Hemmstofftest-Nachuntersuchungen 2018

Hintergrund

Mit dem Drei-Platten-Hemmstofftest (DPT), einem mikrobiologischen Screening-Verfahren, ann eine große Anzahl an Fleisch und Nieren von geschlachteten Tieren stichprobenartig auf Rückstände von Antibiotika untersucht werden. Im Jahr 2018 prüften die bayerischen Labore für die bakteriologische Fleischuntersuchung Proben von insgesamt 27.000 geschlachteten Tieren mit dem DPT. Das LGL übernahm davon rund 3.400 Proben. Die zu untersuchenden Fleisch- und Nierenproben werden von amtlichen Tierärzten bei der Fleischuntersuchung am Schlachthof entnommen. Im Labor werden zur Testdurchführung erbsengroße Stücke von Muskel und Niere auf drei Agarplatten mit unterschiedlichen pH-Werten aufgelegt. Falls Hemmstoffe im Probenmaterial vorhanden sind, kann der den Platten beigemischte Testkeim in der Umgebung der Probenstücke nicht wachsen und es bildet sich ein sogenannter Hemmhof aus. Bei 53 Proben (0,2 %) war ein Hemmhof von mindestens 1 mm zu verzeichnen. Das LGL überprüfte diese Proben mit leistungsfähigen Verfahren (LC-MS/MS), um qualitative und quantitative Aussagen über vorhandene Antibiotikarückstände machen zu können. Darüber hinaus wurden hemmstoffpositive Rinderproben auch auf nicht-steroidale Entzündungshemmer (NSAID) und Kortikosteroide untersucht. Hintergrund ist eine erhöhte Wahrscheinlichkeit von weiteren Tierarzneimittelgaben bei Rindern, die mit Antibiotika therapiert wurden. Insgesamt umfassten diese chemischen Nachuntersuchungen am LGL bis zu 90 verschiedene Wirkstoffe. In 43 % der Proben wies das LGL Rückstände nach (siehe Tabelle 1). Im Vergleich zu den Vorjahren hat sich dieser Anteil scheinbar verringert (2016: 88 % und 2017: 67 %). Die vermeintliche Abnahme lässt sich jedoch durch einen verglichen mit den Vorjahren überproportional hohen Anteil von „falsch-positiven“ Schweineproben erklären. Mit 57 % weicht dieser Anteil deutlich von den Vorjahren ab (2016: 12% und 2017: 33 %). Falsch-positive Ergebnisse können insbesondere bei Schweinenieren auftreten, wenn sie beim Transport angefroren werden. In der chemischen Nachuntersuchung sind dann trotz Hemmhof im DPT keine Antibiotikarückstände nachweisbar. Bei den 23 Proben mit Rückständen stellte das LGL in 13 Fällen (57 %) gesicherte Überschreitungen der gesetzlichen Höchstmengen fest. Die zuständigen Überwachungsbehörden führten in den auffällig gewordenen Betrieben arzneimittelrechtliche Kontrollen durch, um die Ursache der Rückstandsbefunde an Antibiotika aufzuklären. So ergaben beispielsweise die Ermittlungen im Fall einer Höchstmengenüberschreitung des Aminoglykosid-Antibiotikums Gentamycin in einem Kalb, dass die Wartezeit zwischen letzter Arzneimittelanwendung und Schlachtung nicht eingehalten wurde. Der Fall wurde zur weiteren Prüfung der Staatsanwaltschaft übergeben. Fünf der untersuchten Proben wiesen Rückstände von NSAID auf. Dabei lagen in drei Proben die Gehalte von Meloxicam, Tolfenaminsäure und Flunixin bei lebensmittelrechtlich zu beanstandenden Werten über der jeweiligen Höchstmenge. Kortikosteroide wurden in zwei Proben lediglich in Spuren nachgewiesen.

Antibiotikaverteilung

Etwa je ein Drittel aller in Rinderproben nachgewiesen Antibiotikarückstände stammt aus der Gruppe der Chinolone (fünf Proben) bzw. -Lactame (fünf Proben), während diese beiden Gruppen bei Schweineproben mit nur einem positiven Chinolonbefund eine geringe Rolle spielten. Bei Schweineproben waren hingegen in über der Hälfte aller positiven Proben
(zehn Befunde) Antibiotikarückstände aus der Gruppe der Tetrazykline nachweisbar, bei Rindern nur in zwei Proben. Aminoglykoside (vier Befunde) stellten bei Schweinproben die am zweithäufigsten und bei Rinderproben (drei Befunde) die am dritthäufigsten nachgewiesene Antibiotikagruppe dar. Sulfonamide (je ein Befund bei Schwein und Rind) und Makrolide (nur ein Befund bei Schwein) wurden lediglich vereinzelt nachgewiesen.

Tabelle: Ergebnisse der Hemmstofftest-Nachuntersuchungen 2018
Tierart Probenzahl davon Tiere mit Rückständen Muskel Niere
Gesamt ohne Rück-stände mit Rück-ständen < CCα* > CCα* > CCα* > CCα*
Mastrinder 3 0 3 2 1 1 1
Bulle 1 0 1 0 1 1 1
Kuh 5 0 5 2 3 1 3
Kalb 1 0 1 0 1 1 1
Schwein 43 30 13 6 7 7 4
Summe 53 30 23 10 13 11 10
Anteil 100% 57% 43% 43% 57% 48% 43%
davon:              
BU-Probe** 3 0 3 1 2 1 2
Hemmstoffplanprobe 47 30 17 8 9 9 6
Hemmstoffverdachtsprobe 3 0 3 1 2 1 2
*  CCα: Entscheidungsgrenze für ein positives Ergebnis
** BU: Bakteriologische Untersuchung nach § 10 der AVV Lebensmittelhygiene