das langfristige Management von COVID-19 erleichtern kann. Die Untersuchung verweist jedoch gleichzeitig auf ihre Limitationen, wie beispielsweise unvollständig berichtete Daten. Insgesamt wurden in BayCoRei zwischen Juli 2020 und Dezember 2022 (Datenstand: 22.03.2023) 84.841.858 SARS-CoV-2-Tests (6.713.235 PCR-Tests und 78.128.623 Antigen-Tests) eingetragen.
Literatur
- Flöter J, Roll J, Kirchner A, Hung C-W, Riedl A, Kotula K, Mühle-Schäffer U, Tomandl J, Ewert T, Heinrich R, Schlegel C, Markl C, Nennstiel U, Liebl B, Weidner C, Wildner M, Keil T, Stupp C (2023) Bayerisches Meldeportal für Corona-Reihenuntersuchungen – Entwicklung und Einsatz einer digitalen Lösung in der Pandemie. Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz 66: 126–135.
- Tischer C, Stupp C, Janson P, Willeke K, Hung C-W, Flöter J, Kirchner A, Zink K, Eder L, Hackl C, Mühle U, Weidmann M, Nennstiel U, Kuhn J, Weidner C, Liebl B, Wildner M, Keil T (2021) Evaluation of Screening Tests in Bavarian Healthcare Facilities during the Second Wave of the SARS-CoV-2 Pandemic. International journal of environmental research and public health 18.