Anpassungsmaßnahmen Hitze

Hitze

Hintergrundinformation

Nach der Definition des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ist

  • ein Hitzetag ein Tag mit einer Tageshöchsttemperatur ab 30°C,
  • eine Tropennacht eine Nacht, in der es nicht unter 20°C abkühlt,
  • eine Hitzewelle bestehend aus mindestens drei aufeinanderfolgenden Tagen mit außergewöhnlich hohen Tageshöchsttemperaturen. Diese werden nach einer Definition vom DWD für jede Region unterschiedlich festgelegt (siehe Wetter- und Klimalexikon).

Warum belasten mich Hitzewellen und Tropennächte?

Hitzewellen und Tropennächte sind für den menschlichen Organismus belastend, da der Körper in dieser Zeit zusätzliche Arbeit leisten muss, um die Körpertemperatur konstant zu halten und nicht zu überhitzen. Eine Köpertemperatur von 36°C- 37°C ist für zahlreiche physiologische Prozesse, wie den Stoffwechsel, notwendig. Sich ändernde Umgebungsbedingungen, wie bspw. höhere Temperaturen oder körperliche Aktivitäten, gleicht der Körper über Schwitzen und den Wärmetransport über das Blut an die Hautoberfläche aus. Gelingt dies nicht, kommt es zu Überhitzung des Körpers (1).

Kann ich mich an Hitze gewöhnen?

Für eine sogenannte Akklimatisierung, d.h. das Gewöhnen an hohe Temperaturen, werden circa 7-14 Tage Hitze benötigt. Aufgrund der notwendigen Dauer und des Anpassungsverlusts bei einer Unterbrechung, ist eine Akklimatisierung für den Körper an einzelne Hitzetage oder Hitzewellen in Regionen, in denen normalerweise weniger warme Temperaturen herrschen, schwierig (2).

Was kann bei Überhitzung des Körpers passieren?

Bei Überhitzung des Körpers kann es zu Kopfschmerzen, Krämpfen, Störungen der Darmaktivität, Benommenheit, Ödemen und Herzkreislaufproblemen kommen ‎(2). Hitzetage können sich auch negativ auf die Denkfähigkeit auswirken (3) und damit auch die eigene Leistungsfähigkeit mindern und Gefühle wie Überforderung, Frustration und auch Aggression hervorrufen (4).

Was ist bei Kindern zu beachten?

Die Wärmeregulation des Körpers ist bei Säuglingen und Kleinkindern noch nicht voll ausgereift und Kinder schwitzen beispielsweise weniger. Oft bewegen sich Kinder auch mehr, während sie die Hitze noch nicht richtig einschätzen, so dass Gefahr der Überhitzung besteht. Insgesamt ist es wichtig während Hitzetagen verstärkt darauf zu achten, dass Säuglinge und Kleinkinder ausreichend trinken, entsprechend gekleidet sind und Ruhephasen in den Alltag eingebaut werden (2).

Was ist bei älteren Menschen zu beachten?

Ältere Menschen können sich, beispielsweise durch eine im Vergleich zu jüngeren Menschen verminderte Durchblutung der Haut sowie später eintretendes und weniger ausgeprägtes Schwitzen, schlechter an heiße Temperaturen anpassen. Auch ist die Häufigkeit von Vorerkrankungen bei älteren Menschen höher, was ebenfalls zu einer verminderten Anpassungsfähigkeit führen kann. Insbesondere bei älteren Menschen ist daher auf eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme, passende Kleidung und Ruhephasen zu achten (2).

Welche Faktoren können das Risiko für hitzebedingten Auswirkung auf die Gesundheit erhöhen?

  • Hohe Luftfeuchtigkeit vermindert die Verdunstung und Abkühlung durch Schwitzen (5).
  • Wärmestrahlung der Sonne verstärkt die Temperatur (5).
  • Kleidung wirkt sich auf die Körpertemperatur aus, da die Beschaffenheit des Materials die Wärmeabgabe und Schweißabgabe beeinflusst (5).
  • Übergewicht, Untergewicht sowie ein schlechter Fitnesszustand können die Hitzetoleranz des Körpers einschränken (7).
  • In der Schwangerschaft können vermehrt Schwangerschaftskomplikationen wie z.B. Frühgeburtlichkeit oder niedriges Geburtsgewicht auftreten (8).
  • Flüssigkeits-/ Elektrolytverlust1 können zu Krämpfen, Benommenheit, Wassereinlagerungen und Verwirrtheit, in schweren Fällen zu Hirnschwellung und Schädigung des Gehirns führen (9).
  • Vorerkrankungen2 können unter anderem die Wärmeregulation oder das Durstempfinden beeinträchtigen (10).

1 Was sind Elektrolyte?

Durch starkes Schwitzen verliert der Körper Flüssigkeit und Elektrolyte wie z.B. Calcium, Magnesium und Natrium. So kann sich das Verhältnis der Elektrolyte innerhalb und außerhalb der Zellen verändern, was mittels Flüssigkeitsverschiebung versucht wird auszugleichen. Hierbei kann es auf einer Seite zu Flüssigkeitsmangel, d.h. zur Dehydration, und auf der anderen Seite zu erhöhtem Wasserdruck (Schwellungen) kommen (9). Flüssigkeiten sind isotonisch, wenn sie in etwa dieselbe Konzentration an Elektrolyten haben wie das Blut.

2 Welche Medikamente und Vorerkrankungen können das Risiko für hitzebedingte Auswirkungen auf die Gesundheit erhöhen?

Insbesondere das Durstempfinden, das Trinkverhalten und der Wasserhaushalt können durch zahlreiche häufig eingesetzte Medikamente wie Schmerzmittel, Antidepressiva oder Medikamente gegen hohen Blutdruck beeinflusst werden (5,‎ 11). Es sollte daher mit der Hausärztin oder dem Hausarzt besprochen werden, ob eine Anpassung der Medikation bei Hitze empfohlen ist.

Planung der Anpassungsmaßnahmen

Da es Menschen häufig schwerfällt, neue Gewohnheiten wie die im Folgenden aufgeführten Anpassungsmaßnahmen in den Alltag einzuführen, kann es hilfreich sein, das soziale Umfeld einzubeziehen und anderen von den eigenen Plänen zu erzählen. Dann werden diese eher umgesetzt und vielleicht finden sich auch Unterstützer oder Unterstützerinnen.
Um auf Hitzetage und Hitzewellen vorbereitet zu sein, ist es generell gut zu wissen, wann diese eintreten.

Informieren Sie sich:
Die Umweltinfo App vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz können Sie für Warnmeldungen nutzen. In der App können Sie auswählen, wann Sie z.B. vor Hitze, Ozon oder Dürre gewarnt werden möchten.
Mit der folgenden Checkliste können sie sich auf Hitzetage oder Hitzewellen vorbereiten:

Checkliste zur Vorbereitung der Anpassungsmaßnahmen

Umsetzung der Anpassungsmaßnahmen

Weitere Informationen zum Thema Hitze auf den LGL Seiten.

Weiterführendes Informationsmaterial und Hilfsmittel zur Umsetzung der einzelnen Anpassungsmaßnahmen finden Sie zum Beispiel hier:

Selbstreflexion

Wenn Sie es bereits aus einigen der genannten Anpassungsmaßnahmen eine Gewohnheit machen konnten, haben Sie viel geschafft. Nun können Sie sich fragen, warum das gut funktioniert hat und an anderer Stelle vielleicht nicht.
Folgende Fragen können Ihnen helfen darüber nachzudenken:

  • Weiß ich rechtzeitig Bescheid, wann Hitzetage zu erwarten sind?
  • Wenn nicht, kann mich jemand unterstützen oder muss ich ggf. Einstellungen der Warn-App ändern (Push-Nachrichten)?
  • Habe ich ausreichend getrunken? Bei Vorerkrankungen sollte eine Rücksprache mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt bzgl. der empfohlenen Trinkmenge erfolgen.
  • Brauche ich mehr Anreize zum Trinken oder habe ich noch nicht die Getränke zu Hause, die ich gerne trinke?
  • Habe ich mir Kleidung für heiße Tage zusammengestellt und weiß ich, was ich anziehen kann?

Ein Gewohnheits-Tracker kann Ihnen bei der Erinnerung und dem Aufbau von Gewohnheiten helfen. Sie können den Tracker ausdrucken, z.B. an den Kühlschrank hängen und täglich ankreuzen, wenn Sie eine Tätigkeit durchgeführt haben. Je voller der Plan wird, umso näher sind Sie dem Aufbau einer Routine.

Gewohnheitstracker zum Ausdrucken (PDF)

Wenn Sie mindestens 3 Themenbereiche gelesen haben, können Sie die zweite Befragung zu Anpassungsmaßnahmen im Bereich Klimawandel und Gesundheit abschließen: https://survey.lamapoll.de/ZebRA-Evaluation-Teil-2

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Quellen

  1. Achenbach, R.K. (2004). Thermoregulation. In: Hyperhidrosis. Steinkopff, Heidelberg.
  2. Leyk, D., Hoitz, J., Becker, C., Glitz, K.J., Nestler, K., & Piekarski, C. (2019). Gesundheitsgefahren bei Überhitzung. Dtsch Arztebl International, 15(2).
  3. Cedeño Laurent, J.G., Williams, A., Oulhote, Y., Zanobetti, A., Allen, J. G., & Spengler, J. D. (2018). Reduced cognitive function during a heat wave among residents of non-air-conditioned buildings: An observational study of young adults in the summer of 2016. PLOS Medicine, 15(7), e1002605.
  4. Cudeiro, J., Soto, D., & Gutiérrez, E. (2023). Heat exposure following encoding can interfere with subsequent recognition memory. Sci Rep, 13(1), 11024.
  5. Spornitz, U. M. (2002). Temperaturregulation. Anatomie und Physiologie: Lehrbuch und Atlas für Pflege- und Gesundheitsberufe. U. M. Spornitz. Berlin, Heidelberg, Springer Berlin Heidelberg: 605-614.
  6. Tomasits, J. and P. Haber (2016). Thermoregulation. Leistungsphysiologie: Lehrbuch für Sport- und Physiotherapeuten und Trainer. J. Tomasits and P. Haber. Berlin, Heidelberg, Springer Berlin Heidelberg: 177-191.
  7. Aliabadi M, Shafiee Motlagh M, Golmohammadi R, Heidarimoghadam R, Farhadian M. Analysis of body heat tolerance of workers in a simulated warm environment based on linear mixed model. PLoS One. 2022 Dec 22;17(12): 0279170.
  8. Samuels L, Nakstad B, Roos N, Bonell A, Chersich M, Havenith G, Luchters S, Day LT, Hirst JE, Singh T, Elliott-Sale K, Hetem R, Part C, Sawry S, Le Roux J, Kovats S. Physiological mechanisms of the impact of heat during pregnancy and the clinical implications: review of the evidence from an expert group meeting. Int J Biometeorol. 2022 Aug;66(8):1505-1513.
  9. LMU Klinikum (2020): Hitzemaßnahmenplan für stationäre Einrichtungen der Altenpflege. Empfehlungen aus der Praxis für die Praxis. München.
  10. Larsen R. Störungen des Wasser- und Elektrolythaushaltes. Anästhesie und Intensivmedizin für die Fachpflege. 2016;832-839. Published 2016 Jun 14. doi:10.1007/978-3-662-50444-4_59.
  11. Hitzewellen, Pharkalogische Empfehlungen zur Risikominimierung bei Hitzewellen, https://www.dosing.de/Hitze/heatindex.php, Stand 28.2.2024.