Persistente Stoffe in der Muttermilch - Untersuchungsergebnisse 2018

 

Hintergrund

Muttermilch enthält alle wichtigen Nährstoffe und ist aus ernährungsphysiologischer Sicht die optimale Ernährung für Säuglinge. Daher empfiehlt die Nationale Stillkommission Muttermilch als ausschließliche Nahrungsquelle für Säuglinge in den ersten Lebensmonaten. Neben den ernährungsphysiologischen positiven Stoffen enthält Muttermilch aber auch unerwünschte Stoffe. Unter anderem finden sich persistente Fremdstoffe in der Muttermilch. Persistente Stoffe werden meist über die Nahrung aufgenommen und reichern sich aufgrund ihrer Beständigkeit im Körper an. Anders als beispielsweise Blut können Muttermilchproben auf nicht-invasivem Weg gewonnen werden. Muttermilch wird daher als Indikator für die Belastungssituation der Bevölkerung mit persistenten Fremdstoffen genutzt.

 

LGL-Projekt Muttermilchuntersuchungen

Das LGL hat in einem Projekt Muttermilch mit dem Ziel untersucht, Daten von klassischen Umweltkontaminanten zu ermitteln. Zu diesen klassischen Substanzen zählen die polychlorierten Biphenyle (PCB) sowie die polychlorierten Dibenzodioxine (PCDD) und -furane (PCDF). Darüber hinaus zielte das Projekt aber auch darauf ab, Daten zu bisher wenig untersuchten Substanzklassen zu gewinnen. Hierzu gehören die polybromierten Dibenzodioxine (PBDD) und -furane (PBDF) sowie Dechlorane, neuere bromierte Flammschutzmittel wie insbesondere die Isomeren des Hexabromcyclododecans neben den polybromierte Diphenylethern (PBDE).

Tabelle: Persistente Stoffe in der Muttermilch
  P(5) P(95) Median Einheit
chlorierte Verbindungen        
ndl PCB 22,8 109,6 51,9 ng/g Fett
dl PCB 1,4 4,8 2,5 WHO TEQ pg/g Fett
PCDD/F 0,9 6,6 2,4 WHO TEQ
bromierte Verbindungen        
PBDE 0,8 23 1,7 ng/g Fett
PBBD/F 0,2 2,7 0,6 WHO TEQ

 

Ergebnisse chlorierte und bromierte Verbindungen

Die Muttermilchproben wurden 2016 in Zusammenarbeit mit dem Perinatalzentrum der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der LMU München von Müttern aus dem Großraum München gesammelt. Die Mütter waren zwischen 21 und 46 Jahre alt. 2018 hat das LGL die Daten ausgewertet. Die Ergebnisse sind in der Tabelle zusammengefasst. Bei den PCB werden die Kongeneren in zwei Gruppen eingeteilt: dioxinähnliche (dl-PCB) und nicht dioxinähnliche (ndl-PCB). Die Gehalte der ndl-PCB sind deutlich höher als die der dl-PCB, allerdings ist die Toxizität der ndl-PCB geringer. Insgesamt zeigt sich, dass im Vergleich zu vorangegangenen Studien (beispielsweise BAMBI, 2007/8) die Gehalte der persistenten Stoffe abgenommen haben. Dennoch ist die von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) festgelegte tolerierbare tägliche Aufnahme für PCDD/F überschritten. Eine weitere Reduktion der Umweltbelastung mit diesen persistenten Substanzen ist daher erforderlich. Für die chlorierten Verbindungen wurde eine Abhängigkeit zwischen den Gehalten und dem Alter der Mütter festgestellt. Je älter die Mütter waren, desto höher waren die Gehalte an PCDD/F, ndl- und dl-PCB. Für die bromierten Verbindungen ergab sich keine Korrelation zwischen Alter und den ermittelten Gehalten.