Hepatitis C

Erreger

Das Hepatitis-C-Virus (HCV) ist ein lineares, einzelsträngiges, aus 9.500 Nukleotiden bestehendes umhülltes ribonucleic acid (RNA)-Virus mit Plusstrang-Polarität (single stranded(+)(RNA)).
Seine Identifizierung erfolgte 1989, die erste Sequenzierung 1990. HCV bildet ein eigenes Genus „Hepacivirus“ in der Familie der Flaviviridae.

Infolge einer hohen Mutationsrate weist es eine ausgeprägte genetische Variabilität auf. Neben sieben Genotypen (1-7) sind bereits mehr als 60 Subtypen bekannt. Fast die Hälfte der Infektionen entfallen auf den Genotyp 1, ungefähr ein Drittel auf den Genotyp 3.

Vorkommen

Nach Angaben der World Health Organization (WHO) lebten im Jahr 2022 weltweit etwa 50 Millionen Menschen mit einer chronischen HCV-Infektion, es gab etwa 1 Millionen Neuinfektionen, und etwa 240.000 Menschen starben an HCV. Die Belastung durch chronische Hepatitis-C-Infektionen ist in der Östlichen Mittelmeerregion der WHO am höchsten, wo etwa 1,8% der Allgemeinbevölkerung mit chronischer HCV leben, was insgesamt 11,2 Millionen Menschen entspricht. Am zweithöchsten ist die Belastung in der Europäischen Region der WHO, wo etwa 0,9% der Allgemeinbevölkerung mit HCV leben, was insgesamt 8,6 Millionen Menschen entspricht. In der afrikanischen Region der WHO beträgt die Prävalenz der chronischen Hepatitis C 0,7 % der Gesamtbevölkerung. In den WHO-Regionen Amerika, Südostasien und Westpazifik ist sie 0,5 % oder weniger hoch als in der Gesamtbevölkerung. (WHO Global Hepatitis Report, 2024).


Eine Studie in 30 Ländern der Europäischen Union und des Europäischen Wirtschaftsraums schätzt, dass im Jahr 2019 1,78 Millionen Menschen mit chronischer Hepatitis C lebten (basierend auf der HCV-RNA-Prävalenz als Proxy für cHCV). Die Prävalenz chronischer HCV-Infektionen variiert innerhalb Europas zwischen den Ländern. Die Länder mit der niedrigsten Prävalenz von chronischem HCV waren die Niederlande, Slowenien und Island, während die Länder mit der höchsten geschätzten Prävalenz Rumänien, Estland und Bulgarien waren. Von der Gesamtbelastung schätzte der Bericht, dass 35 % der Fälle mit intravenösem Drogenkonsum in Zusammenhang standen, wobei die Spanne zwischen 70 % der Fälle in Nordeuropa und 20 % der Fälle in Südeuropa lag (Thomadakis et al., 2024, The Lancet Regional Health Europe).


Die WHO schätzt, dass die Zahl der jährlichen Neuinfektionen mit Hepatitis C von 1,57 Millionen im Jahr 2020 auf 1 Millionen im Jahr 2022 zurückgegangen ist. Als mögliche Gründe für den Rückgang der Neuinfektionen werden verbesserte Daten aus Prävalenzuntersuchungen, Verbesserungen bei der Hepatitis C-Prävention, einschließlich sicherer Einrichtungen und Dienste zum Drogenkonsum, sowie die weitere Verbreitung der Nutzung von Medikamenten zur erfolgreichen Therapie.

Gemeldete Fälle von Hepatitis C in Europa und Deutschland

In 30 Ländern der Europäischen Union wurde 2020 im Vergleich zu 2019 ein signifikanter Rückgang der Gesamtinzidenz der gemeldeten Hepatitis-C-Fälle (einschließlich akuter und chronischer Fälle sowie Fälle mit unbekanntem Stadium) um 30% beobachtet. Die Inzidenz von 4,6 pro 100.000 im Jahr 2020 stieg um 38 % auf 6,5 pro 100.000 im Jahr 2022 (ECDC Hepatitis C, Annual Epidemiological Report for 2022).


In Deutschland ist die Zahl der gemeldeten Hepatitis-C-Fälle im 2020 im Vergleich zu 2019 um 23 % zurückgegangen. Seit 2020 ist ein deutlicher Anstieg der Zahl der gemeldeten Hepatitis-C-Fälle in Deutschland zu verzeichnen, insbesondere der Anstieg um 36 % von 2022 auf 2023.

Krankheitsbild

Das HCV kann eine akute sowie eine chronisch Hepatitis C auslösen. Bei der akuten Erkrankung treten bei ungefähr 25 % der Betroffenen unspezifische Symptome wie z. B. Abgeschlagenheit, Muskelschmerzen, eine Gelbsucht (Ikterus) oder gastrointestinale Beschwerden auf. Schwere Verläufe sind sehr selten. Etwa 60-85 % der Infizierten entwickeln einen chronischen Verlauf. Asymptomatische Erstinfektionen neigen hierbei am häufigsten zu einer Chronifizierung. Auch die chronische Hepatitis C zeichnet sich durch eher milde und unspezifische Symptome aus (z. B. Müdigkeit und unspezifische Oberbauchbeschwerden). Die chronische Hepatitis C geht allerdings mit der Dauer zunehmend (16-20 % nach 20 Jahren, bis zu 41 % nach 30 Jahren) in eine Leberzirrhose über, die im Verlauf zu einem Verlust der Leberfunktion führen kann und zur gehäuften Entstehung (jährliche Rate 2-4 %) von Leberkrebs (hepatozellulärem Karzinom) beitragen kann. Je nach Schwere der Zirrhose kann sie zu schweren Komplikationen bis hin zum Tod führen. Weder der HCV-Genotyp noch die vorliegende Viruslast sind gute Prädiktoren des Krankheitsverlaufs.

Übertragungswege

Der Hauptübertragungsweg des HCV ist der Kontakt mit kontaminiertem Blut. Als häufigste Ursache für neue HCV-Infektionen gilt laut RKI die Übertragung im Rahmen von injizierendem Drogenkonsum.

Die Inkubationszeit beträgt im Regelfall 8 Wochen. Die Ansteckungsgefahr besteht, solange noch HCV-RNA im Blut der infizierten Person nachweisbar ist. HCV ist relativ umweltstabil, je nach Temperatur ist eine Ansteckung auch nach Wochen bis Monaten noch möglich. Dazu muss die Verschmutzung nicht einmal mehr sichtbar sein. Zu einer Übertragung kann es schon kommen, wenn ein kontaminierter Gegenstand mit einer sehr kleinen Verletzung in Kontakt kommt. Beispiele hierfür sind: Ohrloch stechen oder Piercen, Nadelstichverletzungen, Tätowieren und auch gemeinsam genutzte Hygieneartikel wie Rasierer.

Bei Betroffenen mit einer hohen Viruslast wurde HCV unter anderem schon in Nase, Speichel, Schweiß, Sperma und rektaler Flüssigkeit gefunden. Hier scheint eine Übertragung jedoch weitaus weniger wahrscheinlich. Dafür könnte z. B. zusätzlich eine Verletzung der Hautbarriere erforderlich sein. Dementsprechend kommt es in seltenen Fällen auch zu sexuellen Übertragungen. Hierbei muss man das erhöhte Infektionsrisiko bei ungeschütztem Analverkehr oder vorbestehender HIV-Infektion beachten.

Drogengebrauch: Bei injizierendem Drogenkonsum birgt nicht nur die verwendete Nadel eine Gefahr, auch schon vorher könnte eine Kontamination der Substanzen mit dem HCV-Erreger stattfinden.

Infektion bei der Geburt: Über die Plazenta oder durch Blutkontakt während des Geburtsvorgangs kann es zu einer Übertragung von HCV von der Mutter auf das Kind kommen. Je nach vorliegender Viruskonzentration im Blut der Mutter beträgt das Risiko ca. 3-10 %. Ob der Nachweis von HCV in der Muttermilch ein Infektionsrisiko darstellt, ist aktuell umstritten.

Übertragungen durch Blutprodukte: Übertragungen durch Blutprodukte sind in Deutschland seit Einführung einer entsprechenden Testung im Jahr 1991 nicht mehr für das Infektionsgeschehen relevant.

Diagnostik

Wegen sehr ähnlicher Symptomatik soll bei der Differenzialdiagnostik auch eine Infektion mit anderen Hepatitis-Viren in Betracht gezogen werden. Zuerst erfolgt ein Nachweis spezifischer Antikörper gegen HCV. Um zwischen einer ausgeheilten und aktiven/infektiösen HCV-Erkrankung zu unterscheiden, wird mittels Polymerase Kettenreaktion (PCR) auf HCV-RNA untersucht. Bei Nachweis einer aktiven HCV-Erkrankung (Nachweis von HCV-RNA) sollte geprüft werden, welche Therapieoptionen bestehen und eingeleitet werden können.
Am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) können anti-HCV, HCV Bestätigungstest, HCV Genotypbestimmung, sowie der HCV-RNA Nachweis durchgeführt werden. Details zur Probenbehandlung und –einsendung finden Sie im Leistungsverzeichnis. Weitere Spezialdiagnostik wie z. B. Sequenzierungen, Untersuchungen zum Therapieversagen und Re-Infektion wird am Nationalen Referenzzentrum für HCV angeboten.

Behandlung und Schutzmöglichkeiten

Ein Impfstoff gegen HCV ist bisher nicht verfügbar. Die Vermeidung von Kontakt zu kontaminiertem Blut stellt damit die aktuell wirksamste Prophylaxe dar.

Im Regelfall sollte der Nachweis von HCV-RNA beim Erwachsenen immer behandelt werden. Die Wahl der konkreten Therapie richtet sich unter anderem nach bestehenden Begleiterkrankungen. Durch die Zulassung neuer direkt antiviral wirkender Substanzen (DAA) in 2014 haben sich die Therapiemöglichkeiten in den letzten Jahren deutlich erweitert und können individuell besser an die Situation der Patientinnen und Patienten angepasst werden. Durch die Behandlung mit DAA ist HCV mit Erfolgsraten von bis zu 99% therapierbar geworden und Betroffene können ohne Krankheitszeichen leben. Zur Überprüfung des Therapieverlaufs finden regelmäßige Laborkontrollen statt. Empfehlungen zur Therapie wurden vom Expertengremium der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGSV) herausgegeben.

Empfehlungen zum Infektionsschutz

Beschäftigten im Gesundheitswesen wird geraten, sich an die Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) zu halten.

Bei injizierendem Drogengebrauch sollte unter anderem eine gemeinsame Nutzung von Injektionsutensilien vermieden, nur steriles Injektionsbesteck verwendet und eine jährliche HCV-Antikörpertestung durchgeführt werden.

Durch Erhitzen auf 90°C über mindestens 5 Minuten kann HCV inaktiviert werden. Zur Desinfektion geeignete Mittel sind als „begrenzt viruzid“, „begrenzt viruzid PLUS“ oder „viruzid“ bezeichnet und in einer Liste des RKI ("Liste der vom Robert Koch-Institut geprüften und anerkannten Desinfektionsmittel und -verfahren") aufgelistet.

Aktuelle Zahlen

Informationen zu den aktuellen Meldezahlen in Bayern finden unter dem Link zu der LGL-Internetseite „Aktuelle Statistik ausgewählter meldepflichtiger Krankheiten in Bayern". Eine Übersicht der meldepflichtigen Infektionskrankheiten der vergangenen Jahre in Bayern finden Sie unter dem Link zu folgender LGL-Internetseite „Meldepflichtige Infektionserkrankungen – Daten der vergangenen Jahre".

Gesetzliche Grundlage

Nach § 6 IfSG besteht für Ärztinnen und Ärzte eine namentliche Meldepflicht von Patientinnen und Patienten, bei denen der Krankheitsverdacht, die Erkrankung, sowie der Tod einer akuter Hepatitis-C-Infektion besteht (RKI Gesetzliche Grundlage).

Für Labore gilt nach § 7 IfSG eine namentliche Meldepflicht bei Erregernachweis, unabhängig von Hinweisen auf eine akute oder chronische Infektion oder Trägerstatus.

Literatur

Fragen&Antworten (FAQs)

1. Wie kann man sich mit dem HCV infizieren?

Der Hauptübertragungsweg des HCV ist der Kontakt mit kontaminiertem Blut. Als häufigste Ursache für neue HCV-Infektionen gilt laut RKI die Übertragung im Rahmen von injizierendem Drogenkonsum.

2. Wie äußert sich eine HCV-Infektion?

Bei der akuten Erkrankung treten bei ungefähr 25% der Betroffenen unspezifische Symptome wie z. B. Abgeschlagenheit, Muskelschmerzen, ein Ikterus oder gastrointestinale Beschwerden auf. Schwere Verläufe sind sehr selten. Auch die chronische Hepatitis C zeichnet sich durch eher milde und unspezifische Symptome aus (z. B. Müdigkeit und unspezifische Oberbauchbeschwerden).

3. Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Wahl der konkreten Therapie richtet sich unter anderem nach bestehenden Begleiterkrankungen. Durch die Zulassung neuer direkt antiviral wirkender Substanzen (DAA) 2014 haben sich die Therapiemöglichkeiten in den letzten Jahren deutlich erweitert und können individuell besser an die Situation der Patientinnen und Patienten angepasst werden. Durch die Behandlung mit DAA ist HCV mit Erfolgsraten von bis zu 99% therapierbar geworden und Betroffene können ohne Krankheitszeichen leben.

4. Wie kann man sich schützen?

Ein Impfstoff gegen HCV ist bisher nicht verfügbar. Die Vermeidung von Kontakt zu kontaminiertem Blut stellt damit die aktuell wirksamste Prophylaxe dar.

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