Anpassungsmaßnahmen sonstige Extremwetterereignisse

Hintergrundinformation

Extremwetterereignisse sind für einen bestimmten Ort außergewöhnliche Wetterlagen. Neben Hitzewellen zählen in Deutschland z.B. Dürren, Starkregen und Orkanböen dazu. Durch den Klimawandel treten diese Extreme häufiger auf. Grund dafür ist der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur, was sich z.B. direkt auf den Wasserkreislauf auswirkt: die Verdunstung steigt, wodurch es trockener wird und die warme Atmosphäre kann mehr Wasserdampf aufnehmen. So kann es zu stärkeren Niederschlägen oder gar Starkregen kommen (siehe Wetter- und Klimalexikon).

Welche Extremwetter können in Bayern vorkommen?

Hochwasser und Sturzfluten

Hochwasser entsteht meist aufgrund langanhaltender Regenfälle oder durch große Mengen an Schmelzwasser, die von einem ausgetrockneten oder versiegelten Boden nicht mehr aufgenommen werden können.

Sturzfluten entstehen meist nach Starkregen, wenn das Wasser nicht schnell genug abfließen kann. Sie können überall auftreten, Hanglagen und Mulden können aber eher betroffen sein. Gebäude, Wege, Brücken oder Dämme können geflutet und unterspült werden. Die Intensität von Starkregenereignissen hat in den letzten 75 Jahren in Bayern um 40% zugenommen (1). Wasser hat enorme Kräfte und kann z.B. einen Menschen mit sich reißen. In einem überfluteten Gebäude kann Wasser bereits in einer geringen Höhe verhindern, dass Türen geöffnet werden können und man eingeschlossen wird (2).

Dürre und Waldbrände

Unter Dürre versteht man einen Mangel an Wasser, der durch weniger Niederschlag und/oder höhere Verdunstung als üblich verursacht wird. Längere Trockenperioden führen zu einem steigenden Risiko für Waldbrände. 2022 vernichteten z.B. 145 Brände rund 214 Hektar Waldfläche in Bayern vor allem in den Monaten April, Juli und August. Dies entspricht in etwa 300 Fußballfeldern. Waldbrände können auf nahegelegene Ortschaften übergehen und Menschen gefährden. Waldbrandrauch führt zu einer starken Belastung mit Feinstaub und damit zu Gesundheitsgefährdung (3).

Stürme und Gewitter

Orkane, Wirbelstürme, Gewitter und Schneechaos können in Bayern ebenfalls auftreten. Gefährlich für den Menschen sind unter anderem herabstürzende Äste und Bäume sowie herumfliegende Trümmerteile (1).

Planung der Anpassungsmaßnahmen

In Notfallsituationen ist es gut zu wissen, was zu tun ist. Dabei ist es wichtig, dass Sie sich vorab mit möglichen Gefahren und Anpassungsmaßnahmen vertraut machen. In Notfallsituationen kommt es zu Stressreaktionen, in dem Sie sich hilf- und machtlos fühlen können. Maßnahmen können dann möglicherweise nur teilweise umgesetzt werden. Es hilft, das soziale Umfeld einzubeziehen und sich in Ruhe gemeinsam vorzubereiten. So können Sie sich in Notfällen gegenseitig unterstützen.

Informieren Sie sich:

Sie können sich zum Beispiel über die Umweltinfo App vom Bayerischen Staatministerium für Umwelt und Verbraucherschutz z.B. bei Hochwassergefahr, Unwetter etc. warnen lassen.

Folgendes können Sie zur Vorbereitung tun:

Checkliste zur Vorbereitung der Anpassungsmaßnahmen

Umsetzung der Anpassungsmaßnahmen

Anpassungsmaßnahmen auf einen Blick:
Liste zu Hochwassermaßnahmen mit folgenden Punkten: 1. Elektrische Geräte und Heizungen ausschalten (ggf. Sicherung raus) - 2. Bei Flutgefahr Fenster, Türen und Abflussöffnungen abdichten. - 3. Wasseransammlungen vermeiden - 4. Nicht im Keller aufhalten! - 5. Notgepäck und persönliche Dokumente für evtl. Evakuierung vorbereiten - 6. Uferbereiche und Brücken meiden - 7. Nicht in Tiefgaragen aufhalten! - 8. Nicht ins Wasser begeben!
Liste zu Dürre- und Waldbrandmaßnahmen mit folgenden Punkten: 1. Bleiben Sie zu Hause, außer im Fall einer Evakuierung - 2. Notgepäck und persönliche Dokumente für evtl. Evakuierung vorbereiten - 3. Gefahrenzone umgehend verlassen - 4. Schließen Sie die Fenster - 5. Bleiben Sie im Auto und schließen Sie die Fenster
Liste zu Sturm- und Gewittermaßnahmen mit folgenden Punkten: 1. Bleiben Sie im Auto, aber berühren Sie keine blanken Metallteile - 2. Bleiben Sie zu Hause - 3. Wenn noch Zeit ist, sichern Sie bewegliche Gegenstände - 4. Stellen Sie sich nicht unter Bäume - 5. Schließen Sie die Roll- oder Fensterläden - 6. Meiden Sie Räume mit großer Deckenspann-weite (z.B. Hallen)

Weiterführendes Informationsmaterial und Hilfsmittel zur Umsetzung der einzelnen Anpassungsmaßnahmen:

Selbstreflexion

Folgende Fragen können Ihnen helfen darüber nachzudenken, wie gut Anpassungsmaßnahmen Ihnen helfen können:

  • Habe ich mögliche Ereignisse und Anpassungsmaßnahmen mit meiner Familie besprochen?
  • Konnten wir Strategien für uns finden, die wir realistisch umsetzen können?
  • Fühlen wir uns sicherer durch unser gewonnenes Wissen oder brauchen wir noch weitere Informationen?

Psychosoziale Notfallversorgung

Nach Eintritt eines Extremwetterereignisses sollten Sie mögliche Folgen für Ihre Psyche bedenken. Besonders nach Katastrophenereignissen werden mentale Folgen für die Betroffenen oft unterschätzt (4). Auch Kinder und Jugendliche können betroffen sein (5). Daher ist eine altersgerechte Notfallversorgung, auch für die Psyche, wichtig (6).

Wo finde ich psychologische Hilfe in der einer Krisensituation?

Diese einfachen Maßnahmen helfen, unmittelbar in die Normalität zurückzukehren, nachdem Sie ein Extremwetterereignis erlebt oder bezeugt haben:

  • Mit jemandem sprechen
  • Etwas trinken/essen
  • Musik hören, Sport machen, ein Videospiel spielen
  • Zähneputzen, duschen
  • Routinierte Aufgaben durchführen
  • Sich etwas Gutes tun/ eine Pause einlegen

Nach dem Erleben eines Extremwetterereignisses können Traumafolgen (z.B. Angst, Panik, Hilflosigkeit) auftreten:

  • Diese sind eine normale Reaktion auf ein unnormales Ereignis.
  • Diese sind meistens vorübergehend.
  • Hilfreiche Strategien in dieser Zeit sind z.B.: Alltagsstruktur beibehalten, Hobbys nachgehen, sich nicht überfordern

Wenn die Beanspruchungsfolgen andauern (mehr als 4 Wochen) hilft in der Regel eine meist kurze, traumafokussierte Psychotherapie. Betriebsärztinnen und Betriebsärzte oder Hausärztinnen und Hausärzte sind gute erste Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner.

Wenn Sie mindestens 3 Themenbereiche gelesen haben, können Sie die zweite Befragung zu Anpassungsmaßnahmen im Bereich Klimawandel und Gesundheit abschließen: https://survey.lamapoll.de/ZebRA-Evaluation-Teil-2

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Quellen

  1. Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie: Naturgefahren in Bayern. https://www.stmwi.bayern.de/wirtschaft/elementarschadenversicherung/naturgefahren-in-bayern/, Stand: 25.10.2023.
  2. Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (2022): Starkregen – Herausforderung für den Bevölkerungsschutz. In: Praxis im Bevölkerungsschutz, Band 23;https://www.bbk.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/Mediathek/Publikationen/PiB/PiB-23-starkregen.pdf?__blob=publicationFile&v=4, Stand 1.2.2024
  3. Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Waldbrandstatistik; https://www.bmel-statistik.de/forst-holz/waldbrandstatistik, Stand: 24.10.2023.
  4. Hieronimi, A., Elbel, J., Schneider, M., Wermuth, I., Schulte-Körne, G., Nowak D., Bose-O`Reilly, S. (2022): A Qualitative Study to Explain the Factors Influencing Mental Health after a Flooding. Int J Environ Res Public Health 2022 Vol. 20 Issue 1.
  5. Schürr, A., Elbel, J., Hieronimi, A., Auer, I., Coenen, M., Böse-O`Reilly, S. (2023): Mental health in adolscents after experiencing a flood event in Bavaria, Germany – A qualitative interview study. Frontiers in Public Health 2023 Vol. 11
  6. Karutz H., Plagge, G. (2018). Handlungsempfehlungen für die Psychosoziale Notfallversorgung von Kindern in Naturkatastrophen. Trauma. Zeitschrift für Psychotraumatologie und ihre Anwendungen 16 (4): 76-88.