Ökonomische Evaluation von Interventionen im Gesundheitswesen

Prof. Dr. Reiner Leidl, Prof. Dr. Rolf Holle, Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen (IGM):

Die Kosteneffektivität neuer Interventionen ist eines der Schwerpunktthemen des Instituts, da gesundheitsökonomische Aspekte der Versorgung eine zunehmende Rolle spielen. Mit seiner spezifischen Expertise im Bereich klinischer Studien und entscheidungsanalytischer Modellierung kann das Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen (IGM) zu den beiden wichtigsten methodischen Zugängen der Erkenntnisgewinnung beitragen. Von besonderem Interesse sind komplexe Interventionen der sekundärpräventiven Versorgung, die in randomisierten (u.a. IDA, KORINNA) und in bevölkerungs- und registerbasierten (DMP-Diabetes bzw. -KHK) Studien sowie im Rahmen von Kassendatenanalysen evaluiert werden. Das IGM ist dabei für Teilaspekte des Studiendesigns, für die Erhebung der ökonomischen Daten und die Durchführung der gesundheitsökonomischen Analysen verantwortlich.

Da die genannten Studien in der Regel nur einen Zeithorizont von wenigen Jahren haben, werden sie durch entscheidungsanalytische Modelle ergänzt, die auch langfristige Implikationen für die Versorgung vorhersagen lassen. Ein solches Modell für die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) wurde am IGM entwickelt und sein Einsatz in Bezug auf die Frage der Kosten-Effektivität von Rauchentwöhnungsprogrammen demonstriert. In einem neuen kooperativen Projekt im Rahmen des DZD soll ein geeignetes Entscheidungsmodell zur ökonomischen Evaluation von Maßnahmen zur Diabetesprävention für Deutschland entwickelt werden.

Für Modelle dieser Art werden Outcome- und Kostenparameter für unterschiedliche Personen- und Patientengruppen benötigt, deren Ermittlung ebenfalls Gegenstand einiger Projekte am IGM ist. Ausgangspunkt ist meist die bevölkerungsbasierte KORA-Kohorte, in deren Rahmen seit vielen Jahren Daten zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität (SF-12, EQ-5D) sowie zur Inanspruchnahme medizinischer Leistungen erhoben werden. Eine hohe Repräsentativität sowie das longitudinale Studiendesign über inzwischen mehr als 20 Jahre haben zahlreiche internationale Publikationen ermöglicht, kürzlich etwa zu den Kosten des Rauchens und zur Assoziation der gesundheitsbezogenen Lebensqualität mit dem Gewichtsverlauf. Für differenziertere Analysen in bestimmten Subgruppen chronisch Erkrankter reichen die Fallzahlen aus der KORA-Studie nicht aus, in diesen Fällen wurden z.B. gepoolte Analysen verschiedener Gesundheitssurveys (zum Diabetes) oder ergänzende Analysen in klinischen Kohorten (zur COPD) durchgeführt.

Die methodische Forschung am IGM im Rahmen dieses Schwerpunkts bezieht sich auf Instrumente zur Erfassung von Kosten und auf neue Verfahren zur Bewertung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität, darüber hinaus auch auf die Verbesserung und Erweiterung statistischer Regressionsverfahren, die den besonderen Verteilungseigenschaften von Kosten- und Lebensqualitätsdaten gerecht werden.

Projekt

Gesundheitsökonomische Analyse eines Case-Managementprogramms bei älteren Herzinfarktpatienten (KORINNA-Studie)