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Fettlösliche Umweltkontaminanten -
Untersuchungsergebnisse 2016
Hintergrund
Der Begriff „Dioxine“ fasst die polychlorierten Dibenzo-p-dioxine und Dibenzofurane (PCDD/F) zusammen. Sie gehören mit den dioxinähnlichen polychlorierten Biphenylen (dl-PCB) zu den toxikologisch relevanten chlororganischen Verbindungen. Die Einzelverbindungen aus der Gruppe der Dioxine und der dl-PCB sind in unterschiedlichem Maße toxisch. Um die Toxizität dieser unterschiedlichen Verbindungen addieren zu können und um Risikobewertungen und Kontrollen zu erleichtern, werden die Analyseergebnisse sämtlicher toxikologisch relevanter Dioxin-Kongenere und dioxinähnlicher PCB-Kongenere als „Toxizitäts-Äquivalente“ (TEQ) zusammengefasst. Beide Verbindungsgruppen reichern sich vor allem in fetthaltigen, tierischen Lebensmitteln an und gelangen über Leitfaden "Dioxin- und PCB-Einträge in Lebensmittel vermeiden" des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheitdie Nahrungskette in den menschlichen Körper. Die strikte Minimierung in Lebensmitteln ist die einzige Methode zur Reduktion der Aufnahme. Eine gesundheitliche Beeinträchtigung ist nicht zu erwarten, wenn die in Europa geltenden Höchstgehalte eingehalten werden.
Mit den Dioxinen vergleichbar verhalten sich auch bromhaltige organische Substanzen wie bromierte Flammschutzmittel, beispielsweise die polybromierten Diphenylether (PBDE), und deren thermische Abbauprodukte, die polybromierten Dioxine (PBDD/F). Bromierte Flammschutzmittel werden gewöhnlich in Verbrauchsgütern wie elektronischen Geräten verwendet, um die Entflammung brennbarer Materialien zu erschweren. Da Verbrauchsgüter
am Ende ihrer Nutzungsdauer entsorgt werden, konnten diese Mittel im Laufe der Zeit in die Umwelt und die Lebensmittelkette gelangen. Aufgrund ihrer dioxinähnlichen Eigenschaften empfiehlt die EU-Kommission den Mitgliedstaaten, auch bromierte Flammschutzmittel in Lebensmitteln zu überwachen. Darüber hinaus legt die WHO nahe, PBDD/F ebenfalls in die Überwachung der Lebensmittel einzubeziehen.
Belastungssituation bei Konsummilch
Im Jahresbericht 2015 hat das LGL die Untersuchungsdaten von Rohmilch aus 43 bayerischen Molkereien und zwölf ausgesuchten Einzelhöfen auf die Belastung mit PCDD/F, dl-PCB und nicht dioxinähnlichen PCB (ndl-PCB) veröffentlicht. 2016 hat das LGL den Analyseumfang auf PBDE sowie PBDD/F ausgeweitet. Das LGL entwickelte hierfür eine automatisierte Methode zum sicheren Nachweis vor allem der höher bromierten Diphenylether. Sämtliche mittleren Gehalte an Dioxinen bzw. der Summe von Dioxinen und dl-PCB der 55 Proben lagen weit unter den zulässigen Höchstgehalten (siehe Abbildung 1). Mit abgebildet sind auch die Gehalte der bromierten Dioxine und Furane (PBDD/F). Die Belastung mit diesen Stoffen lag etwa doppelt so hoch wie ihre gleichartigen chlorierten Verbindungen. Höchstgehalte sind für die (PBDD/F noch nicht festgelegt. Die WHO geht jedoch inzwischen von der Annahme aus, dass die mit (PBDD/F verursachte tägliche Hintergrundbelastung beim Menschen dem Gesamt-TEQ zuzurechnen sein sollte, da (PBDD/F die gleichen charakteristischen Eigenschaften wie PCDD/F aufweisen.
Die mittleren Gehalte für die Summen der ndl-PCB liegen auch bei sämtlichen Proben weit unter dem zulässigen Höchstgehalt von 40 ng/g Fett. Die PBDE weisen nur einen Bruchteil der Belastung mit ndl-PCB auf. Dies liegt unter anderem daran, dass bromierte Flammschutzmittel in Europa nicht so umfangreich angewendet wurden wie zum Beispiel im angloamerikanischen Raum.
Abbildung 1: Mittlere Gehalte von Summen aus ndl-PCB sowie aus PBDE in 55 Konsummilchproben 2016
Abbildung 2: Mittlere Gehalte von Summen aus ndl-PCB sowie aus PBDE in 55 Konsummilchproben 2016
Dioxine, PCB und bromierte Flammschutzmittel in Kleinkindernahrungen
Nach den erfreulichen Ergebnissen der bundesweiten Monitoring-Projekte zur Datenerfassung von chlorierten Kontaminanten in Lebensmitteln für Säuglinge und Kleinkinder erweiterte das LGL im Jahr 2016 den Untersuchungsumfang um die bromierten Flammschutzmittel PBDE sowie deren thermische Abbauprodukte PBDD/F. Die Ergebnisse der Untersuchung von 47 Kleinkindernahrungen sind in den Abbildungen 2 und 3 zusammengefasst. Bei allen untersuchten Parametern liegen die durchschnittlichen Gehalte mindestens zehnfach niedriger als der zulässige Höchstgehalt. Selbst die höchsten Einzelwerte lagen um das Dreifache unter dem zulässigen Gehalt, sodass die Situation insgesamt als sehr erfreulich einzustufen ist.
Abbildung 3: Mittlere Gehalte von Summen aus ndl-PCB sowie aus PBDE in 47 Kleinkindernahrungen 2016
Abbildung 4: Mittlere Gehalte von Summen aus ndl-PCB sowie aus PBDE in 47 Kleinkindernahrungen 2016
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