Ergebnisse der Rückstandsuntersuchungen von Pflanzenschutzmitteln in Tafeltrauben im Jahr 2003
Projektbeschreibung
In diesem Untersuchungsprojekt wurden Tafeltrauben unterschiedlicher Herkünfte auf ein sehr großes Spektrum von bis zu 338 Pflanzenschutzmittelwirkstoffen untersucht. In den letzten Jahren wurden in Tafeltrauben häufig Pestizidrückstände und auch mehrere verschiedene Wirkstoffe auf ein und demselben Erzeugnis festgestellt.
In dieser Untersuchung sollte die Rückstandssituation zwischen Trauben der Herkunft "Südhalbkugel" (Argentinien, Brasilien, Chile, Südafrika) und Trauben der Herkunft "Nordhalbkugel" (u. a. Frankreich, Italien, Griechenland) miteinander verglichen werden. Insbesondere sollte das Vorkommen von Rückständen aus der Wirkstoffgruppe der Benzoyl-Harnstoffe (Diflubenzuron, Flufenoxuron, Hexaflumuron, Lufenuron, Teflubenzuron, Triflumuron) untersucht werden. Diese Wirkstoffe wirken insektizid; bisherige Untersuchungen zeigten, dass Trauben häufig mit Flufenoxuron belastet sind.
Untersuchungsergebnisse
Insgesamt wurden im Jahr 2003 vom CVUA Stuttgart, vom CVUA Sigmaringen und vom LGL Erlangen 271 Proben Tafeltrauben auf ein sehr großes Spektrum von bis zu 338 Pflanzenschutzmittelwirkstoffen untersucht. 145 der 271 untersuchten Proben (54%) Tafeltrauben stammten aus Europa (Frankreich, Griechenland, Italien, Spanien), 121 Proben (45%) waren nicht-europäischer Herkunft und 5 Proben waren unbekannter Herkunft.
221 (82%) der insgesamt 271 untersuchten Proben Tafeltrauben wiesen Rückstände an Pflanzenschutzmitteln - vor allem Fungizide und Insektizide - auf, wobei insgesamt 89 verschiedene Pflanzenschutzmittelwirkstoffe nachgewiesen wurden.
Nachfolgende Tabelle zeigt die Untersuchungsergebnisse der Proben entsprechend ihrer Herkunftsverteilung. In 44 von 271 Proben Tafeltrauben (16%) konnten Höchstmengenüberschreitungen von insgesamt 54 Stoffen nachgewiesen werden, wobei vor allem Tafeltrauben aus der Türkei, Spanien, Griechenland und Italien auffällig waren. Bei diesen Herkunftsländern lag der Anteil an Proben mit Höchstmengenüberschreitungen zwischen 18 und 44%.
Die festgestellten Höchstmengenüberschreitungen bezogen sich am häufigsten auf das Insektizid Flufenoxuron, ein Vertreter der Benzoyl-Harnstoffe, gefolgt von Acrinathrin, Lufenuron, Fenazaquin, Flusilazol, Imazalil, Imidocloprid, Tetraconazol und andere. 28% der Höchstmengenüberschreitungen entfielen auf die Benzoyl-Harnstoff-Insektizide Flufenoxuron und Lufenuron, wobei diese Wirkstoffe ausschließlich in Trauben der Herkunft "Nordhalbkugel" nachgewiesen werden konnten.
Herkunft | Anzahl der Proben | Proben mit Rückständen | Proben > Höchstmenge | Stoffe > Höchstmenge | Proben mit Mehrfach-rückständen |
---|---|---|---|---|---|
Europäische Union | |||||
Frankreich | 5 | 4 | - | - | 4 |
Griechenland | 14 | 13 | 4 (29%) | Methomyl Flufenoxuron (2x) Flusilazole (2x) |
13 |
Italien | 98 | 74 | 18 (18%) | Acrinathrin (7x) Bromopropylat Dimethoat Fenazaquin (3x) Flufenoxuron Lufenuron (4x) Pyridaben Tetraconazol (3x) |
62 |
Spanien | 27 | 20 | 9 (33%) | Acrinathrin Diniconazol Flufenoxuron (5x) Flusilazol Monocrotophos Nuarimol, Phosmet |
18 |
sonstige | 1 | - | - | - | - |
Gesamt EC | 145 | 111 (77%) | 31 (21%) | - | 97 (67%) |
Südamerika | |||||
Argentinien | 20 | 19 | - | - | 17 |
Brasilien | 2 | 1 | - | - | 1 |
Chile | 27 | 23 | 3 (11%) | Methomyl Imidacloprid (2x) |
18 |
Gesamt Südamerika | 49 | 43 (88%) | 3 (6%) | - | 36 (73%) |
Südafrika | |||||
Südafrika | 50 | 43 | - | - | 35 |
Gesamt Südafrika | 50 | 43 (86%) | - | - | 35 (70%) |
Andere Länder | |||||
Ägypten | 1 | - | - | - | - |
Afrika | 1 | 1 | - | - | 1 |
Indien | 2 | 2 | 1 | Acephat Methamidophos Imidacloprid |
1 |
Türkei | 18 | 18 | 8 (44%) | Imazalil (3x) Quinalphos Flufenoxuron (3x) Buprimirat (2x) |
18 |
unbekannt | 5 | 3 | 1 | Acephat | 2 |
Gesamt Andere Länder | 27 | 24 (89%) | 10 (37%) | - | 22 (81%) |
Alle Herkünfte: Zusammenfassung | |||||
Gesamt | 271 | 221 (82%) | 44 (16%) | - | 190 (70%) |
Bemerkenswert ist, dass Trauben der Herkunftsländer Argentinien, Brasilien und Südafrika/Afrika, die vor allem im Winter und Frühjahr angeboten werden, in keinem Fall zu beanstanden waren. Bei chilenischen Trauben wiesen 3 von insgesamt 27 Proben (11%) eine Überschreitung der Höchstmenge auf.
Bei Beurteilung der Höchstmengenüberschreitungen muss berücksichtigt werden, dass einige dieser Höchstmengenüberschreitungen auf Höchstmengen beruhen, die mit 0,01 mg/kg im Bereich der analytischen Bestimmungsgrenze festgelegt sind, da für den betreffenden Pestizidwirkstoff in Deutschland noch keine Zulassung in Pflanzenschutzmitteln besteht. Diese Höchstmengenüberschreitungen sind somit auf eine fehlende Harmonisierung der Rückstandshöchstmengen, d. h. einer fehlenden für alle Mitgliedstaaten gültigen Höchstmenge, zurückzuführen. Die insgesamt festgestellten Höchstmengenüberschreitungen waren in keinem der vorliegenden Fälle mit einer konkreten Gesundheitsgefährdung verbunden.
Zusammenfassend zeigen die Untersuchungen, dass Trauben der Herkunft "Südhalbkugel" gegenüber Trauben der Herkunft "Nordhalbkugel" einen deutlich geringeren Anteil an Höchstmengenüberschreitungen aufweisen.
Mehrfachrückstände
Zur Betrachtung der Mehrfachrückstände wurden alle nachgewiesenen Wirkstoffe, d.h. auch Gehalte unterhalb von 0,01 mg/kg, berücksichtigt. Wirkstoffe, die als Summe eine Rückstandshöchstmenge bilden, wurden nur als Summenparameter berücksichtigt.
Auch beim Auftreten von Mehrfachrückständen war ein erheblicher Unterschied zwischen Trauben europäischer und nicht-europäischer Herkunft zu erkennen. Insgesamt wiesen 70% der Proben Mehrfachrückstände auf. Nachfolgende Graphik zeigt die pro Probe nachgewiesene Anzahl unterschiedlicher Pflanzenschutzmittelrückstände in Tafeltrauben europäischer und nicht-europäischer Herkunft.
34 (23%) Proben der untersuchten europäischen Tafeltrauben wiesen keine Rückstände auf, in zwei Proben traten zwölf verschiedene Wirkstoffe gleichzeitig auf. Durchschnittlich enthielt jede europäische Probe vier Wirkstoffe. Bei den Tafeltrauben nicht-europäischer Herkunft wiesen 14 Proben (12%) keine Rückstände an Pflanzenschutzmitteln auf. Eine Probe wies neun verschiedene Wirkstoffe gleichzeitig auf, wobei jede Probe durchschnittlich drei Pflanzenschutzmittelwirkstoffe enthielt.
Abbildung 1: Anzahl der Wirkstoffe pro Probe
Häufigkeit der nachgewiesenen Pestizide
Insgesamt wurden 89 verschiedene Wirkstoffe in den untersuchten Tafeltrauben nachgewiesen. In Tafeltrauben europäischer Herkunft wurden 74 verschiedene Wirkstoffe, in Tafeltrauben nicht-europäischer Herkunft wurden 52 verschiedene Wirkstoffe nachgewiesen.
Die Häufigkeit des Auftretens der verschiedenen Pflanzenschutzmittel ist in nachfolgender Graphik bezogen auf die Herkunft "Europa" sowie "Nicht-Europa" dargestellt. Die unterschiedlichen Pflanzenschutzmittelspektren, die im Tafeltraubenanbau in Europa und außerhalb Europas Anwendung finden, werden hier deutlich. In europäischen Trauben wurden 23 Wirkstoffe häufig, d. h. in mehr als 10% der Proben nachgewiesen, wohingegen die Anzahl häufig nachgewiesener Wirkstoffe bei Trauben nicht-europäischer Herkunft 10 beträgt.
Abbildung 2: Wirkstoffhäufigkeiten in Tafeltrauben
Zusammenfassung
Insgesamt wurden in 16% der untersuchten Proben Tafeltrauben Höchstmengenüberschreitungen festgestellt, wobei überwiegend die Herkünfte Türkei, Spanien, Griechenland und Italien auffällig waren. Dieser Anteil ist insgesamt als hoch zu bewerten. Tafeltrauben europäischer Herkunft wiesen eine hohe Anzahl an Mehrfachbefunden auf und einen Anteil an Höchstmengenüberschreitungen von ca. 20%. Dagegen waren Trauben der Herkunftsländer Argentinien, Brasilien und Südafrika/Afrika, die vor allem im Winter und Frühjahr angeboten werden, in keinem Fall zu beanstanden.
Die Ergebnisse dieser vergleichenden Untersuchung zur Rückstandssituation von Trauben europäischer und nicht-europäischer Herkunft zeigen, dass Trauben der Herkunft "Südhalbkugel" gegenüber Trauben der Herkunft "Nordhalbkugel" eine deutlich geringere Belastung mit Pflanzenschutzmitteln aufweisen.