Anpassungsmaßnahmen Pollen
Hintergrundinformation
Von allen allergischen Erkrankungen stellen bei Erwachsenen durch Pollen verursachte Allergien den größten Anteil dar. Die Anzahl der Menschen, die an Heuschnupfen leiden, hat in den vergangenen Jahrzehnten zugenommen. Im Jahr 2019 wurde bei mehr als 5 Millionen gesetzlich Versicherten in Deutschland Heuschnupfen diagnostiziert. Zum Vergleich: Im Jahr 2010 waren es 4,2 Millionen Deutsche mit Heuschnupfen. Damit stieg die Zahl der Erkrankten um 19 Prozent an (1).
Wie entsteht eine Allergie?
Allergien sind Reaktionen auf harmlose Substanzen (Allergene), gegen die das Immunsystem krankmachende Abwehrreaktionen ausbildet. Pollen sind dabei bedeutsame Allergenträger. Allergien wie Heuschnupfen entstehen im Zusammenspiel zwischen genetischer Veranlagung und Umwelteinflüssen. Kinder, deren Eltern bereits Heuschnupfen oder andere Allergien haben, haben ein höheres Risiko selbst eine Allergie zu entwickeln.
Wie wirkt sich der Klimawandel auf die Pollen aus?
Der Klimawandel kann unterschiedliche Auswirkungen auf Pollen haben (2,3):
- Bei wärmeren Temperaturen im Winter und Frühling beginnen Pflanzen früher zu blühen. Dadurch kann die Pollensaison früher beginnen und insgesamt länger dauern.
- Luftschadstoffe können die Beschaffenheit und auch die Wirkweise mancher Pollen verändern, wodurch Pollen verstärkt allergenes Potenzial haben können.
- Bei längeren Phasen ohne Regen kann es sein, dass Pflanzen mehr Pollen bilden und sich dadurch die Menge der Pollen in der Luft erhöht.
- Bei Trockenheit bleiben die Pollen länger in der Luft. Durch Regen werden Pollen aus der Luft ausgewaschen, wodurch Allergiker und Allergikerinnen weniger Beschwerden haben.
Durch den Klimawandel kann es häufiger zu starken Gewittern kommen. Es konnte ein Zusammenhang schwerer Gewitter mit Asthmaanfällen festgestellt werden, dem sogenannten Gewitter-Asthma. Es wird angenommen, dass die Pollen in der Luft durch das Gewitter beschädigt werden und so mehr Allergene freigesetzt werden (4).
Wann muss ich mich besonders schützen?
Personen, die von einer Allergie betroffen sind, reagieren individuell auf den Pollenflug. Eine Person kann zu verschiedenen Zeitpunkten unterschiedlich auf den Pollenflug reagieren. Auch die Höhe der Pollenkonzentration, bei der eine Person mit Allergiesymptomen reagiert, kann unterschiedlich sein. Die Symptome können möglicherweise zeitversetzt auftreten und mit Pollenkonzentrationen aus vorhergehenden Tagen zusammenhängen.
Um daher den für sich besten Umgang mit der Allergie herauszufinden, ist es wichtig zu wissen, wann der eigene Körper auf welche Pollenkonzentrationen reagiert und welche Einflussfaktoren ggf. zusätzlich einwirken. Das Führen eines Allergietagebuchs kann hierbei helfen.
Planung der Anpassungsmaßnahmen
Wer an Symptomen wie z.B. juckenden Augen, verstopfter oder triefender Nase oder Niesen leidet, sollte bei einer Ärztin oder einem Arzt klären lassen, ob es sich um eine Allergie handelt, denn eine unbehandelte Pollenallergie kann zu Asthma führen. Beim Verdacht, dass eine Pollenallergie vorliegt, ist die entsprechende Untersuchung eine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen. Geeignete Allergietests bieten Ärztinnen und Ärzte mit der Zusatzbezeichnung „Allergologie“ (z.B. Hautärztinnen und Hausärzte, HNO-Ärztinnen und HNO-Ärzte, Internistinnen und Internisten, Arbeitsmedizinerinnen und Arbeitsmediziner und Kinderärztinnen und Kinderärzte) an.
Grundsätzlich ist der wichtigste Therapieansatz bei Allergien, den Kontakt mit dem Allergen möglichst zu vermeiden. Bei einer Pollenallergie ist das natürlich schwierig. Für Pollenallergikerinnen und Pollenallergiker ist es deshalb wichtig, die Pollenflug-Informationen genau zu verfolgen. Welche Pollen aktuell in der eigenen Umgebung fliegen, kann man für Bayern auf der Webseite oder in der App des elektronischen Polleninformationsnetzwerk ePIN sehen.
Informieren Sie sich:
Für Betroffene ist es von besonderer Bedeutung, verlässliche Daten zum Pollenflug vor Ort zu erhalten. Auf der Webseite www.epin.bayern.de sowie in der ePIN-App stellt ePIN diese Daten tagesaktuell zur Verfügung.
Für die Pollensaison können Sie sich mit der folgenden Checkliste vorbereiten:
Checkliste zur Vorbereitung der Anpassungsmaßnahmen
Umsetzung der Anpassungsmaßnahmen
Weiterführendes Informationsmaterial und Hilfsmittel zur Umsetzung der einzelnen Anpassungsmaßnahmen: Umgang mit Ambrosia
Selbstreflexion
Besprechen Sie den Verlauf Ihrer Allergie mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem Arzt. Ein Tagebuch mit den Auswertungen kann Ihnen und Ihrer Ärztin oder Arzt hierbei wichtige Informationen zur Reflexion liefern. Wichtig ist, dass Sie das Tagebuch regelmäßig ausfüllen. Vielleicht können Sie hier eine Routine entwickeln und sich zu einer bestimmten Tageszeit fünf Minuten Zeit nehmen. Es kann helfen, das Ausfüllen mit einer routinierten Tätigkeit zu verbinden, z.B. immer bevor Sie sich die Zähne putzen.
Wenn Sie planen, ein Tagebuch zu führen, halten Sie darin z.B. folgende Punkte fest:
- Welche Beschwerden hatten Sie heute aufgrund Ihrer Pollenallergie? (Beschwerden beschreiben und gegebenenfalls gruppieren, beispielsweise Beschwerden im Hinblick auf Nase, Augen, etc.)
- Haben Sie heute Medikamente gegen Ihre Pollenallergie eingenommen?
- Um wieviel Uhr hatten Sie die stärksten Beschwerden?
Für das Führen eines Tagebuchs gibt es digitale Hilfsmittel, wie etwa die ePIN-Webseite und App (Apple Appstore oder Google Play Store).
Wenn Sie mindestens 3 Themenbereiche gelesen haben, können Sie die zweite Befragung zu Anpassungsmaßnahmen im Bereich Klimawandel und Gesundheit abschließen: https://survey.lamapoll.de/ZebRA-Evaluation-Teil-2
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Quellen
- Holstiege, J., Akmatov, M.K., Dammertz, L., Heuer, J., Kohring, C., Bätzing, J. (2021): Stadt-Land-Unterschiede in der Verbreitung von Heuschnupfen in Deutschland. Versorgungsatlas.de, https://www.versorgungsatlas.de/fileadmin/ziva_docs/126/VA_21-07_Bericht_Heuschnupfen_2021-07-27.pdf, 26.10.2023.
- D‘Amato et al., J Invest Allergol Clin Immunol 2010; Vol. 20(2): 95-102 Behrendt H. et al., Curr Opin Immun 2001; 13: 709-715.
- Ziska, L.H. & Beggs, P.J. (2022): Anthropogenic climate change und allergen exposure: The role of plant biology. J Allergy Clin Immunol 2012 Vol. 129 (1): 27-32.
- Price, D. Hughes, KM., Thien, F., Suphioglu, C. (2023): Epidemic Thunderstorm Asthma: Lessons Learned from the Storm Down-Under. J Allergy Clin Immunol Pract 9(4): 1510-1515.
- Forkel et al. Allergic Rhinitis to Weed Pollen in Germany: Dominance by Plantain, Rising Prevalence, and Polysensitization Rates over 20 Years. Int Arch Allergy Immunol. 2020. doi: 10.1159/000504297. Epub 2019.
- Schutzmeier, P. et al. Non-pharmacological interventions for pollen-induced allergic symptoms: Systematic literature review. Pediatr Allergy Immunol. 2021 Oct 30.