Forschungsprojekt:Untersuchungen zur Stressbelastung von Rothirschen (Cervus elaphus) im Rahmen tierseuchenrechtlicher Maßnahmen
Kurzbeschreibung
Ziel der Untersuchungen zur Stressbelastung von Rothirschen (Cervus elaphus) war die Überprüfung der korrekten Umsetzung des Tierseuchenrechts (Untersuchung auf die anzeigepflichtigen Tierseuchen Brucellose und Tuberkulose vor einem Transport) unter dem Aspekt des Tierschutzes um den Tieren vermeidbaren Stress und Leiden im Sinne des Tierschutzes zu ersparen.
Hierzu wurde ein Feldversuch mit 4 Versuchsdurchgängen durchgeführt. An den zwei Sommerversuchsdurchgängen (Aug./Sept. 2009) waren insgesamt 8 männliche Rothirsche aus 2 Rotwildgattern, an den zwei Winterversuchsdurchgängen (Dez./Jan. 2009/2010) waren 8 Hirsche aus einem der beiden Rotwildgatter in Niederbayern (Ldk.Passau/Ldk.Rottal/Inn) beteiligt. Durch einen Vergleich der Einzelgehege (EG)- und der Einzelboxhaltung (EB) mit der Rudelhaltung anhand der Parameter Verhaltensbeobachtung, Herzfrequenz-Messung (HF), Blut/Serumparameter und der Cortisolmetaboliten (CM) im Kot sollte die Stressantwort von Rothirschen auf den Stressor `Einzelhaltung´, d.h. der Isolation im Einzelgehege (EG) oder Einzelbox (EB) evaluiert, quantifiziert und statistisch ausgewertet werden. Auch sollten die jahreszeitlichen Unterschiede besondere Beachtung finden. Aufgrund der durchgeführten Untersuchung lassen sich folgende Aussagen treffen: Sowohl die EG- wie auch die EB-Haltung stellen einen deutlichen Stressor für das sozial lebende Rudeltier Rothirsch dar. Dies spiegelt sich in den in beiden Haltungsformen gemessenen erhöhten Stresshormonkonzentrationen im Kot wieder. Auffallend ist jedoch, dass in den Einzelgehegen das CM-Niveau bis zu 72h nach dem Einstallen in die EG deutlich erhöht bleibt. Ebenfalls im EG zeigt sich eine signifikant starke Erhöhung der Aktivitäten, v.a. in der Verhaltensweise „fence pacing“ und in den Ausbruchversuchen im Sommer und Winter, welches sich auch in einer signifikant höheren Kreatinkinase-Aktivität im Vergleich zur EB-Haltung wiederspiegelt. Im Vergleich zum EG ist in der EB hingegen eine signifikante deutliche Zunahme des Ruheanteils (Liegen) und der solitären Körperpflege zu erkennen sowie auch die CM-Konzentrationen im Kot schon nach 24h auf das ursprüngliche Basisniveau zurückgehen. Im Vergleich der Jahreszeiten, zeigt sich in den EB im Winter ein deutlich schnelleres Absinken der CM-Konzentrationen im Vergleich zu den Sommerwerten, eine signifikant niedrigere Anzahl der Positionswechsel (Stehen/Liegen) als Maß für die Unruhe sowie die vorliegenden Ergebnisse der HF-Messungen aus der Boxenhaltung zumindest den Hinweis zu lassen, dass bei zeitlicher Verknüpfung der HF mit den Verhaltensweisen der Tiere, die Hirsche im Winter einen belastbareren und ruhigeren Eindruck vermitteln. Der Herzfrequenzmittelwert nimmt nach einen Anstieg nach der Einstallung in die Einzelbox kontinuierlich ab. Diese Ergebnisse korrelieren mit den im Winter sehr niedrigen Testosteron-konzentrationen im Blut der Hirsche.
Sowohl die Einzelboxhaltung als auch die Einzelgehegehaltung sind aufgrund der vorliegenden Untersuchungsergebnisse ein starker Stressor für die Tiere. Insgesamt ist jedoch die EB-Haltung der EG-Haltung vorzuziehen. Hierfür ist neben den Ergebnissen, auch der Aspekt der Sicherheit für Halter und Tier von wesentlicher Bedeutung. Die Möglichkeit des leichten Umtreibens und das generell leichtere „Handling“ der Tiere bei der Boxenhaltung sind vorteilhafter die bei der EG-Haltung nicht möglich sind. Oberstes Ziel bei dieser durch den Gesetzgeber vorgeschriebenen Einzelhaltung muss auch im Sinne des Tierschutzes die Vermeidung von Leiden oder Schäden für das Tier sein.
Die vorliegenden Ergebnisse des Sommer- und Wintervergleiches lassen die Empfehlung zu, die Transportvorbereitungen und die seuchenhygienischen Maßnahmen in die Wintermonate und zwingend außerhalb der Brunftzeit zu legen, um im Sinne des Tierschutzes die Stressbelastung für die Tiere zu vermindern.
Laufzeit: 2009-2012