Versorgungsepidemiologie

Prof. Dr. Julika Loss, Prof. Dr. Christian Apfelbacher PhD, Medizinische Soziologie, Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin, Fakultät für Medizin der Universität Regensburg:

Unter Versorgungsepidemiologie versteht man die Anwendung epidemiologischer Methoden auf versorgungsbezogene Fragestellungen. Darunter fallen z.B. deskriptive Analysen der Häufigkeit von Erkrankungen, von Versorgungsleistungen oder aber auch analytische Analysen zum Einfluss spezifischer Versorgungsleistungen oder –konzepte auf den Gesundheitszustand von Patienten.

Hinzu kommen gesundheitsökonomische Analysen, z.B. die Beschreibung direkter oder indirekter Kosten. Wie alle Fragestellungen der analytischen Epidemiologie setzen auch analytische Fragestellungen der Versorgungsepidemiologie eine oder mehrere spezifische Forschungshypothesen voraus, die im Rahmen von Studien bestätigt oder verworfen werden.
Je nach Datenquelle unterscheidet man zwischen primären und sekundären Daten. Primärdaten werden spezifisch zur Evaluation einer oder mehrerer Hypothesen erhoben. Darunter fallen beispielsweise die Gesundheitssurveys des Robert-Koch-Instituts oder die Erfassung versorgungsbezogener Daten in naturalistischen Geburtskohortenstudien. Eine wichtige Rolle spielen hier auch epidemiologische Register (z.B. Tumorregister) oder Therapieregister bei chronischen Krankheiten (z.B. Systemtherapieregister bei schwerer kindlicher Neurodermitis). Sekundärdaten werden dagegen nicht direkt zum Zwecke der Beantwortung einer versorgungsepidemiologischen Fragestellung erhoben. Es handelt sich vielmehr häufig um Routinedaten, die beispielsweise durch die Kranken- oder Rentenversicherungen zu Abrechungszwecken gesammelt werden. Auf Basis von Sekundärdaten kann beispielsweise die Inanspruchnahme medizinischer Leistungen analysiert werden. Sie werden zudem häufig auch für gesundheitsökonomische Fragestellungen genutzt. Eine Fragestellung wäre beispielsweise: wie häufig nehmen Versicherte einer bestimmten Krankenversicherung mit der Diagnose „rheumatoide Arthritis“ eine ärztliche Behandlung in Anspruch, wie hoch ist der Anteil der stationär versorgten Patienten, welche Medikamente werden verordnet und wie teuer sind diese? Damit verbunden: welche Facharztgruppen behandeln Patienten mit rheumatoider Arthritis? Wie hoch ist der Anteil der allgemeinärztlich betreuten Patienten?

Projekt

Surviving ARDS: the influence of quality of care and individual patient characteristics on health-related quality of life (DACAPO)