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Gesundheitliche Relevanz von Feuchte und Schimmel im Innenraum
In der Innenraumluft können Schimmelpilze sowie deren Sporen und Stoffwechselprodukte in unterschiedlichen Konzentrationen vorkommen und zu einer Verunsicherung der Bewohner führen. Die inhalative Aufnahme kann dabei zu verschiedenen Reaktionen beim Menschen führen wie z.B. allergischen Reaktionen, reizenden und toxischen Wirkungen, Infektionen und Symptomkomplexen. Ferner werden häufig auch unspezifische Symptome wie Augenbindehaut-, Hals- und Nasenschleimhautreizungen sowie Husten, Kopfschmerzen oder Müdigkeit berichtet.
Zu den allergischen Reaktionen, die durch Schimmelpilze ausgelöst werden können, zählen z.B. Rhinitis, Asthma und die (arbeitsplatzbezogene) exogen allergische Alveolitis (EAA). Rhinitis und Asthma-Anfälle gehören zur Typ-I-Allergie und treten innerhalb weniger Minuten nach dem Kontakt mit Schimmelpilzen auf. Bereits geringe Schimmelpilzkonzentrationen (50 bis 103 Sporen/m3), wie sie in niedrig-belasteten Innenräumen oder an der Außenluft vorkommen, können bei sensibilisierten Personen ausreichend sein, um allergische Reaktionen (z.B. Asthmaanfälle) auszulösen.
Im Zusammenhang mit der reizenden Wirkung von Schimmelpilzen wird als mögliche Folge einer mehrwöchigen Exposition gegenüber mittleren Schimmelpilzkonzentrationen (>103 Sporen/m3) in der Arbeitsmedizin das Mucous Membrane Irritation Syndrom (MMI) beschrieben. Hier kommt es zu unspezifischen Reizungen der Schleimhäute der Augen (z.B. Brennen, Tränen), der Nase (z.B. Niesreiz, Sekretion und Obstruktion der Nasenhaupthöhlen) und des Rachens (z.B. Trockenheitsgefühl, Räuspern). Für das MMI beschriebene Symptome werden auch im Zusammenhang mit Innenraumbelastungen in epidemiologischen Studien beschrieben.
Klinisch relevante Effekte durch toxische Wirkungen von Schimmelpilzen, wie sie bei entsprechend hohen Arbeitsplatzkonzentrationen (Einatmen von sehr hohen Schimmelpilzkonzentrationen im Bereich von 109 Sporen/m3) z.B. in Form des Organic Dust Toxic Syndrom (ODTS) auftreten können, sind aus dem Innenraumbereich nicht bekannt.
Die Ursache für den typischen Schimmelgeruch sind die von den Schimmelpilzen produzierten sogenannten MVOC (Microbial Volatile Organic Compounds). Während toxische Wirkungen der MVOC nach heutigem Kenntnisstand im Innenraum nicht relevant sind, sollte einer Geruchsbelästigung durch MVOC Beachtung geschenkt werden, da sie zu erheblicher Besorgnis der Bewohner führen können. Der analytische Nachweis von MVOC in der Innenraumluft kann auch als Indikator für verdeckte Schimmelpilzvorkommen herangezogen werden.
Infektionen durch Schimmelpilze, sog. Mykosen, können durch bestimmte Schimmelpilzarten (z.B. Aspergillen) hervorgerufen werden. Am häufigsten ist dabei die durch Aspergillus fumigatus hervorgerufene Aspergillose. Mykosen kommen jedoch nur sehr selten und nur bei besonders empfänglichen, stark immungeschwächten Patienten vor. Studien zum Risiko für Immungeschwächte, im Innenraum eine Mykose zu erwerben, liegen nicht vor.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass für die Wirkung von Schimmelpilzen auf den Menschen neben individuellen konstitutionellen Faktoren die Pathogenität und die Gesamtzahl der auf den Menschen einwirkenden Schimmelpilze (Luftkonzentration) sowie die Häufigkeit der Exposition entscheidend ist. Viele offene Fragen bestehen jedoch noch u.a. zu kausalen Zusammenhängen und zu Dosis-Wirkungsbeziehungen.
Fest steht jedoch, dass Schimmelpilzbefall von relevantem Ausmaß in Innenräumen aus Vorsorgegründen nicht toleriert werden darf.
Literatur
- Herr et al.; Umweltmedizinische Relevanz von Schimmelpilzen im Lebensumfeld; Umweltmed Forsch Prax 15 (2) 2010
- Umweltbundesamt: Leitfaden zur Ursachensuche und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenräumen (2017)
- Robert-Koch-Institut: Schimmelpilzbelastung in Innenräumen – Befunderhebung gesundheitliche Bewertung und Maßnahmen (2007) (PDF)
- WHO guidelines for indoor air quality: dampness and mould (2009)
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