Anpassungsmaßnahmen Luftschadstoffe

Hintergrundinformation

Unsere Luft besteht vor allem aus den Gasen Stickstoff und Sauerstoff. Neben diesen Gasen sind auch unerwünschte Stoffe in der Luft zu finden, wie Feinstaub (PM10 und PM2,5), Ozon und Stickoxide. Diese sogenannten Luftschadstoffe können für Menschen und die Umwelt schädlich sein (1). Der Anstieg der mittleren jährlichen Lufttemperatur durch den Klimawandel führt zu wärmeren bzw. heißeren Sommern und zu milderen Wintern. Der Klimawandel führt auch zu einer stärkeren UV-Belastung. Eine hohe Lufttemperatur sowie intensive und vermehrte UV-Strahlung begünstigen die Bildung von Ozon in Bodennähe durch die Reaktion von Stickoxiden und Kohlenwasserstoffen. Während Hitzetagen, an denen die Temperatur über 30 Grad Celsius liegt, wird der von der EU festgelegte Zielwert für Ozon von 120 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft als 8-Stunden-Mittel immer öfter überschritten ‎(2). Grundsätzlich hat sich die lufthygienische Situation, insbesondere die Feinstaubbelastung, in Bayern in den letzten Jahrzenten zwar insgesamt deutlich verbessert ‎(3), klimawandelbedingte Hitzeperioden können jedoch mit erhöhten natürlichen Feinstaubemissionen z. B. infolge von Waldbränden einhergehen. Zusätzlich besteht an heißen Tagen eine geringere Luftzirkulation, daher können vor allem in den Städten erzeugte Luftschadstoffe lokal in höherer Konzentration in der Luft verbleiben.
Bisher wurden hohe Lufttemperaturen bzw. Hitzeereignisse und Feinstaubbelastungen überwiegend getrennt voneinander betrachtet. Gesundheitsbezogene Studien weisen jedoch zunehmend auf die Evidenz des Einflusses von Feinstaub bei gleichzeitig auftretender Hitze hin, dies betrifft vor allem Menschen in städtischen Ballungsräumen (4). Die Wechselwirkungen zwischen hohen Lufttemperaturen und Feinstaub sowie ihre kombinierten gesundheitlichen Wirkungen auf den Menschen sind allerdings noch nicht ausreichend erforscht und machen weitere wissenschaftliche Studien für eine abschließende Bewertung erforderlich.
Im Folgenden wird daher besonders auf Ozon eingegangen, da die Bildung bodennahen Ozons eindeutig mit klimawandelbedingten hohen Lufttemperaturen und starker UV-Strahlung in Verbindung steht und eine Überschreitung der Grenzwerte in Bayern wahrscheinlicher ist.

Woher kommt Ozon?

Ozon wird nicht direkt freigesetzt, sondern durch den Einfluss von Sonnenlicht auf Stickstoffdioxid und Kohlenwasserstoffe, sogenannte Vorläuferstoffe und nachfolgende chemische Reaktionen gebildet. Beide Luftschadstoffe sind z. B. in Autoabgasen enthalten.

Wo können Belastungen durch Ozon auftreten?

Hohe Werte bodennaher Ozonkonzentrationen sind an heißen, sonnigen Tagen wahrscheinlich.
Anders als erwartet, kommen die höchsten Ozonwerte oft nicht in Städten vor, sondern in ländlicheren Gebieten. Die oben genannten Vorläuferstoffe werden mit dem Wind aus den Städten heraustransportiert, wo sie in ländlichen Gebieten zu Ozon reagieren. Zusätzlich wird ein Großteil des Ozons durch die Reaktion mit Stickstoffmonoxid aus Autoabgasen sofort wieder abgebaut, so dass es in den Städten zu niedrigeren Ozonwerten als in ländlichen Gegenden kommt. Da Sonnenlicht die treibende Kraft der Ozonbildung ist, hängen die Ozonwerte auch von Jahreszeit und Uhrzeit ab. Von Mai bis September sind sie in den Nachmittagsstunden zwischen 14 und 17 Uhr am höchsten, da das meiste Ozon vor allem bei hoher Sonneneinstrahlung zwischen 11 und 15 Uhr in den Sommermonaten gebildet wird ‎(5).

Warum ist Ozon schädlich?

Eine verminderte Lungenfunktion und entzündliche Reaktionen in den Atemwegen können Folgen einer Einatmung von Ozon sein, wobei Personen mit vorgeschädigten Atemwegen wie beispielsweise Asthmatiker oder Asthmatikerinnen besonders anfällig sind. Außerdem kann eine hohe Konzentration von Ozon zu Augenreizungen, Husten und Kopfschmerzen führen. Entscheidend ist hier vor allem die Aufenthaltsdauer in der belasteten Luft ‎(6).

Was ist bei Kindern zu beachten?

Kleine Kinder atmen, bezogen auf ihr Körpergewicht, eine größere Luftmenge als Erwachsene pro Minute ein. Daher kann auch die Aufnahme an Schadstoffen über die Atmung erhöht sein. Die Abwehrfähigkeit der Lunge ist bei Kindern noch nicht vollständig ausgeprägt, sodass es leichter zu einer Schädigung der Lunge durch Luftschadstoffe kommen kann. Daher ist ein besonderer Schutz vor Luftschadstoffen bei Kindern wichtig (6).

Was ist bei älteren Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen zu beachten?

Menschen mit vorgeschädigten Atemwegen und chronischen Erkrankungen reagieren besonders empfindlich auf Luftschadstoffe, wodurch es beispielsweise zu vermehrten Asthmaanfällen kommen kann. Da ältere Menschen häufiger unter Krankheiten dieser Art leiden, sind sie in Bezug auf Luftschadstoffe besonders gefährdet und sollten vor diesen geschützt werden (7).

Planung der Anpassungsmaßnahmen

Um sich an Tagen mit hohen Ozonwerten bestmöglich vor gesundheitlichen Risiken zu schützen, hilft es, wenn Tagesabläufe bereits frühzeitig so eingeplant und durchgeführt werden, dass Ozon so wenig wie möglich belasten kann.

Informieren Sie sich:
Sie können zum Beispiel die Umweltinfo App vom Bayerischen Staatministerium für Umwelt und Verbraucherschutz nutzen. In der App können Sie auswählen, wann Sie gewarnt werden möchten z. B. bei hohen Ozonwerten, Grenzwertüberschreitungen von Feinstaub etc.
Mit der folgenden Checkliste können Sie sich auf Tage mit hoher Ozonbelastung vorbereiten:

Checkliste zur Vorbereitung der Anpassungsmaßnahmen

Umsetzung der Anpassungsmaßnahmen

Weiterführendes Informationsmaterial und Hilfsmittel zur Umsetzung der einzelnen Anpassungsmaßnahmen:

Informationen zu aktuen und chronischen Lungenkrankheiten vom Lungeninformationsdienst

Selbstreflexion

Wenn Sie Tagesabläufe an Tagen mit überschrittenen Ozongrenzwerten angepasst haben, überlegen Sie sich, welche Anpassungsmaßnahmen Sie einfach anwenden konnten und bei welchen Sie noch Unterstützung bräuchten.
Folgende Fragen können Ihnen helfen darüber nachzudenken:

  • Wo schaffe ich es nicht, meine Routine anzupassen und welche Tätigkeiten sollte ich an Tagen mit hohen Ozonwerten unterlassen?
  • Weiß ich rechtzeitig Bescheid, ob an dem Tag mit einer hohen Ozonbelastung zu rechnen ist?
  • Sollte ich Anpassungen der Einstellungen in der App vornehmen (z.B. Push-Nachrichten)?
  • Konnte ich den Sportrhythmus im Sommer so umstellen, dass ich immer morgens oder abends Sport mache?
  • Habe ich eine Liste an Aktivitäten, die ich mit meinem Kind unternehmen kann, wenn wir uns bei Überschreitung der Ozonwerte nachmittags im Innenraum aufhalten sollten?

Wenn Sie mindestens 3 Themenbereiche gelesen haben, können Sie die zweite Befragung zu Anpassungsmaßnahmen im Bereich Klimawandel und Gesundheit abschließen: https://survey.lamapoll.de/ZebRA-Evaluation-Teil-2

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Quellen

  1. Bayerisches Landesamt für Umwelt (2017). Umweltmedium Luft, https://www.lfu.bayern.de/buerger/doc/uw_68_umweltmedium_luft.pdf; Stand 28.2.2024.
  2. Umweltbundesamt. (2022). Feinstaub- Belastung, https://www.umweltbundesamt.de/daten/luft/feinstaub-belastung#feinstaubkonzentrationen-in-deutschland, Stand 1.2.2024.
  3. Lufthygienischer Jahresbericht 2022, Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU), November 2023.
  4. Anenberg SC, Haines S, Wang E et al. (2020) Synergistic health effects of air pollution, temperature, and pollen exposure: A systematic review of epidemiological evidence. Environ Health 19(1):130
  5. Umweltbundesamt (2021). UV-Strahlung in Deutschland: Einflüsse des Ozonabbaus und des Klimawandels sowie Anpassungsmaßnahmen zum Schutz der Bevölkerung, https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/klimafolgen-anpassung/werkzeuge-der-anpassung/projekte-studien/uv-strahlung-in-deutschland-einfluesse-des, Stand 1.2.2024.
  6. Umweltbundesamt (2023). Gesundheitsrisiken durch Ozon, https://www.umweltbundesamt.de/daten/umwelt-gesundheit/gesundheitsrisiken-durch-ozon#gesundheitliche-risiken-von-ozon-und-hoher-lufttemperatur, Stand 1.2.2024.
  7. Lungen Informationsdienst, Helmholtz Munich: Entwicklung der Lunge. Abgerufen von: https://www.lungeninformationsdienst.de/aktuelles/schwerpunktthemen/entwicklung-der-lunge, Stand 27.2.2024.
  8. BMUV. Ratgeber für Kitas, Grundschulen und Eltern, https://www.bmuv.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Klimaanpassung/ratgeber_verhalten_hitze_kitas_bf.pdf, Stand 1.2.2024.