Machbarkeitsstudie: Bayerisches Stechmücken-Monitoring
Hintergrund
Weltweit werden ca. 3.500 Stechmückenarten erfasst, hierzulande sind es etwa 50 Arten. In Bayern werden immer wieder Mückenpopulationen nicht heimischer Arten gefunden. Der globale Warenhandel und die zunehmende internationale Mobilität des Menschen sowie anhaltende klimatische Veränderungen (Klimawandel) begünstigen die Ausbreitung und das Überwintern gebietsfremder Mückenarten. Ein prominentes Beispiel für eine gebietsfremde, sich erfolgreich verbreitende Stechmückenart, ist die ursprünglich in Südostasien beheimatete Asiatische Tigermücke, Aedes albopictus (von: Aedes „widrig“ und albopictus „weiß gezeichnet“). Das Wissen über Vorkommen, Verbreitung und Biologie verschiedener Mückenarten ist begrenzt. Bislang wurden vereinzelte Funde von gebietsfremden Mücken vor allem durch Informationen aus der Bevölkerung bekannt. Eine gezielte aktive, systematische und präventive Suche, die eine zeitliche und räumliche Entwicklung des Vorkommens gebietsfremder Mücken und damit eine Bewertung dessen ermöglichen würde, ist derzeit in Bayern nicht gegeben. Ein bayernweites Monitoring/Surveillance ist ein erster Schritt, um zukünftig einen Überblick über gebietsfremde Arten zu erhalten, die als Überträger für verschiedene Erreger von (derzeit primär reiseassoziierten) Erkrankungen, wie z. B. Dengue-Fieber und Chikungunya geeignet sind.
Zielsetzung
Das LGL führt ab Juli 2022 eine Machbarkeitsstudie zu einem präventiven Monitoring gebietsfremder Stechmücken durch. Ziel der Machbarkeitsstudie, die vom Staatsministerium für Gesundheit und Pflege finanziert wird, ist es, Erkenntnisse für die Planung und Umsetzung eines systematischen und präventiven Mückenmonitorings zu gewinnen.
Umsetzung
Adulte Stechmücken bzw. deren Eier werden mit Hilfe von Lebendfallen und Eiablagefallen (Abb.1) gefangen, gesammelt und bestimmt.
Abb. 1: Sentinel-Falle, Bildnachweis: TFI / LGL
Die Stechmücken werden durch wirbeltierspezifische Lockstoffe (künstlicher Körpergeruch in Verbindung mit CO2) sowie durch optische Reize durch die Bauart der Fallen angelockt. Für andere Insekten, z. B. Käfer und Bienen, sind die Fallen unattraktiv und ebenso unbedenklich für Menschen oder Wirbeltiere. Die Fallen tragen nicht zur Vermehrung von Stechmücken bei, da der Einsatz des umweltfreundlichen, selektiv wirkenden Mittels BTI (Bacillus thuringiensis israelensis, ein Bodenbakterium) die Weiterentwicklung von Larven in den Eiablagefallen verhindert. Adulte Stechmücken und ihre Eier werden mittels morphologischer und molekularbiologischer Techniken differenziert. Die Funde gebietsfremder Arten werden im zeitlichen Verlauf dokumentiert, geo-referenziert und mit Meldungen der o. g. Erkrankungen gemäß IfSG abgeglichen.