7. Zecke
Wie kommt es eigentlich zu einem Zeckenstich? Immer noch weit verbreitet ist die Meinung, Zecken (hier ist Ixodes ricinus, im Volksmund "gemeiner Holzbock", gemeint) würden auf Bäumen sitzen und sich von dort mutig auf ihre wehrlosen Opfer herabstürzen. Gegen diese Vorstellung spricht schon die Tatsache, dass diese Zecken eine durchschnittliche Luftfeuchtigkeit von > 80% zum Überleben benötigen und sehr empfindlich auf Trockenheit reagieren. Die Zecke würde also schon auf dem langen Marsch zur Astspitze schlicht und ergreifend vertrocknen. Auch die eher geringe Körpergröße spricht gegen diese Vorstellung.
Der gemeine Holzbock sitzt in der bodennahen Vegetation - bis maximal 1,5m Höhe - und lässt sich üblicherweise von seinen Wirten von dort abstreifen. Dafür verwendet die Zecke einen hocheffizienten Halteapparat der sich an den Beinspitzen befindet. Die Zecke besitzt allerdings auch eine gute Ausrüstung mit Chemo- und Thermorezeptoren (Hallersches Organ) an dem vorderen Beinpaar und ist deshalb durchaus in der Lage, auch ruhende Wirte aufzufinden. Eine klassische Situation dafür wäre z.B. das Picknick am Waldrand. Nach erfolgreicher Wirtstierfindung begibt sich die Zecke zunächst auf die Suche nach einem geeigneten Platz für den Saugakt. Diese Suche kann bis zu mehrere Stunden in Anspruch nehmen!
Das an den Vorderbeinen lokalisierte Haller'sche Organ (linkes Bild Übersicht, rechtes Bild Ausschnitt) besitzt Sensoren für die Wahrnehmung von Bewegung, Geruch, Geschmack und Wärme
Der Stich der Zecke
Zunächst ritzt die Zecke mit ihren paarig angelegten sogenannten Cheliceren die Haut ein und schiebt das Hypostom (Stechapparat) in die Wunde vor. Neben Enzymen sowie entzündungs- und gerinnungshemmenden Substanzen wird auch eine Zementsubstanz aus den Speicheldrüsen der Zecke in die Wunde abgesondert, in der sich die Zecke mit am Hypostom befindlichen Widerhaken verankert.
Die gute Halteausrüstung* mit Klauen (A) und einem Haftlappen (B) ermöglicht der Zecke das Festhalten selbst an glatten Flächen wie Glas
Ansicht des Stechapparates von dorsal: Mit den Cheliceren* (A) ritzt die Zecke die Haut auf und schiebt den Stechapparat in die Wunde. Chelicerenscheide (B); Hypostom (C)
Stechapparat:* Ansicht von ventral (A,B) und dorsal (C, D). Hypostom (1), Pedipalpen (2), Cheliceren (3)
*Bilder mit freundlicher Genehmigung von Georg Hettche