Hantavirus-Infektionen
Hantaviren gehören zu den Erregern viraler hämorrhagischer Fieber. Sie werden von Nagetieren auf den Menschen übertragen und führen in Abhängigkeit vom Virustyp zu unterschiedlich schweren Krankheitsbildern bis hin zu lebensbedrohenden fieberhaften Verläufen mit massiver Blutungsneigung. Typisch ist die Nierenbeteiligung.
Krankheitsbild
Abbildung 1: Hantavirus Nachbildung
Hantaviren verursachen in Abhängigkeit vom Virustyp verschiedene Krankheitsbilder mit unterschiedlich schwerem Verlauf. In Deutschland wie auch in West-, Nord- und Mitteleuropa manifestiert sich die Hantavirus-Infektion in der Regel als Nephropathia epidemica, einer eher milden bis moderaten Verlaufsform des hämorrhagischen Fiebers mit Nierenbeteiligung. Die Leitsymptome sind hohes Fieber, Myalgien, Kopfschmerz, gastrointestinale Beschwerden und akutes Nierenversagen. Generell ist jedoch davon auszugehen, dass ein nicht unerheblicher Teil der Hantavirus-Infektionen asymptomatisch bzw. mit unspezifischen Symptomen verläuft, so dass keine diagnostische Abklärung veranlasst wird und es so zu einer Untererfassung kommt. Häufungen und regionale Ausbrüche von Hantavirus-Infektionen werden als Folge einer Zunahme der Population bzw. der Dichte des entsprechenden Nagetierreservoirs – in Bayern vor allem der Rötelmaus – und deren Durchseuchung angesehen.
Hantavirus in Bayern
Seit Einführung der Meldepflicht für Hantavirusinfektionen im Jahr 2001 wurden in allen Regierungsbezirken in Bayern sporadische Einzelfälle beobachtet. Häufungen traten in den vergangenen Jahren in Unterfranken, Niederbayern und vereinzelt in Schwaben auf. Die Region um Aschaffenburg-Würzburg und Teile des Bayerischen Waldes gelten ebenso wie die Schwäbische Alb als bekannte Hantavirus-Endemiegebiete.
Eine Übersicht über die übermittelten Hantavirus-Fälle von 2001-2020 findet sich in der Tabelle. Die aktuelle Meldezahlen finden Sie hier.
Meldejahr | Anzahl (n) |
---|---|
2001 | 29 |
2002 | 17 |
2003 | 18 |
2004 | 61 |
2005 | 40 |
2006 | 12 |
2007 | 296 |
2008 | 41 |
2009 | 21 |
2010 | 437 |
2011 | 46 |
2012 | 438 |
2013 | 53 |
2014 | 65 |
2015 | 134 |
2016 | 28 |
2017 | 375 |
2018 | 31 |
2019 | 293 |
2020 | 32 |
Diagnostik
Die Diagnose einer Hantavirus-Infektion wird in der Regel anhand des klinischen Bildes und der serologischen Untersuchungsergebnisse gestellt, die bereits einen Hinweis auf den Serotyp geben. Der labordiagnostische Nachweis wird in der Regel serologisch durch den Nachweis spezifischer Immunglobulin(Ig)M- und IgG-Antikörper mittels Enzymimmunoassay (ELISA) oder Immunblot erbracht.
Therapie
Eine kausale wirksame Therapie existiert nicht, die Behandlung erfolgt daher nur symptomatisch. Auch eine Impfung ist aktuell nicht verfügbar.
Epidemiologie
Die Viren werden von infizierten Nagetieren über Speichel, Urin und Kot ausgeschieden und können darin einige Tage infektiös bleiben. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt durch die Inhalation virushaltiger Aerosole, durch den Kontakt der verletzten Haut mit kontaminiertem Staub oder durch Bisse. Auch eine Übertragung über Lebensmittel, die mit Ausscheidungen infizierter Nagetiere kontaminiert wurden, ist möglich. Aus epidemiologischen Studien ist bekannt, dass das Vorkommen von Hantavirusinfektionen beim Menschen eng korreliert mit der Populationsgröße der Nagetiere, die das Reservoir für diese Zoonose darstellen. Reservoirwirt für den in Deutschland vorherrschenden Serotyp Puumalavirus ist die zu den Wühlmäusen gehörende Rötelmaus, die vorwiegend in Wäldern und waldnahen Gebieten lebt. Der Serotyp Dobrava-Belgrad wird hingegen zumeist von der Brandmaus übertragen. Die Mausbestände unterliegen zyklischen Veränderungen in Abhängigkeit vom Nahrungsangebot und klimatischen Faktoren. Dadurch kann es zu einem massiven Anstieg der Mäusepopulation kommen, die sich dann in regionalen epidemischen Häufungen von Infektionen beim Menschen widerspiegelt. In der Regel kommt es alle 2 bis 3 Jahre zu epidemischen Häufungen, so genannten „Hanta-Jahren“.
Vorsichtsmaßnahmen zur Vermeidung von Hantavirusinfektionen
Wie zuvor bereits beschrieben, sind die Hantaviren in den Ausscheidungen von infizierten Mäusen zu finden. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt entweder über die Atemwege durch das Einatmen virushaltiger Stäube oder Aerosole (Tröpfcheninfektion) oder durch Schmierinfektionen über die Hände nach Kontakt mit lebenden oder toten Nagetieren bzw. deren Ausscheidungen oder auch über kontaminierte Lebensmittel. Besondere Vorsicht ist deshalb geboten bei Tätigkeiten in Räumen, in denen Mäuse hausen (wie z.B. Schuppen, Keller, Dachböden, Gartenhäuschen) aber auch im Freien z.B. bei Kompost- oder Holzarbeiten. Staubentwicklung sollte bei Reinigungsarbeiten durch vorheriges Befeuchten vermieden werden. Bei sichtbarem Mäusebefall sollten Handschuhe und ggf. Mundschutz getragen werden.
Weitere Informationen zur Vermeidung von Hantavirusinfektionen finden Sie in einem Merkblatt des Robert Koch-Instituts (s. Links).
Meldepflicht
Dem Gesundheitsamt wird gemäß § 6 Abs. 1 Nr. 1 IfSG der Krankheitsverdacht, die Erkrankung sowie der Tod an virusbedingtem hämorrhagischen Fieber sowie gemäß § 7 Abs. 1 IfSG der direkte oder indirekte Nachweis von Hantaviren, soweit er auf eine akute Infektion hinweist, namentlich gemeldet. Die Meldungen müssen dem Gesundheitsamt spätestens 24 Stunden nach erlangter Kenntnis vorliegen. Die vom RKI erstellten Falldefinitionen sind auf den Internetseiten des RKI unter www.rki.de/falldefinitionen veröffentlicht.
Mehr zu diesem Thema
Allgemeine Informationen zum Thema
Vorträge des Fortbildungsseminars "Aktuelle Aspekte der Infektiologie: Hantavirus-Infektionen" 2010
- Programm "Aktuelle Aspekte der Infektiologie: Hantavirus-Infektionen"(PDF, 97 KB)
- Hantavirus-Erkrankungen: Epidemiologische Situation in BW(PDF, 682 KB)
- Hantavirus-Erkrankungen: Epidemiologische Situation in Bayern (PDF, 607 KB)
- Der bayerische Forschungsverbund VICCI (PDF, 551 KB)
- Studie zum Vorkommen Nagetier-Übertragener Zoonosen (PDF, 8,4 MB)
- Hantavirus-Infektionen in Würzburg 2007 und 2010 (PDF, 3,2 MB)
- Diagnostik der Hantavirus-Infektionen (PDF, 1,4 MB)
- Molokulare Epidemiologie von Hantaviren in Deutschland (PDF, 1,1 MB)