Anpassungsmaßnahmen Krankheitserreger
Hintergrundinformation
Aufgrund der klimatischen Veränderungen können sich Krankheitserreger und damit auch potentielle Überträger von Infektionskrankheiten (sogenannte Vektoren) besser vermehren und ausbreiten. So können Sie sich zum einen besser ansiedeln und zum anderen im Winter leichter überleben. Durch erhöhte Wassertemperaturen in Küstengewässern und Binnengewässern können sich zudem im Wasser vorkommende Bakterien vermehren (1).
Welche Vektoren gibt es und womit kann ich mich infizieren?
In Bayern natürlich vorkommende Vektoren sind vor allem Stechmücken, Zecken, Flöhe und Wanzen. Sie können durch Stiche Krankheitserreger wie FSME und Borreliose auf den Menschen übertragen. Durch den Klimawandel, die zunehmende Mobilität der Menschen sowie den internationalen Warenhandel können sich aber auch immer mehr nicht heimische Mückenarten wie z.B. die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus, von Aedes „widrig“ und albopictus „weiß gezeichnet“) in Bayern ausbreiten und überwintern. Die Asiatische Tigermücke ist grundsätzlich in der Lage, Krankheitserreger (z.B. Dengue-Fieber, Zikavirus oder Chikungunya-Viren) durch einen Stich zu übertragen. Nur wenn bestimmte Viren oder Blutparasiten, die derzeit in Bayern nicht verbreitet sind, in der Bevölkerung in einer bestimmten Häufigkeit vorkommen und zusätzlich geeignete klimatische Bedingungen (längere Hitzeperioden) herrschen, kann die Tigermücke als Überträger fungieren (2).
Welche potentiell gesundheitsschädigenden Bakterien können sich in Badegewässern vermehren und mit welchen Folgen?
Durch erhöhte Wassertemperaturen v.a. in Küstengewässern (ab ca. 20°C), aber auch zum Teil in Binnengewässern, herrschen optimale Bedingungen für die Vermehrung sogenannter Vibrionen. Diese Bakterien können über Wunden in den Körper gelangen und Wundinfektionen, Ohrinfektionen und Durchfallerkrankungen auslösen (1).
Insbesondere die warmen Temperaturen der Sommermonate können zu optimalen Vermehrungsbedingungen für Cyanobakterien (auch Blaualgen genannt) in stehenden Gewässern führen, was auch Badegewässer betreffen kann. Manche Arten können schädigende Cyanotoxine ins Wasser abgegeben, die wiederum Reaktionen der Haut, des Magen-Darm-Trakts und des Atmungsapparats verursachen (3,4).
Was ist bei Kindern zu beachten?
Cyanobakterien bedeuten besonders für Kinder ein großes Gesundheitsrisiko. Wird verunreinigtes Wasser geschluckt, kann Lebensgefahr bestehen (5).
Da Kinder häufig auf Wiesen und im Gebüsch spielen, ist ihr Risiko erhöht, von Zecken und Mücken gestochen zu werden, weshalb die Wahrscheinlichkeit für eine Infektion steigt.
Was ist bei älteren Menschen zu beachten?
Da Notwendige Zellen des Immunsystems weniger werden, weniger schnell reagieren oder ihre Funktion verlieren (6) haben ältere Menschen ein erhöhtes Risiko für gesundheitliche Auswirkungen durch Infektionserkrankungen im Vergleich zu jüngeren Erwachsenen.
Planung der Anpassungsmaßnahmen
Mögliche Anpassungsmaßnahmen werden mit höherer Wahrscheinlichkeit im Alltag umgesetzt, wenn sie automatisch als eingeübte Routinen ablaufen, ähnlich wie das Zähneputzen. Überlegen Sie sich daher zu Beginn, wie Sie die Anpassungsmaßnahmen möglichst einfach in den Alltag einbauen könnten. Fragen Sie sich auch, welche Hindernisse bestehen könnten, z.B. „Was hält mich davon ab, mich mit Anti-Mücken und Zeckenspray einzusprühen?“. Wenn der Geruch besonders wichtig für Sie ist, können Sie z.B. ein Insektenspray entsprechend testen und auswählen. Wenn Sie es häufiger vergessen, sich und Ihre Kinder einzusprühen, können Sie beispielsweise mehrere Sprays kaufen und strategisch bspw. an der Garderobe, in Taschen oder im Auto deponieren.
Informieren Sie sich:
Um Ihre Gesundheit vor Bakterien in Badegewässern zu schützen, nehmen Sie Warnhinweise bei natürlichen Gewässern ernst und verzichten Sie auf das Baden. Aktuelle Informationen diesbezüglich finden sich z.B. auf der Website der jeweiligen Kreisverwaltungsbehörde sowie auf Schildern an der Badestätte (7). In Bayern wird regelmäßig die Algentoxinmessung durch das LGL durchgeführt. Wollen Sie im Sommer Baden gehen, informieren Sie sich, welcher See in Ihrer Umgebung eine gute Wasserqualität hat. Hierfür kann die Linkliste der Badegewässer auf den LGL-Seiten genutzt werden.
Auf unserer Webseite finden Sie Infos zu meldepflichtigen Infektionserkrankungen in Bayern (LGL Seiten zum Infektionsschutz).
Außerdem finden Sie noch Informationen zu aktuellen FSME Risikogebieten in Deutschland.
Folgende Checkliste können Sie zur Vorbereitung verwenden:
Checkliste zur Vorbereitung der Anpassungsmaßnahmen
Umsetzung der Anpassungsmaßnahmen
Weiterführendes Informationsmaterial und Hilfsmittel zur Umsetzung der einzelnen Anpassungsmaßnahmen:
Schutz vor Infektionskrankheiten durch Zecken, Mücken und Nager
Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Zecken, Zeckenstich, Infektion
Bilderserie: Korrektes entfernen einer Zecke
Selbstreflexion
Wenn Sie sich informiert und Tipps angewandt haben, überlegen Sie, welche Anpassungsmaßnahmen Sie einfach anwenden konnten und bei welchen Sie noch Unterstützung bräuchten. Folgende Fragen können Ihnen helfen darüber nachzudenken:
- Habe ich mich und meine Kinder abends auf Zecken kontrolliert?
- Könnten meine Kinder auch selbst daran denken, ob eine Kontrolle schon stattgefunden hat?
- Vielleicht kann ich einen Anreiz setzen, damit sich jemand daran erinnert, z.B. als Spiel?
- Denke ich daran, das Insektenschutzmittel zu benutzen, bevor ich an den See gehe oder Sport draußen mache?
- Wenn nein, was könnte ich noch anpassen oder ändern?
- Vielleicht hilft es, eine Erinnerung an die jeweilige Anpassungsmaßnahme gut sichtbar in der Wohnung anzubringen, z.B. an einem Badezimmerspiegel?
- Oder ich stelle beispielsweise das Insektenschutzspray gut sichtbar in der Wohnung ab, um mich an den Gebrauch zu erinnern?
Ein Gewohnheits-Tracker kann Ihnen bei dem Aufbau von Gewohnheiten helfen. Sie können sich den Tracker ausdrucken, z.B. im Badezimmer an den Spiegel hängen und täglich ankreuzen, wenn Sie eine Tätigkeit durchgeführt haben. Je voller der Plan wird, umso näher sind Sie dem Aufbau einer Routine.
Gewohnheitstracker zum Ausdrucken (PDF)
Wenn Sie mindestens 3 Themenbereiche gelesen haben, können Sie die zweite Befragung zu Anpassungsmaßnahmen im Bereich Klimawandel und Gesundheit abschließen: https://survey.lamapoll.de/ZebRA-Evaluation-Teil-2
Sie unterstützen damit die Qualität und Weiterentwicklung unserer Kommunikationsangebote. Vielen Dank!
Quellen
- LGL: Infektionskrankheiten. https://www.lgl.bayern.de/gesundheit/umweltbezogener_gesundheitsschutz/klimawandel_gesundheit/infektionskrankheiten/index.htm; Stand 29.01.2024.
- LGL: Bayerisches Stechmücken-Monitoring: https://www.lgl.bayern.de/forschung/forschung_gesundheit/fp_moskito.htm, Stand 29.1.2024.
- Umweltbundesamt (2015): Empfehlung des Umweltbundesamts zum Schutz von Badenden vor Cyanotoxinen; Bundesgesundheitsbl. 58:908-920.
- LGL: Untersuchung von Gadegewässern auf Blaualgentoxine https://www.lgl.bayern.de/gesundheit/hygiene/wasserhygiene/badeseen/ue_2018_badegewaesser_blaualgentoxine.htm, Stand 28.2.2024.
- Umweltbundesamt: Was sollte ich wissen über: Giftige Cyanobakterien. https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/374/dokumente/template_flyer_cyanotoxininfo_badegewaesser_0.pdf, Stand 4.1.2024
- Großkopf, A. & Simm, A. (2022): Alterung des Immunsystems. Z Gerontol Geriat 55, 553–557.
- LGL: Badegewässerqualität in Bayern: https://www.lgl.bayern.de/gesundheit/hygiene/wasserhygiene/badeseen/index.htm, Stand 28.2.2024