Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Erdbeeren von Januar bis August 2009
Hintergrund der Untersuchungen
Erdbeeren zählen zu den beliebtesten und auch mengenmäßig bedeutenden Obstarten in Deutschland. Neben einem süßen, aromatischen Geschmack zeichnet sie ein hoher Vitamin C-, Folsäure- und Eisengehalt aus. Zudem liefern vor allem vollreife Früchte sekundäre Pflanzenstoffe, wie Flavonoide und Phenolsäuren.
Erdbeeren werden nicht mehr nur zur Hauptsaison im Frühsommer angeboten. Ab Januar werden sie u. a. aus Marokko, Ägypten und Israel importiert, im März/April befinden sich vorwiegend spanische und italienische Früchte in den Obstregalen der Supermärkte. Ab Mai/Juni werden sie dann von den heimischen Erdbeeren abgelöst. Diese sind meist am schmackhaftesten, da die äußerst empfindlichen Früchte auf Grund kürzerer Anfahrtswege reifer und daher mit vollerem Aroma (sie reifen nach dem Ernten nicht nach) geerntet werden.
Erdbeeren sind besonders anfällig für Schimmel und Fäulnis und daher in der Regel häufig mit Pflanzenschutzmitteln behandelt. Um die Belastungssituation weiter zu verfolgen, werden gestreut über das ganze Jahr Erdbeeren untersucht. Der vorliegende Beitrag berichtet über die aktuellen Ergebnisse der seit Anfang 2009 beprobten Erdbeeren (Stichtag für die Ergebnisse: 18.08.2009).
Zusammenfassung
Im Zeitraum seit Januar 2009 wurden insgesamt 72 Proben Erdbeeren aus dem Handel und von einheimischen Erzeugern untersucht. 67 Erdbeerproben wurden konventionell erzeugt, fünf Proben stammten aus dem ökologischen Anbau. Die Proben stammten in saisonaler Abhängigkeit vor allem aus Ägypten (Januar und Februar), Spanien (überwiegend März bis April), Italien (Januar bis Juni) und Deutschland (Juni bis August).
In der Gesamtbetrachtung hat sich die Rückstandssituation der Erdbeeren aus konventioneller Erzeugung im Vergleich zu den Ergebnissen aus dem Jahr 2008 kaum verändert. 3 % der Proben waren rückstandsfrei, 96 % wiesen Rückstände unterhalb der zulässigen Höchstmengen auf und bei 1 % waren die Höchstmengen überschritten (siehe Abbildung 1).
Abbildung 1: Anteil rückstandshaltiger Erdbeeren aus konventionellem Anbau (01/2009 – 08/2009)
Ergebnisse im Detail
Einen Überblick über die aktuelle Rückstandssituation in den konventionell erzeugten Erdbeerproben und einen Vergleich mit dem Vorjahr gibt Tabelle 1. Mit Ausnahme von Spanien und Deutschland sind die Probenzahlen je Herkunftsland so gering, dass statistische Aussagen nicht zu verallgemeinern sind. Insgesamt wurden in allen untersuchten konventionellen Erdbeerproben 321 Rückstände von 49 verschiedenen Wirkstoffen nachgewiesen. Im Gesamtdurchschnitt wurden 4,8 Rückstände pro Probe gefunden, der mittlere Rückstandsgehalt lag bei 0,34 mg/kg. Der höchste Einzelrückstand betrug 1,13 mg/kg für das Fungizid Cyprodinil in spanischen Erdbeeren, für das ein Gehalt bis 5 mg/kg zulässig ist. Oft wurden jedoch die Rückstände nur in Spuren nachgewiesen. So lagen die einzelnen Gehalte von 118 (37 %) der insgesamt 321 nachgewiesenen Rückstände unter 0,01 mg/kg.
Damit sind die seit Januar untersuchten Erdbeeren hinsichtlich des Gesamtrückstandsgehaltes praktisch gleichbleibend belastet wie die des vergangenen Jahres, auch die Anzahl der Rückstände pro Probe blieb auf vergleichbaren Niveau. Insgesamt sind die Erdbeeren als mittelmäßig belastet zu bewerten.
Herkunftsland | Gesamtzahl | ohne R | mit R kleiner als HM |
mit R größer als HM |
verschiedene Stoffe | Anzahl R pro Probe 1) | Gehalt R pro Probe 1) (mg/kg) |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Ägypten | 5 | 1 | 3 | 1 | 14 | 3,0 | 0,09 |
Belgien | 1 | 0 | 1 | 0 | 7 | 7,0 | 0,12 |
Deutschland | 39 | 1 | 38 | 0 | 19 | 4,5 | 0,18 |
Griechenland | 4 | 0 | 4 | 0 | 18 | 7,3 | 0,82 |
Italien | 6 | 0 | 6 | 0 | 23 | 7,5 | 1,04 |
Spanien | 12 | 0 | 12 | 0 | 20 | 4,0 | 0,49 |
Gesamt | 67 | 2 | 64 | 1 | 49 | 4,8 | 0,34 |
3 % | 96 % | 1 % | |||||
2008 | 117 | 5 % | 93 % | 2 % | 53 | 4,5 | 0,43 |
R = Rückstand; HM = Höchstmenge; 1) Durchschnitt
Lediglich bei einer ägyptischen Probe (1 % aller konventionellen Proben) wurden Höchstmengenüberschreitungen festgestellt. Die unzulässig hohen Gehalte betrafen den gegen Milben wirkenden Stoff Dicofol, den gegen Insekten und Milben wirkenden Stoff Ethion und den gegen Insekten wirkenden Stoff Methomyl. Diese Höchstmengenüberschreitungen bezogen sich alle auf Höchstmengen, die im Bereich der analytischen Bestimmungsgrenze liegen (siehe Tabelle 2).
Herkunftsland | Anzahl HMÜ | Wirkstoff | Rückstands-Gehalt (mg/kg) |
zulässige Höchstmenge (mg/kg) |
ARfD-Ausschöpfung |
---|---|---|---|---|---|
Ägypten | 3 | Dicofol (A) Ethion (A, I) Methomyl (I) |
0,13 0,095 0,055 |
0,02 0,01 0,05 |
1 % 74 % 34 % |
HMÜ = Höchstmengenüberschreitung, A = Akarizid, I = Insektizid, ARfD = Akute Referenzdosis
Bei Höchstmengenüberschreitungen wird eine toxikologische Risikoabschätzung durchgeführt. Dazu wird am Beispiel eines Kindes von 2 bis unter 5 Jahren überprüft, in welchem Maß bei einem einmaligen Verzehr solcher Lebensmittel die akute Referenzdosis (ARfD) ausgeschöpft ist. Bei Überschreitung des ARfD-Wertes sind gesundheitliche Risiken nicht mit der gebotenen Sicherheit auszuschließen. In solchen Fällen erfolgt über das Europäische Schnellwarnsystem (RASFF) eine entsprechende Mitteilung an die Mitgliedstaaten. Das war allerdings bei der vorliegenden Probe nicht erforderlich, denn die ARfD-Werte wurden in keinem Fall erreicht und ledig bei Ethion zu drei Viertel ausgeschöpft.
Keine der in diesem Zeitraum untersuchten 39 deutschen Erdbeeren enthielten Rückstände an Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffen oberhalb der festgesetzten Höchstmengen. Der durchschnittliche Gesamtrückstandsgehalt der einheimischen Proben lag mit 0,18 mg/kg deutlich unter dem Mittelwert aller untersuchten Proben (0,34 mg/kg). Auch die Anzahl an Rückständen pro Probe lag bei den inländischen Erdbeeren mit einem Wert von 4,5 geringfügig unter dem Durchschnitt von 4,8.
Alle untersuchten Erdbeeren aus Spanien wiesen Pflanzenschutzmittel-Rückstände auf, wobei aber keine die rechtlichen Grenzwerte überschritt. Die durchschnittliche Anzahl an Rückständen pro Probe lag mit 4,0 unter dem Gesamtdurchschnitt, jedoch wurde mit einem durchschnittlichen Gesamtrückstandsgehalt pro Probe von 0,49 mg/kg ein höherer Wert im Vergleich zum Durchschnitt und auch zu den deutschen Proben festgestellt.
Von den insgesamt 49 verschiedenen, nachgewiesenen Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffen sind die häufigsten Stoffe (viermal und häufiger nachgewiesen) in der Abbildung 2 dargestellt. Unter den zehn häufigsten Stoffen finden sich mit Ausnahme des Insektizids Thiacloprid nur Fungizide, was die besondere Bedeutung von Pilzerkrankungen in Erdbeerkulturen widerspiegelt.
Abbildung 2: Häufig nachgewiesene Stoffe in konventionell erzeugten Erdbeeren (01/2009 – 08/2009)
In fast 90 % der untersuchten konventionellen Proben wurden mehrere Stoffe gleichzeitig gefunden. So enthielt gut ein Drittel der Proben (24 Proben) zwei bis vier Rückstände, 26 Proben (39 %) fünf bis sieben Rückstände und sieben Proben (10 %) acht bis zehn Rückstände. Zwei Proben (3 %) enthielten sogar elf Rückstände (siehe Abbildung 3).
Die Mehrfachbelastung mit elf Stoffen trat in je einer Probe aus Griechenland und Italien auf. Sowohl die griechische Probe mit einem Gesamtrückstandsgehalt von 0,88 mg/kg als auch die italienische Probe mit einem Gesamtrückstandsgehalt von 0,82 mg/kg waren insgesamt überdurchschnittlich belastet, jedoch lagen in beiden Proben die Gehalte der einzelnen Rückstände deutlich unter den jeweils zulässigen Höchstmengen.
Abbildung 3: Mehrfachrückstände in konventionell erzeugten Erdbeeren (01/2009 – 08/2009)
Das Problem der Mehrfachrückstände wird immer wieder sehr emotional und kontrovers diskutiert, insbesondere auf Grund noch lückenhafter Kenntnisse über mögliche additive Wirkungen der unterschiedlichen Stoffe im menschlichen Organismus.
Erdbeeren aus dem ökologischen Landbau
Zusätzlich zu den konventionell erzeugten Erdbeeren wurden im genannten Zeitraum insgesamt fünf Proben aus dem ökologischen Landbau vorgelegt, drei aus Deutschland und je eine Probe aus Ägypten und Spanien. Alle Bio-Proben erwiesen sich als rückstandsfrei.
Fazit
Die seit Januar 2009 beprobten, konventionell erzeugten Erdbeeren wiesen im Vergleich zu den Ergebnissen des Vorjahres einen gleichbleibend geringeren Anteil an Höchstmengenüberschreitungen auf. Die in lediglich einer Probe festgestellten Höchstmengenüberschreitungen betrafen Grenzwerte, die an der unteren analytischen Bestimmungsgrenze festgelegt sind. Die Akute Referenz Dosis (ARfD) wurde in keinem Fall erreicht, so dass gesundheitliche Risiken mit der gebotenen Sicherheit auszuschließen waren.
Der durchschnittlichen Rückstandsgehalt und die mittlere Anzahl der Rückstände pro Probe lagen in den deutschen Proben unter dem Mittelwert aller Proben.
Alle untersuchten Proben aus dem ökologischen Landbau erwiesen sich als rückstandsfrei.
Allgemein zählen die in dem vorliegenden Zeitraum untersuchten, konventionellen Erdbeeren somit zu den mittelmäßig belasteten Obstsorten.